Vor dem Duell gegen den HSV: Die breite Brust von Hannover 96 ist gerechtfertigt | OneFootball

Das erste Heimspiel 2025, 3 Wochen unter dem neuen Trainer, und man beginnt erste kleine Veränderungen im roten Auftreten zu entdecken. Auch wenn das Ergebnis nicht jeden zufrieden stellt, kann man mit etwas Sachverstand die neue Handschrift bei Hannover 96 erkennen.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer: Der Trainer hatte unter der Woche erklärt, dass man das leidige Hintenherumspielen von Bällen aus den Köpfen und Füßen bekommen müsse. Er wolle mutigen, vorwärtsgewandten Fußball spielen, er habe da so einige Ideen. Rückpässe seien bitte nur in Notfällen erlaubt. Rein optisch sah man in dem Punkt bereits eine Verbesserung gegen Münster und Hannover 96 kam mit Tempo und Tiefe hinter die hart verteidigte Kette der Preußen. Übrigens war Münster bis dahin in vier Auswärtsspielen ungeschlagen. Sie wussten also, was sie defensiv taten. Kombinationsspiel und Flankenläufe der Roten zeigten sich ebenfalls rebootet, wir hatten ausreichend Abschlüsse und Chancen, um das Spiel klar zu gewinnen.

– 571 zu 253 Pässe – Knapp 90% Passquote – Teilweise bis zu 70% Ballbesitz – 5 Großchancen

Das Aufblühen von Spielern in den Reihen von Hannover 96:

Gegen Münster hatte Breitenreiter endlich die Doppelspitze Tresoldi/Ngankam aufs Grün geschickt, die in der Vergangenheit rein statistisch immer den meisten Alarm gemacht hatte. Im Anschluss schenkte Nicolo dann auch viel Amore an seinen Sturmpartner und betonte, wie viel Spaß es mit Jessic im Sturm mache. Leider fehlt dieser nun am kommenden Wochenende in Hamburg wegen seiner 5. gelben Karte. Über das Erwachen von Jannik Rochelt hatten sich wohl alle gefreut, die es mit Hannover 96 halten. Endlich deutete der Zauberfuß einen Teil seines Könnens an und flankte zum 1:1-Ausgleich durch Nicolo Tresoldi. Auch sonst riss unsere #10 die meisten Kilometer ab (11,8), hatte 67 Ballaktionen, 84% Passquote unter höchstem Pressing-Druck, und drei wichtige Pässe. Zudem den zweithöchste Performancewert im Team. Es wird, Junge, ES wird!

Neue Rolle für Leopold: Durch die Hybrid-Rolle von Neuzugang Boris Tomiak, der als zentraler Innenverteidiger bei Ballbesitz auch mal auf die 6 vorschob und damit Fabian Kunze auf die 8 hochrücken ließ, bekam Enzo Leopold eine völlig neue Freiheit im zentralen, offensiveren Mittelfeld. Endlich konnte er ruhigen Gewissens die defensive Drecksarbeit seinen beiden zentralen Staubsaugern überlassen und sich um das Strippenziehen im vorderen Bereich kümmern. 80 Ballkontakte, ein Tor, drei Großchancen herausgespielt, und den stärksten Performancewert im Team.

Dass es am Ende doch nur zu einem blöden Unentschieden reichte, lag wohl an zwei bis drei kleinen Nuancen: Nach dem traumhaft heraus gespielten 2:1 durch Leopold (64. Minute) schalteten die Roten einen Gang zurück. Das hohe Pressing mit großen Laufwegen forderte seinen Tribut. Ein Fehler, denn bereits sieben Minuten später kam Münster viel zu leicht zum Ausgleich. Mit höherer Intensität in diesem Moment und ohne diesen wirklich seltenen Aussetzer von Ron-Robert Zieler hätte der SCP an diesem Tag keinen Punkt in Hannover ergattert. Das waren mehrere unglückliche Umstände zur falschen Zeit am falschen Ort. In den verbleibenden 20 Minuten und mit drei frischen Leuten für die Endphase schaffte Hannover 96 dennoch keinen Turnaround mehr. Zu markant war das Leistungsdefizit von Nielsen und Voglsammer zum Rest der Startelf an diesem Tag. Auch Lee fand leider keine Bindung mehr zum Spiel.

Das wirft zum Ende hier einen wichtigen Aspekt auf: Kommen diese Woche noch neue Spieler, Herr Mann? Oder legt man sich erneut Ausreden zurecht, warum man trotz vollmundiger Versprechen doch wieder keine starken, uns helfenden Neuverpflichtungen finden konnte? Boris Tomiak ausgenommen, der ein stabiler Vorgriff auf den beschlossenen Abgang von Phil Neumann im Sommer darstellt. Ein Fiasko Köhn 2.0 bleibt uns also erspart. Uns fehlen aber definitiv zwei bis drei fitte Ergänzungsspieler für die Breite des Kaders. Sonst wird uns im Aufstiegskampf irgendwann die Puste ausgehen…