Von der Regionalliga zum WM-Traum: Dieser Buli-Kicker riskiert gerade alles | OneFootball

Von der Regionalliga zum WM-Traum: Dieser Buli-Kicker riskiert gerade alles | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: OneFootball

OneFootball

Selina Eckstein·14. September 2025

Von der Regionalliga zum WM-Traum: Dieser Buli-Kicker riskiert gerade alles

Artikelbild:Von der Regionalliga zum WM-Traum: Dieser Buli-Kicker riskiert gerade alles

Ein Vereinswechsel ist nie ohne Risiko. Erst recht nicht für einen Stammspieler: Wird man sich beim neuen Klub durchsetzen können? Lassen sich die alten Erfolge wiederholen? Und was, wenn sogar die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 auf dem Spiel steht?

Elias Saad hat es trotzdem gewagt. Im Sommer verließ er den sicheren Hafen beim FC St. Pauli, um in Augsburg von Bundesliga-Neuling Sandro Wagner über den Platz gescheucht zu werden. Auch die Fuggerstädter gingen ein Risiko ein – ob der frühere DFB-Co-Trainer die Mannschaft tatsächlich nach vorne bringen kann, ist noch offen. Saad selbst zeigte sich jedenfalls kämpferisch: "Wir wollen die Bundesliga ein bisschen aufmischen", erklärte er nach seiner Ankunft im Augsburger Klub-TV. Ob das auch schon am heutigen Sonntag gegen seine Ex-Klub gelingt (Anpfiff um 15:30 Uhr)?


OneFootball Videos



Warum aber der Schritt zur bisherigen grauen Maus der Liga, die nun versucht "sexy" zu sein? Für Saad gab vor allem einer den Ausschlag: ebenjener Sandro Wagner. „Er war selbst Stürmer, er kann mich individuell besser coachen“, begründete er. Bei Vorgänger Alexander Blessin habe das Augenmerk zu stark auf der Defensive gelegen – für einen offensiv denkenden Linksaußen der falsche Schwerpunkt. Schließlich hat der Offensivspieler große Ziele: Tunesien ist bereits für die WM qualifiziert, und er will dabei sein. Diesen September erzielte er beim 3:0 gegen Liberia sein erstes Länderspieltor.

Dass es so lange dauerte, hatte auch mit Rückschlägen zu tun. Ein brutales Foul vom Mainzer Dominik "Hardkohr" Kohr im Oktober 2024 zwang ihn zu einer Knöchel-OP und kostete ihn die Teilnahme an der Afrika-Cup-Qualifikation.

Als er dann endlich wieder fit war und im März dieses Jahres zur Nationalmannschaft eingeladen wurde, ließ ihn der Coach in beiden Spielen 90 Minuten auf der Bank schmoren. Die Enttäuschung verwandelte er danach in Energie: Im Bundesliga-Spiel gegen die Bayern traf er aus Frust – "Da war auf jeden Fall Wut im Bauch", gab er nach der Partie offen gegenüber der 'Bild' zu.

Doch mehr Tore sollten nicht dazu kommen. Eine weitere Verletzung stoppte ihn kurz vor Saisonende. Nun soll Wagner den Torriecher noch mehr schärfen. FCA-Geschäftsführer Michael Ströll zeigte sich optimistisch: "Elias ist technisch versiert, bringt Dribbelstärke, Geschwindigkeit und Torgefahr mit. Er hat sein Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft."

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Diese Qualitäten zeigte er auch bei seinem Tor in der zurückliegenden Länderspielpause, womit er nun seinem WM-Traum zumindest ein Stück näher rücken dürfte. Es wäre ein weiteres Kapitel in seiner märchenhaften Karriere. Er wurde zwar nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, spielte aber noch bis Ende 2022 bei einem Regionalligisten. Damals dürfte Saad wahrscheinlich noch nicht daran geglaubt haben, dass ein Bundesligist mal knapp zwei Millionen Euro Ablöse für ihn zahlen würde.

In der Jugend sei er nicht so gut gewesen wie andere, verriet der Augsburger mal in einem Podcast. Sein Wachstumsschub setzte spät ein. Über Umwege schaffte er es immerhin zu Norderstedt in die Regionalliga. Scouts des FC St. Pauli wurden so auf ihn aufmerksam.

Im September 2022 hatte sich der damalige Trainer Timo Schultz gemeinsam mit einem Assistenten Norderstedts Pokalspiel angeschaut. "In der Nacht davor habe ich gedacht, dass das meine Chance ist und ich nicht scheiße spielen darf", erzählte Saad rückblickend gegenüber ‘transfermarkt.de’. In der ersten Halbzeit habe er dann auch nicht gut gespielt, doch nach der Pause erzielte er ein Tor. Nur um dann mit Gelb-Rot vom Platz gestellt zu werden.

Er überzeugte die Kiezkicker scheinbar trotzdem, denn im Winter 2022 holten sie den Tunesier ans Millerntor. Es sollte aber bis April 2023 dauern, ehe er sein Pflichtspieldebüt gegen Braunschweig gab. Doch der Moment, in dem er merkte, dass er nun wirklich im Profifußball angekommen war, war ein anderer.

Nur eine Woche später wurde Saad im Derby gegen den Hamburger SV eingewechselt und erzielte seinen ersten Treffer für St. Pauli. "Nach dem Tor stand ich an der Mittellinie und habe mir gedacht, dass ich angekommen bin. Ich bin Fußballprofi", erinnerte er sich im Interview mit ‘transfermarkt.de’ zurück. Er habe nicht mal gejubelt, weil er einfach mit der Situation nicht umgehen konnte und überfordert gewesen sei.

Seitdem ging es schnell: Stammspieler, Aufstieg mit St. Pauli, Wechsel für zwei Millionen Euro. Jetzt also Augsburg – und vielleicht bald die WM? Saads Geschichte zeigt: Wer hoch hinaus will, muss bereit sein, ins Risiko zu gehen.


📸 Daniela Porcelli - 2025 Getty Images