MillernTon
·5. Dezember 2025
Vorbericht: 1. FC Köln – FC St. Pauli (13. Spieltag, 25/26)

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·5. Dezember 2025

Der 1. FC Köln ist gut in die Saison gestartet, doch der FC St. Pauli hat aufgrund zurückgewonnenen Selbstvertrauens sowie Kölner Schwächen echte Chancen auf einen Auswärtserfolg.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Schluss mit den Feierlichkeiten! Pokal-Viertelfinale, schön und gut, aber der FC St. Pauli soll bitte unbedingt in der Bundesliga bleiben. Damit das gelingt, ist ein zeitnahes Ende der Niederlagen-Serie in der Bundesliga zwingend notwendig. Ist das bereits am Samstag in Köln möglich?
Mit einem unveränderten Kader dürfte der FC St. Pauli am Samstag in Köln antreten. Alexander Blessin berichtete auf der Pressekonferenz vor der Partie, dass neben David Nemeth auch Andréas Hountondji weiterhin ausfallen wird. Es bestehe aber die Hoffnung, dass der Angreifer zum Spiel kommende Woche gegen Heidenheim wieder fit sei, so Blessin.
Gleich vier Innenverteidiger fehlen den Kölnern aktuell. Timo Hübers hat sich schwer am Knie verletzt, immer wieder passiert das auch Luca Kilian, der aktuell seinen dritten Kreuzbandriss auskuriert. Dazu fehlen momentan auch Dominique Heintz und Joël Schmied mit Muskelverletzungen. Immerhin ist aus Kölner Sicht Rav van den Berg vor kurzem wieder auf den Platz zurückgekehrt, sodass die Innenverteidigung nicht komplett blank ist.
Dazu ist Malek El Mala verletzt. Nein, dass ist nicht der, von dem alle reden, sondern sein Bruder, der bisher „nur“ in der Regionalliga zum Einsatz kam und dort bereits fünf Treffer erzielte. Wieder einsatzbereit ist hingegen wohl Angreifer Ragnar Ache, der sich von einer kleinen Gehirnerschütterung erholt hat und am Dienstag wieder ins Training eingestiegen ist.
Der 1. FC Köln ist dafür bekannt, dass erfolgreiche Effzeh-Spieler schnell und oft auf einen Thron gehoben werden. Dieser Fußballort hat irgendwie etwas an sich, dass dort Spieler medial und von Fanseite anders behandelt werden. Das konnte bereits vielfach beobachtet werden. Anthony Modeste, Patrick Helmes, Milivoje Novaković und nicht zuletzt Lukas Podolski – all diese Spieler wurden zu ihren Kölner Zeiten extrem gehypt. Der nächste „Messias“ ist Said El Mala, ein 19-jähriger Linksaußen, der bis zu diesem Sommer nur Drittligaerfahrung hatte, aber bereits damals das Interesse großer Clubs auf sich zog – was seitdem nicht abgerissen, sondern nur noch größer geworden ist.
Nun hat El Mala auch erste fette Ausrufezeichen in der Bundesliga gesetzt. In allen zwölf Spielen kam er zum Einsatz, anfangs nur als Joker, inzwischen ist er zumeist in der Startelf. Fünf Treffer, drei Vorlagen lautet der Arbeitsnachweis. Der Impact, den El Mala auf das Kölner Spiel hat, ist aber noch wesentlich größer, als „nur“ eine Beteiligung an mehr als einem Drittel aller Kölner Treffer. Kein anderer Spieler der Bundesliga geht pro 90 Minuten häufiger ins Dribbling, nur einer hat mehr erfolgreiche Offensivaktionen, nur zwei haben mehr Abschlüsse, nur einer mehr Ballkontakte im gegnerischen Strafraum. Was ihn in seinen Ballaktionen so stark macht, ist nicht nur sein Körper (er vereint Speed und Größe, ist wendig temporeich und wendig, aber eben auch 1,87m groß), sondern vor allem seine Beidfüßigkeit im Dribbling. Zwar dominiert sein rechter Fuß etwas, aber er wechselt manchmal im Vollsprint auch das Bein, was es für Verteidiger extrem schwer macht, seine nächste Bewegung zu erahnen. Damit erinnert er ein wenig an Ousmane Dembele, der allerdings beide Füße noch etwas gleichmäßiger einsetzt (und ja, das Niveau von Dembele ist eines, das El Mala zugetraut werden kann).
Neben El Mala haben die Kölner in diesem Sommer noch einige weitere Spieler in den Kader geholt, die das Team merklich vorangebracht haben. Denn auch wenn von den letzten sechs Ligaspielen nur eines gewonnen werden konnte, so steht Köln mit 15 Punkten nach 12 Spieltagen natürlich gut da. Mit dafür gesorgt hat nicht nur El Mala, sondern auch Neuzugang Ísak Jóhannesson, der sich im Mittelfeld sofort zum Stammspieler und Verbindungsgeber aufgeschwungen hat. Auch Jakub Kamiński, der leihweise aus Wolfsburg gekommen ist und bisher keine Spielminute verpasste (fünf Treffer), hat voll eingeschlagen. Ebenfalls überzeugen konnten bisher beide Angreifer, Marius Bülter (drei Treffer, drei Vorlagen) und Ragnar Ache (ein Treffer, vier Vorlagen), die sich die Rolle als zentrale Spitze teilen (zusammen mit Luca Waldschmit, der auch bereits drei Treffer erzielt hat).
Und dann ist da noch ein neues Gesicht an der Seitenlinie, das definitiv auch einen nicht unerheblichen Anteil am Saisonstart der Kölner hat: Lukas Kwasniok hat im Sommer den Cheftrainer-Posten übernommen und dem Team eine sehr viel klarere spielerische Identität verpasst, als sie sie noch im Aufstiegsjahr unter Struber und später Funkel zeigte. Kwasniok ist sicher eine Person, die viele nicht beim FC St. Pauli an der Seitenlinie sehen wollen. Bei seinen bisherigen Stationen in Jena und Paderborn hat er aber gezeigt, dass er Teams taktisch extrem gut an die Anforderungen anpassen kann. Dazu passt auch, was Eric, Gesprächspartner von Casche im „Vor dem Spiel“-Gespräch erwähnte: Das Team der Kölner kann seine Formationen während des Spiel auf dem Platz flexibel anpassen (und hat Probleme gegen tiefstehende Gegner – was für den FCSP ein Vorteil sein könnte).
Alexander Blessin ist ebenfalls voll des Lobes und erwähnt, wie gut der 1. FC Köln den Übergang von der zweiten in die erste Liga gemeistert hat: „Sie sind sehr gut gestartet in die Liga. Sie kommen immer mit Understatement daher, aber man sieht von den Daten her, dass sie die Liga angenommen haben, von der Intensität, vom Laufvolumen her. Da kämpft einer für den anderen, bis zum Schluss.“

Said El Mala hat in dieser Saison beim 1. FC Köln innerhalb kürzester Zeit dafür gesorgt, dass er als eines der größten Talente Europas betitelt wird.
(Alexander Hassenstein/Getty Images/via OneFootball)
Keine Frage, der 1. FC Köln ist sehr stark in die Liga gestartet. Aber beim Blick in die Zahlen wird deutlich, dass man auch über die Maßen erfolgreich ist. Das Team hat mehr Tore erzielt, als nach xG wahrscheinlich und weniger gefangen, als nach xG wahrscheinlich. Nur Hoffenheim und die Bayern sind größere Überperformer als Köln, wenn man die xG-Werte zurate zieht. Der FC St. Pauli ist hinter dem FC Augsburg übrigens der größte Unterperformer, fing sich zwei Gegentreffer mehr und erzielte zwei Treffer weniger als nach xG wahrscheinlich.
Wenn wir schon beim Toreschießen sind, dann sind zwei Dinge extrem auffällig beim 1. FC Köln: Das Team erzielt sehr gerne späte Tore. Blessin erklärte dazu: „Es wird kein Spiel verloren gegeben, egal wie es steht. Das ist sehr gut.“ In Zahlen heißt das, dass die Kölner elf ihrer bisher 21 Treffer in der Schlussviertelstunde erzielten, wahnsinnige sieben davon sogar in der Nachspielzeit. In insgesamt fünf Spielen konnte so das Ergebnis noch entscheidend gedreht werden. Der FC St. Pauli sollte also gewarnt sein.Ebenfalls alles auf „Alarm“ stellen sollte der FCSP, wenn er eine Standardsituation für sich hat. Elf der 20 Gegentreffer der Kölner entstanden durch Standardsituationen (die Kwasniok übrigens mit einem wilden Vergleich erklärt). Hoffen wir, dass diese Statistik nach Abpfiff zahlenmäßig noch weiter zugelegt hat.
In Sachen personeller Aufstellung gibt es eine Reihe von Fragezeichen bei den Kölnern. Der verletzte Heintz könnte in der Innenverteidigung durch den genesenen van den Berg ersetzt werden. Sollte das nicht möglich sein, dann dürfte Eric Martel von der Sechs eine Position nach hinten rücken. Denkbar ist auch, dass beide in der Innenverteidigung starten und dadurch Sebastian Sebulonsen (noch so ein starker Neuzugang) wieder auf die angestammte Position rechts rückt.
Zu erwarten ist, dass Kristoffer Lund anstelle von Castro-Montes wieder auf der angestammten linken Schienenposition starten wird. Sollte Martel nach hinten rücken, dann dürften Johannesson und Denis Huseinbašić (den mag ich als Spieler sehr gerne) im zentralen Mittelfeld starten. Tom Krauß und der mögliche Jubilar Florian Kainz (könnte sein 200. Pflichtspiel für den Effzeh absolvieren) sind aktuell seltener in der Startelf zu finden. Die drei Offensivspieler dürften El Mala, Kamiński und, sofern er wirklich fit ist, Ache sein. Wie genau auch immer aufgestellt wird, eines wird deutlich werden: Dieser 1. FC Köln hat nur wenig mit dem Team der Vorsaison gemein. Es erscheint gut möglich, dass zum Anpfiff mit Martel und Torhüter Marvin Schwäbe nur zwei Spieler in der Startelf stehen, die in der Vorsaison schon in Köln waren.
Aufseiten des FC St. Pauli stellt sich natürlich die Frage, ob es Veränderungen aufgrund des dritten Spiels innerhalb von sieben Tagen geben wird. Eigentlich ist das logisch, vor allem auf den laufintensiveren Positionen, das hatte Blessin ja bereits vor dem Pokalspiel erklärt. Allerdings ist es vielleicht gerade jetzt auch mal wichtig, dass das Team einfach so bestehen bleibt. Denn gegen Mönchengladbach passte vieles zusammen. Da stellt sich für Blessin sicher die Frage, was wichtiger ist: Frische oder Eingespieltheit?
Ich tendiere stark dazu, dass es keine Veränderungen in der Startelf des FC St. Pauli geben wird. „Never change a running system“ und so. Wenn es aber um Frische in der Startelf geht, dann dürfte das am ehesten Arek Pyrka betreffen, der gegen München und Mönchengladbach durchspielte, sowie Jackson Irvine, der gegen Mönchengladbach erstmals in dieser Saison die volle Spielzeit auf dem Platz stand und Mathias Pereira Lage, der in der Bundesliga bisher aber immer in der Startelf stand.
Wichtiger als die körperliche dürfte ohnehin die mentale Verfassung sein. Die letzten Partien bezeichnete Alexander Blessin als „Weg der kleinen Schritte“, auf dem es Stück für Stück besser wurde („Man sieht, dass das Vertrauen wieder zurückkommt.“). So gut, dass nun zuletzt endlich wieder ein Sieg heraussprang. Die Basis für diese Entwicklung sieht der FCSP-Cheftrainer im Bereich Energie, Intensität („war in den letzten zwei Spielen hervorragend“) und Kommunikation. Hiervon dürfe man nun, dass sei auch Thema in der Analyse unter der Woche gewesen, „keinen Deut abweichen.“ Einen ähnlichen Rückfall wie nach dem letzten Pokalspiel soll es nicht geben. Blessin sagte klipp und klar: „Wir müssen da jetzt dranbleiben!“ Wie gut das gelingt, werden wir am Samstag spätestens nach Abpfiff wissen.
Forza!// Tim
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