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·7. Juli 2025

Unbequeme Fragen zum Drama um Jamal Musiala

Artikelbild:Unbequeme Fragen zum Drama um Jamal Musiala

Diese Klub-WM hat etwas hinbekommen, das ich nicht für möglich hielt: Sie wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Leider nicht so, wie sich das die Fifa vorgestellt hatte. Mein Sonntag war jedenfalls ein einziger Versuch, das verstörende Bild von Jamal Musialas unnatürlich geknicktem Fuß aus dem Kopf zu verbannen. Gelang natürlich nicht und wird nie gelingen. Der arme Kerl.

Ich kann mich nur an zwei Szenen in der Fußballgeschichte erinnern, die mich ähnlich aufgewühlt haben wie die kurz vor der Halbzeitpause des Klub-WM-Viertelfinals PSG gegen Bayern München: Wie Ewald Lienen 1981 mit fies aufgeschlitztem Oberschenkel und rausquellenden Muskel-oderwasweißich-Strängen über den Platz rennt und sein Unglück nicht fassen kann. Und Christian Eriksen, der bei der EM 2021 wie tot am Boden liegt und in Wirklichkeit um sein Leben kämpft und zum Glück gewinnt.


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Musialas Verletzung beim 0:2 gegen Paris Saint-Germain liegt in ihrer Schwere dazwischen. Der 22-Jährige war ja gerade erst nach einem Muskelbündelriss zurückgekommen, und jetzt fällt er wieder monatelang aus. Diesmal mit einem Wadenbeinbruch.

Leider verselbständigen sich in Schockmomenten Gedanken auf womöglich unzulässig vereinfachende Weise. Selbst der geübte Ex-Sportreporter ist davor nicht gefeit. Ich jedenfalls fragte mich am Samstagabend sofort: Ist der dünne, zerbrechliche Jamal Musiala vielleicht so oft verletzt, weil er nicht für das brutale 24/7-Fußballgeschäft ausgelegt ist?

Es wurde schon vor seiner Muskelverletzung darüber diskutiert, dass gegen den Bayern-Profi zunehmend brutal eingestiegen wird, weil Spieler gegen die brillanten Bewegungsabläufe und die Technik und das Tempo des gebürtigen Stuttgarters sich nicht anders zu helfen wissen als mit den Kräften der Physik.

Oder passiert so eine ungewöhnlich brutale Verletzung womöglich, weil die Spielerköpfe wegen Dauerbetriebs leer sind und deswegen manchmal keine schützenden Entscheidungen in kniffligen Zweikampfsituationen mehr treffen können?

Ich fand die Szene, die zum Beinbruch führte, extrem unnatürlich im Ablauf. Wäre PSG-Torwart Gianluigi Donnarumma in einigermaßen ausgeruhtem Zustand so krass in diesen Zweikampf gegangen?

Und wie um alles in der Welt kann Donnarumma unbestraft aus dieser Szene herauskommen? Eine Erklärung: Schiedsrichter war Anthony Taylor. Der Mann, der das klarste Handspiel der Welt nicht mal erkennt, wenn man es ihm auf einer 100×100 Meter großen Leinwand zeigt. Ich sag nur Deutschland-Spanien 2024.

Auch die Tatsache, dass Knochenbrecher Donnarumma von Bayern-Torwart Manuel Neuer aufgefordert werden musste, mal zu Musiala hinzugehen und „alles Gute zu wünschen und ein kleines Sorry dazulassen“, wie Neuer aufgebracht wissen ließ, macht mich fassungslos. Wäre alleine das nicht schon Anlass, dem Italiener den Nichtfairplay-Klub-WM-Award – inkl. Prämie: eine Drei-Monats-Sperre – zu verleihen?

Wie gesagt: Alles nur spontane Fragen und Gedanken. Für mich ist die Klub-WM damit nach dem ersten Spiel, das ich live angeschaut habe, auch schon wieder vorbei. Ich wünsche Jamal Musiala nur das Beste und gebe zurück zur Tour de France.

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