Rund um den Brustring
·21. Oktober 2024
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·21. Oktober 2024
Beim Gastspiel in München läuft der VfB dem Rekordmeister über 90 Minuten nur hinterher. Ein ernüchternder Auftritt, auch unabhängig von der Qualität des Gegners.
Sicher: Nur wegen einer guten Saison sind wir jetzt nicht für alle Zeiten auf Augenhöhe mit Vereinen wie den Bayern oder unserem nächsten Gegner, in dessen Stadt ich mich bereits befinde. Dennoch, so groß wie es der Spielverlauf und das Ergebnis des nicht ganz so gipfeligen Südgipfels suggerierte ist der Unterschied zwischen beiden Mannschaften derzeit nicht. Dass die Bayern am Ende einen auch in der Höhe komplett verdienten 4:0‑Sieg davontragen, lag vor allem darin, dass beim VfB gar nichts zusammenlief: Kein konsequentes Verteidigen, zwei komplett überforderte Außenbahnspieler in Vagnoman und Debütant Hendriks, ein Mittelfeld ohne Zugriff bei allen vier Gegentoren und ein Angriff ohne Biss und Kreativität.
Vielleicht war es auch der Rotation etwas zuviel und man hätte die Muskeln von Maxi Mittelstädt und Enzo Millot lieber zum Ende des Spiels schönen sollen. Viel eklatanter war aber, dass die Bayern den VfB mit seinen eigenen Waffen aus der letzten Saison schlugen und einen Diagonalball nach dem anderen hinter die weiß-rote Viererkette schlugen, während es die Brustringträger erfolglos mit langen Bällen versuchten, die sie mangels Zweikampfstärke aber nicht verwerten konnten. Der VfB fand nie einen Ansatz für dieses Spiel.
Und keinen Zugang. Das 1:0 aus der Distanz von Harry Kane war nur folgerichtig nach einer ersten Halbzeit voller verpassten Chancen. Eine solche hatte auch Josh Vagnoman in der zweiten Halbzeit, aber er vergab sie genauso überhastet und leichtfertig wie seine Mannschaft das Spiel. Denn die Tore zwei, drei und vier erinnerten ungut an den überwunden geglaubten Kontrollverlust der ersten Spiele und noch viel schlimmer an die Hilflosigkeit vergangener Jahre, als sich der VfB regelmäßig von der Qualität der Münchner überrollen ließ, ohne deren Offensivfeuerwerk löschen zu können. Mittlerweile hat die Mannschaft allerdings sowohl die Qualität, als auch das Selbstverständnis, um hier nicht nur dagegen zu halten, sondern mitzuspielen. Ich schrieb in der Vorschau auf dieses Spiel, wir müssten uns vor den nächsten Gegnern nicht verstecken — aber genau das taten wir am Samstag.
Nun reiht sich diese Klatsche erst Mal ein in eine Serie von Spielen, in denen mehr drin gewesen wäre und ist auf den ersten Blick der vorläufige Tiefpunkt eines Negativlaufs. Das ignoriert aber, dass der VfB drei Mal streckenweise sehr dominant auftrat, einmal auch am Schiedsrichter, einmal an einem starken Gegner und einmal vor allem an sich selbst scheiterte. Das Spiel in München war das Gegenteil von dominant und Sebastian Hoeneß kündigte zurecht an, dass man danach nicht — wie übrigens früher üblich — zur Tagesordnung übergehen könnte. Dazu war die Diskrepanz zwischen Potenzial und dem in München gezeigten einfach zu groß.
Gleichzeitig muss man die erste größere Durststrecke in Hoeneß’ Amtszeit auch richtig einordnen. Ja, das Spiel war katastrophal und die nächsten Wochen werden nicht leicht. Aber zum einen ist diese Mannschaft auch früher schon von Rückschlägen zurückgekommen und zum anderen endet die Saison nicht an Weihnachten. Eine enorme Leistungssteigerung ist schon gegen Juventus und vor allem Kiel notwendig. Aber diese Saison ist ein Marathon, bei dem wir uns nicht nach fünf Kilometern schon bockig ins Gras setzen können.
Und jetzt gilt erstmal: Dopo tutta la merda si parte per il viaggio. Stoccarda internazionale!
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass fand das Spiel zum Kotzen. Stuttgart.international sah den VfB im Bayern-Strudel.
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images