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·19. August 2024
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Mit der Saison 2023/24 konnte beim VfL Wolfsburg niemand so richtig zufrieden sein. Die eigene Ambition war es, eine Rolle im Kampf um die Europapokalränge zu spielen, doch davon waren die Wölfe am Ende weit entfernt.
Die Eckdaten zur Saison: 17 Niederlagen in 34 Spielen, 56 Gegentore, Platz zwölf und ein Trainerwechsel von Niko Kovac zu Ralph Hasenhüttl, der auch nur den Auftrag hatte, einigermaßen stabil in den Sommer zu kommen. Jetzt geht der Blick wieder nach oben. Und die Entwicklung der Mannschaft?
Vor der Saison 2023/24 gab der VfL Wolfsburg rund 75 Millionen Euro auf dem Transfermarkt aus. Die Neuzugänge untermauerten die Ambitionen. Das Ziel war die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. Unter anderem stießen Joakim Maehle, Moritz Jenz, Tiago Tomas und Lovro Majer zum Team – allesamt keine kleinen Namen. Niko Kovac ging guter Dinge in die neue Spielzeit, aber schnell waren Mängel im Spiel zu erkennen.
Wolfsburg brachte die eigenen PS nicht auf den Platz, zu viel war von individuellen Aktionen abhängig, der Fußball hatte keinen Wiedererkennungswert. Außer, dass er wiederkehrend durchschnittlich war. Es kam ein gewisser Kovac-Kreislauf in Gang: Immer, wenn es so aussah, als wäre eine Entlassung so langsam unumgänglich, zog der Trainer den Kopf aus der Schlinge. Es dauerte lange, bis die Verantwortlichen der Wölfe handelten.
Acht Spiele vor dem Saisonende zog man dann aber doch die Reißleine: Kovac wurde entlassen, der Österreicher Ralph Hasenhüttl installiert. Er führte die Wölfe aus dem größten Chaos, holte zwölf Punkte in acht Partien. Das war eine ordentliche Ausbeute, am Fußball selbst änderte sich aber nicht allzu viel. Das konnte aber auch niemand in dieser kurzen Zeit verlangen. Jetzt, nach einer kompletten Vorbereitung unter dem Cheftrainer, steigen auch die Ansprüche.
Eine wirkliche Transferoffensive des VfL Wolfsburg gab es in diesem Sommer nicht. Diese konnte aber auch nicht erwartet werden. Die Abgänge hielten sich in Grenzen, als einziger Stammspieler verließ Koen Casteels den Klub in Richtung Saudi Pro League. Für ihn konnte aber ein sehr guter Ersatz gefunden werden: Kamil Grabara. Der Pole kam aus Kopenhagen, war mit 13,5 Millionen Euro Ablöse auch der teuerste Spieler. Marius Müller füllt das Torhüterteam auf. Mohamed Amoura, Leihgabe von Saint Gilloise, soll für mehr Schwung im Angriff sorgen, Bence Dardai (18) und Mathys Angely (17) sind Perspektivtransfers.
(Photo by Warren Little/Getty Images)
Noch könnte sich beim VfL auf beiden Seiten etwas tun. Maxence Lacroix wurde zuletzt als Kandidat für einen Abgang gehandelt. Vor allem Crystal Palace scheint interessiert zu sein, falls Marc Guehi noch wechselt. Aber auch so haben die Verantwortlichen die Augen offen und beobachten, ob sich Möglichkeiten bieten. Der Fokus in der Vorbereitung lag indes darauf, den Fußball per se zu verbessern. Hasenhüttl hatte nun die Gelegenheit, sein System Stück für Stück zu implementieren, viele Inhalte trainieren zu lassen.
Und das ist auch nötig. Offensiv war das Spiel oft zu statisch. In der Hinrunde abhängig von Jonas Wind und seinen Läufen, in der Rückrunde oft zugeschnitten auf den wuchtigen Kevin Behrens, aber ohne entsprechend guten Plan, wie man ihn in die für ihn optimalen Positionen bringt. Während die Offensivabteilung kein klares Konzept hatte, wie der Gegner auseinandergespielt werden sollte, war die Umschaltbewegung in Richtung Defensive ebenfalls sehr ausbaufähig. Zu viele Gegentreffer kassierte Wolfsburg, zu viele Großchancen ließ das Team zu.
Der Hasenhüttl-Auftrag lag also auf der Hand: Er sollte in dieser Vorbereitung die Abwehr stabilisieren, die Offensive beleben und dann noch versuchen, beide Mannschaftsteile so gut wie möglich miteinander zu verbinden, um ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Ansätze waren erkennbar, die Testspiele phasenweise aber auch relativ wild. Was eine Veränderung ist, keine Frage. Aber eher von einem Extrem in das nächste, von Kovac-Trägheit in Richtung Hasenhüttl-Harakiri.
Doch welchen Fußball will der Österreicher überhaupt in Wolfsburg etablieren? Hasenhüttl hat Teile der RB-DNA aufgesogen, ist also ein Trainer, der viel Wert auf Pressing legt. Über den gesamten Platz hinweg soll der Gegner situativ unter Druck gesetzt werden. Das erfordert eine hohe Laufbereitschaft, viel Intensität. Die Mannschaft muss fit sein, viele Sprints hinlegen können. Das mag simpel klingen, ist es aber nicht. Im Anlaufen braucht es klare Abläufe, wenn in vorderster Linie aktiv gegen den Ball gearbeitet wird, muss gut nachgeschoben werden, um nicht im Falle des Überspielens des Pressings größere Lücken zu offenbaren.
Heißt im Umkehrschluss: Einige Veränderungen mussten her. Hasenhüttl setzt seinen Stil in der Regel sehr konsequent und kompromisslos um. Das bedeutet auch, dass diejenigen, die nicht mitziehen oder erkennbar nicht dazu passen, keine Perspektive haben. Seine Idee von Fußball ist bei der Ausrichtung entscheidend, es wird nicht ein System gewählt, das zu den vorhandenen Spielern passt. Das System Hasenhüttl kann dabei einige Vorteile haben. Wenn das Pressing konsequent durchgezogen wird und sich die hohen Ballgewinne häufen, gleichzeitig Abläufe im letzten Drittel einspielen, wird es viele Chancen geben.
Und den ein oder anderen Abschlussspieler haben die Wölfe ja in den eigenen Reihen. Eines stimmt positiv: Wolfsburg spielt nicht international, hat nach einem Ligaspiel in der Regel Zeit, um sowohl die Regeneration als auch kleinteilige Veränderungen auf kleinster Ebene unter einen Hut zu bringen. Der intensive Stil könnte so über die gesamte Saison durchgezogen werden.
Es gibt sie also, die Mutmacher rund um den VfL Wolfsburg. Niemand erwartet, dass die Wölfe in der neuen Saison um den Einzug in die Champions League mitspielen. Ein Schritt nach vorne, hin zu einem einstelligen Tabellenplatz, vielleicht mit dem Blick in Richtung Conference League, soll es aber dann doch sein. Trainer Hasenhüttl wird für einen intensiveren Fußball sorgen, zumindest die Trägheit der letzten Saison sollte der Vergangenheit angehören. Der neue Torhüter bringt Qualität mit, einige Spieler passen sehr gut zum gewünschten Stil.
Allerdings hat der Hasenhüttl-Fußball auch so seine Tücken. Diese waren zeitweise in Leipzig, sehr häufig bei Southampton erkennbar. Dem Österreicher gelang es oft nicht, die hohe Aktivität im Spiel gegen den Ball mit einer entsprechenden Absicherung zu koppeln. Es gab zu viele Gegentore, teilweise Spiele, in denen seine Mannschaft komplett die Kontrolle verlor. Zur Erinnerung: Gleich zweimal während seiner Zeit bei den Saints kassierte das Team neun (!) Gegentore in einem Spiel.
Der Coach muss zeigen, dass er aus dieser Zeit gelernt hat. Dass er Lösungen gefunden hat, damit sich alles mehr oder weniger die Waage hält. Stabilität ist wichtig für den VfL Wolfsburg, gerade bei einem Kader, der die dazu neigt, eben jene schnell zu verlieren, wenn es nicht läuft. Demzufolge bleibt Wolfsburg mit Trainer Hasenhüttl eine Art Wundertüte. Die Tristesse könnte vorbei sein, aber dafür müssen noch viele Faktoren begradigt werden.
(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)
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