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Philipp Overhoff·30. März 2025

Unerklärliche Höhenflüge: "Jahrhundert-Flop" spielt sich fast ins DFB-Team

Artikelbild:Unerklärliche Höhenflüge: "Jahrhundert-Flop" spielt sich fast ins DFB-Team

Er galt einst als das vielleicht größte Stürmer-Talent in Deutschland. Als Hoffnungsträger einer neuen Generation von DFB-Knipsern. Schon in jungen Jahren erhielt er große Aufmerksamkeit, schon in jungen Jahren wurde extrem viel Geld für ihn in die Hand genommen.

Doch letztlich spielte der 1,89m-Hüne auf Profiniveau nur vier Saisons, in denen er eine zweistellige Anzahl an Treffern erzielte. Drei davon in einer zweitklassigen Liga. Ein reicher Geschäftsmann und Mäzen bezeichnete ihn unter anderem deswegen als "Flop des Jahrhunderts".


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Aber es gab dieses eine Jahr, in dem Pierre-Michel Lasogga wie einer der besten Angreifer der Bundesliga aussah.

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📸 Cathrin Mueller - 2019 Getty Images

Wir sprechen von der Spielzeit 2013/2014. Lasogga war erst 21 Jahre alt, hatte seinen Status als das vielversprechendste deutsche Goalgetter-Talent jedoch schon seit einer ganzen Weile abgelegt.

Vorbei waren die Zeiten, in denen "PML" die A-Jugend-Bundesliga in Angst und Schrecken versetze und auch als Jung-Profi, unter anderem mit 13 Toren und 5 Assists in 2010/2011, eine beachtliche Visitenkarte auf der großen Fußball-Bühne hinterließ.

Ganz im Gegenteil: Hinter dem gebürtigen Gladbecker lag eine wahre Seuchensaison, in der er verletzungsbedingt auf nur sieben Einsätze kam. Mit Hertha BSC war er nur ein Jahr zuvor in die 2. Bundesliga abgestiegen, einen Anteil am direkten Wiederaufstieg konnte Lasogga jedoch nicht leisten.

Und so erhielt der Hamburger SV, der kurzfristig noch dringend einen Stürmer benötigte, im Sommer 2013 etwas überraschend den Zuschlag und lieh den bulligen Youngster aus Berlin aus. Ohne Kaufoption wohlgemerkt.

Vielerorts wurde dieser Transfer extrem belächelt, doch Lasogga explodierte in der Hansestadt förmlich. Zwar konnte er aus gesundheitlichen Gründen nur 20 Spiele machen, die Tor-Ausbeute war hingegen fantastisch: Der Rechtsfuß traf 13 Mal, im Schnitt alle 114 Minuten.

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📸 Oliver Hardt - 2014 Getty Images

Vor einem Mittelfeld-Dreigestirn aus Rafael van der Vaart, Hakan Çalhanoğlu und Maximilian Beister war Lasogga bestens aufgehoben und glänzte darüber hinaus als herausragender Zielspieler bei Standardsituationen.

Der HSV spielte insgesamt desolat, schoss aber immerhin viele Tore: 51 waren es am Saisonende. Und auch die zahlreichen Trainerwechsel machten Lasogga nichts aus, insbesondere unter Bert van Marwijk funktionierte er exzellent.

"Er ist zwar kein Mario Götze, aber er ist ein viel kompletterer Angreifer, als die meisten denken", erklärte der Niederländer damals. "Er wird unterschätzt. Er ist ein Typ, der sich jeden Tag verbessern will. Das gibt ein positives Signal an die ganze Mannschaft."

Diese Eigenschaften hätten Lasogga um ein Haar sogar in die deutsche Nationalmannschaft gebracht. Joachim Löw nominierte den Torjäger im März 2014 für das Länderspiel gegen Chile. Im Abschlusstraining zog sich dieser jedoch eine Oberschenkelverletzung zu und verpasste sein DFB-Debüt um Haaresbreite.

Wer weiß: Wäre Lasogga an jenem Tag fit geblieben, hätte er es vielleicht sogar in den WM-Kader geschafft. Und wäre als Backup von Miroslav Klose in Brasilien Weltmeister geworden. "Das war ein sehr prägender Moment meiner Karriere. Ich sollte gegen Chile spielen", ärgerte sich der damals 22-Jährige später. Zurecht.

Die Entwicklung zum „Jahrhundert-Flop"

Denn zu keinem zweiten Punkt in seiner Karriere erreichte Lasogga jemals eine solche Höhe wie in dieser HSV-Saison. Obwohl die Rothosen sogar ordentlich Geld in die Hand nahmen und ihre Lebensversicherung - nach dessen entscheidendem Tor zum Klassenerhalt in der Relegation gegen die SpVgg Fürth - für 8,5 Millionen Euro von der Hertha verpflichteten.

In den folgenden drei Saisons schoss Lasogga nur 13 Bundesliga-Treffer und mutierte viel eher zum Meme außerhalb des Platzes. In einem 'Spiegel'-Interview wetterte Klub-Investor Klaus-Michael Kühne heftig gegen seinen Schützling und bezeichnete diesen als "Flop des Jahrhunderts". Der HSV sei "ein Phänomen, weil die Luschen immer hier hängenbleiben."

Es folgte der Gang zu Leeds United in die englische Zweitklassigkeit, wo das einstige Top-Talent immerhin für zehn Buden sorgte.

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Ein Jahr später, in der ersten Zweitliga-Spielzeit des HSV, waren es sogar 13. Doch auf das allerhöchste Niveau kehrte Lasogga nicht mehr zurück. Nach einem dreijährigen Katar-Aufenthalt läuft der 33-Jährige mittlerweile für die zweite Mannschaft des FC Schalke in der Regionalliga West auf.

Sein großer Höhenflug liegt dagegen bereits über zehn Jahre in der Vergangenheit. Doch in irgendeinem Paralleluniversum, in dem es einen gerechten Fußball-Gott und keine Verletzungen gibt, ist Pierre-Michel Lasogga 2014 mit Deutschland Weltmeister geworden und nicht der "Flop des Jahrhunderts".


📸 Christof Koepsel - 2019 Getty Images