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·7. Juni 2022
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Im Doppel-Interview mit liga3-online.de sprechen die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen, bestehend aus dem Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig und Sportdirektor Jörn Nowak über die erstmalige Teilnahme an der eingleisigen 3. Liga, die Kaderplanung unter dem neuen Cheftrainer Christoph Dabrowski, die Zielsetzung in der neuen Saison sowie Gedanken, das Stadion an der Hafenstraße weiter auszubauen.
liga3-online.de: Es ist nun vollbracht: Rot-Weiss Essen ist Drittligist. Wie fühlt man sich, nachdem das große Ziel, auf das der Klub sehr lange hingearbeitet hatte, nun endlich erreicht ist, Herr Uhlig?
Marcus Uhlig: Wir sind natürlich sehr froh, erleichtert und auch stolz darauf, unser großes Ziel nun endlich erreicht zu haben und wieder deutschlandweit vertreten zu sein. Es bleibt aber nicht viel Zeit, diesen Moment ausgiebig zu genießen, sondern nun steht eine Menge Arbeit an. Die Trainersuche und alle organisatorischen Vorbereitungen auf die 3. Liga haben uns einiges an Zeit abverlangt. Die Arbeit macht aber natürlich auch Spaß, darauf haben wir in den letzten Monaten und Jahren schließlich auch hingewirkt.
Wie groß war der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist, Herr Nowak?
Jörn Nowak: Wir hatten keine einfache Spielzeit und mussten einige Probleme aus dem Weg räumen. Die Entscheidung, uns von Christian Neidhart zu trennen, war ebenfalls alles andere als leicht. Dementsprechend war ich schon erleichtert, dass wir unser Ziel trotz aller Unwägbarkeiten erreicht haben. Definitiv überwogen haben aber der Stolz auf das Erreichte und vor allem die Vorfreude auf die kommende Saison in der 3. Liga.
Sie sagen es: Über die gesamte Saison sah RWE lange nach einem sicheren Aufsteiger aus. Danach kam das Spiel gegen den direkten Verfolger SC Preußen Münster, das wegen eines Böllerwurfs letztlich für Münster gewertet wurde. Wie haben sich die letzten Wochen im Titelrennen angefühlt?
Uhlig: Ich habe es im Saisonendspurt immer wieder betont und wurde dafür auch teilweise belächelt. Aber ich habe tatsächlich immer daran geglaubt, dass wir noch eine realistische Chance haben, aufzusteigen. Spätestens nach dem Unentschieden von Münster in Wiedenbrück und unserem Sieg gegen Rödinghausen, mit dem wir uns die Tabellenführung zurückgeholt haben, brach an der Hafenstraße wieder die volle Euphorie aus.
Im 13. Versuch hat es der Revierklub geschafft, die Regionalliga West und damit in den Profifußball zurückzukehren. Über die Aufstiegsregelungen für die 3. Liga wird immer wieder heiß diskutiert. Muss sich trotz des vollbrachten Aufstiegs etwas in der Regionalliga ändern?
Uhlig: Zunächst einmal gab es ja schon vor zwei Jahren eine Neuregelung, die ein Schritt in die richtige Richtung war. Seit der Saison 2020/2021 gibt es nun vier statt zuvor drei Aufsteiger aus den Regionalligen. Die aktuelle Regelung ist sicher nicht perfekt, aber das Thema 'Übergang zwischen den Regionalligen und der 3. Liga' ist komplex und vielschichtig. Die eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können, wird nur schwer zu finden sein.
Nach dem Aufstieg im heimischen Stadion an der Hafenstraße haben Sie gesagt, dass "der schlafende Riese" nun erwacht sei. Müssen sich die Gegner in der 3. Liga nun warm anziehen?
Uhlig: Das habe ich in der Tat so gesagt und auch so gemeint. Allerdings darf meine Aussage nicht als sportliche Kampfansage verstanden werden. Fakt ist doch, dass Rot-Weiss Essen trotz der vergangenen Jahre nach wie vor ein großer Verein mit einem begeisterungsfähigen Umfeld ist. Wir haben ein modernes Stadion und spüren großen Rückhalt innerhalb der Stadt Essen. Wenn wir es schaffen, die Aufstiegseuphorie zu konservieren und weiter erfolgreich arbeiten, haben wir alle die Phantasie, was mit RWE möglich ist.
RB Leipzig, die Kickers Würzburg und der SSV Jahn Regensburg schafften nach Ihrem Aufstieg den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Trauen Sie das RWE auch zu?
Uhlig: Wir spielen in der kommenden Saison zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder in einer deutschlandweiten Liga und sollten jetzt nicht abheben. Für uns geht es im ersten Jahr in der 3. Liga ganz klar darum, diese Liga kennenzulernen, sie anzunehmen und uns dort zu etablieren. Danach sehen wir weiter.
Welche Ziele setzten Sie sich aus sportlicher Perspektive?
Nowak: In erster Linie sind wir natürlich Sportler und wollen immer gewinnen. Ich kann mich den Worten von Marcus Uhlig aber nur anschließen. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln und uns schnellstmöglich in der 3. Liga etablieren.
Mit Christoph Dabrowski haben Sie vor kurzem einen neuen Trainer gefunden. Warum fiel die Wahl auf ihn?
Nowak: Mit Christoph Dabrowski haben wir den Trainer gefunden, der perfekt in unser Profil passt und genau die Anforderungskriterien erfüllt, nach denen wir gesucht haben. Er ist sehr fleißig und hat bereits nachgewiesen, dass er junge Spieler weiterentwickeln kann. Unter seiner Führung hat Hannover 96 es geschafft, sich aus einer kritischen Phase zu befreien und wieder ins sichere Tabellenmittelfeld zu kommen. Zudem lebt Christoph mit seiner Familie im Ruhrgebiet, daher kennt er die Region und die Menschen hier sehr gut.
Die Verträge unter anderem von Felix Bastians und Simon Engelmann haben bereits eine Gültigkeit für die 3. Liga. Inwieweit wird sich der Kader aber noch verändern?
Nowak: Ich werde an dieser Stelle keine Namen kommentieren. Fakt ist aber, dass wir unserer Aufstiegsmannschaft zu einhundert Prozent vertrauen. Wir haben nahezu unseren kompletten Kader zusammenhalten können und sind davon überzeugt, dass unsere Mannschaft gemeinsam den nächsten Schritt gehen kann. Dementsprechend werden wir uns nur punktuell verstärken und befinden uns in guten Gesprächen
Mit Isaiah Young hat ein wichtiger Eckpfeiler kürzlich seinen Vertrag bei den Rot-Weissen verlängert. Wie wichtig ist er für die kommende Drittliga-Saison?
Nowak: 'Isi' hat einen großen Anteil an unserem Aufstieg und ist ein wichtiger Baustein unserer Mannschaft. Wir glauben, dass er mit seiner Entwicklung noch nicht am Ende ist und sind gespannt darauf, wie er sich eine Liga höher präsentiert. Es wäre aber falsch, sich nur auf ihn zu konzentrieren. Wir haben einen ausgeglichenen Kader, in dem jeder Spieler in der Lage ist, gefährliche Situationen zu kreieren und Tore zu erzielen.
Am letzten Spieltag hätte Rot-Weiss Essen im Spiel gegen Rot Weiss Ahlen weitaus mehr als die knapp 17.000 Tickets verkaufen können. Was erhoffen Sie sich in der neuen Saison für einen Zuschauerschnitt?
Uhlig: In der vergangenen Spielzeit haben wir 6.200 Dauerkarten verkauft und die Saison – trotz Kapazitätsbeschränkungen aufgrund von Corona – mit einem Zuschauerschnitt von 9.400 beendet. Für die kommende Saison planen wir mit 7.500 Dauerkarten und einem Zuschauerschnitt von 13.000 plus X. Wenn es am Ende mehr werden, wird sich bei uns aber sicherlich niemand beschweren (lacht).
Gibt es für die Zukunft Planungen, das Stadion an der Hafenstraße weiter auszubauen?
Uhlig: Es gibt einige Ideen, und wir sind in einem ständigen und konstruktiven Austausch mit unserem Stadionbetreiber. Das Thema haben wir auf jeden Fall auf der Agenda. Die konkrete Umsetzung und Finanzierung ist aber oftmals nicht so leicht, wie man sich das vorstellt. Es werden jedenfalls nicht morgen die Bagger anrollen (lacht).
Auf welches Duell freuen Sie sich in der kommenden Saison am meisten?
Uhlig: Ich möchte gar keinen Verein herausheben. Wir freuen uns einfach auf viele Traditionsvereine, deutschlandweite Auswärtsfahrten und eine dauerhafte TV-Präsenz. Die 3. Liga fühlt sich einfach deutlich mehr nach Profifußball an.
Nowak: Auf das Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden. Darauf freue ich mich besonders.