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Justus Pludra·24. August 2024

Von Schmiergeld bis Kidnapping: Mehr Tricks gehen bei einem Transfer nicht

Artikelbild:Von Schmiergeld bis Kidnapping: Mehr Tricks gehen bei einem Transfer nicht

Nein, das Titelbild ist keine Foto-Montage. Genauso wenig ist der junge Mann auf dem Foto glühender Fan von Manchester United. Und ja, das sind norwegische Werbepartner im Hintergrund. Der auf diesem Bild gerade 18-jährige John Obi Mikel hat gut lachen, weil er fest davon ausgeht, bald für die Red Devils aufzulaufen. Dazu sollte es allerdings nie kommen. Stattdessen folgte auf das Foto in Oslo eine filmreife Transfer-Saga, mit dem wohl tiefsten Griff in die Transfer-Trickkiste aller Zeiten.

Der Stern des Nigerianers ging bei U17-Weltmeisterschaft 2003 auf. Scouts von Real, Barça und eben Manchester United sowie Chelsea waren begeistert von der chirurgischen Präzision und Ruhe des Teenagers. Das Problem: Einfach so einen Vertrag vorlegen, ging nicht. Die Regularien verboten es, einen minderjährigen Spieler zu verpflichten. Also musste zum ersten Mal in dieser Story getrickst werden.


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Ein Agent versuchte es mit dem klassischen Schmiergeld. 70.000 Dollar in bar soll er Obi Mikel unter die Nase gehalten haben, wie der Spieler der 'Sun' erzählte. Dafür sollte er bei dessen Arbeitgeber unterschreiben. Sir Alex Ferguson versuchte es wenig später mit einer nobleren Finte: Imponierung. Die Trainer-Legende lud das begehrte Talent zu einem mehrwöchigen Probetraining ein - mit Erfolg.

Trotz beiderseitigem Interesse verlief sich die Sache aber anschließend im Sand. Das wiederum rief den FC Chelsea auf den Plan. Auch dort überzeugte Obi Mikel direkt im Probetraining. Über Umwege brachten die Blues daraufhin ihren Hoffnungsträger beim FC Lyn Oslo unter. Der Deal war klar: Chelsea kommt für alle Kosten auf, kurz nach seinem 18. Geburtstag wechselt Obi Mikel dann zu den Blues.

Das lief auch alles wie geschmiert, bis Sir Alex Ferguson seinen nächsten Streich aus der Trickkiste zog. Kurz nach dem so wichtigen Feiertag zur Volljährigkeit flog Fergie nach Norwegen und schwatzte dem Talent einen gut-dotierten Vertrag auf. Nach kurzer Bedenkzeit schlug Obi Mikel ein und der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Hastig wurde die ominöse Pressekonferenz für die Wechsel-Verkündung einberufen. In London fiel man derweil aus allen Wolken.

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Es war an der Zeit für die nächste List: Chelsea-Verantwortliche beorderten den Umworbenen derart schnell und diskret an die Stamford Bridge, dass norwegische TV-Sender von Kidnapping mutmaßen. Lyn Oslo und United befeuerten diese Vermutungen. Auch weil der Hauptstadt-Klub das Fußball-Juwel in einem Haus versteckte und der Spieler erst neun Tage später eine Erklärung abgab: Er sei in Abwesenheit seines Beraters zu der United-Unterschrift gedrängt worden.

Während die Red Devils vergeblich Einspruch bei der FIFA einlegten, begab sich ihr geplatzter Transfer auf die nächste, filmreife Mission. Am Endes eines Täuschungsmanövers mit sechs Autos traf sich Obi Mikel mit dem damaligen Chelsea-Coach José Mourinho. The Special One gab dem jungen Mann ein gutes Gefühl. Jetzt wo der Spieler überzeugt war, mussten sich die streitenden Klubs einig werden.

Das erwartbar schwierige Unterfangen zog sich fast zehn Monate. Am Ende zahlte Chelsea, laut 'spox', 4,5 Millionen Euro Ablöse an Lyn Oslo und weitere 13,5 Millionen an United. Ab der Saison 2006/2007 lief der Mittelfeld-Motor dann elf Jahre für den Champions-League-Sieger von 2012 auf. Die sportlich erfolgreichen Zeiten in London werden mit dem 89-fachen Nationalspieler immer verbunden bleiben. Den Tag im United-Trikot wird er wohl trotzdem nie vergessen.