MillernTon
·18. September 2025
Vorbericht: VfB Stuttgart – FC St. Pauli (4. Spieltag, 25/26)

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·18. September 2025
Der FC St. Pauli reist zum VfB Stuttgart und möchte den guten Saisonstart fortsetzen. Der VfB hingegen versucht einen Fehlstart zu vermeiden.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Sonntag gegen Augsburg, Freitag dann bereits gegen Stuttgart – es ist eine kurze Woche für den FC St. Pauli. Das hat uns beim MillernTon allerdings nicht daran gehindert extrem viel in diesen Tagen zu machen. Den Spielbericht. Den Nachdreher. Das „Nach dem Spiel“-Gespräch. Den Spielbericht der 1. Frauen. Die Medienrunde mit Hauke Wahl. Lobhudelei von Danel Sinani. Heute ist dann auch noch das „Vor dem Spiel“-Gespräch erschienen. Ach, und eine neue Monatssendung erscheint auch noch diese Woche. Und sowieso erscheint jeden Werktag die „Lage am Millerntor.“Diese Arbeit macht uns großen Spaß und ist ja für einige von uns auch ein Job (den wir aber eher als Passion, denn als Job bezeichnen würden). Wir freuen uns sehr, dass wir bereits viele Unterstützer*innen haben, die uns das ermöglichen. Wenn Du den MillernTon bei seiner Arbeit unterstützen möchtest, dann findest Du hier alle Infos dazu. Danke!
Auf fünf Spieler muss der FC St. Pauli in Stuttgart verzichten. Ricky-Jade Jones befindet sich laut Alexander Blessin auf einem guten Weg, ist bereits wieder im Lauftraining und trainiert teilweise mit dem Ball, fällt aber natürlich noch aus. David Nemeth ist hingegen noch im Ruhemodus, muss sich erst von seiner Operation an der Sehne erholen, ehe es wieder mit dem Aufbautraining losgeht. Auch Karol Mets ist sicher keine Option für Freitag, obwohl er aktuell im Training voll mitziehen kann, wie Blessin auf der PK erklärte.
Ebenfalls noch nicht wieder einsatzbereit ist Abdoulie Ceesay. Der Angreifer ist zwar am Mittwoch wieder ins Teamtraining eingestiegen, doch Blessin erklärte, dass zwei Einheiten mit dem Team nicht reichen, damit er gegen Stuttgart wieder im Kader stehen kann. Der FCSP-Cheftrainer erwartet Ceesay kommendes Wochenende gegen Leverkusen wieder zurück. Auch Jackson Irvine muss aussetzen. Nach seiner Kader-Rückkehr gegen Augsburg klagt der FCSP-Kapitän nun über von Blessin nicht genauer definierte „muskuläre Probleme“, die eine erneute Kadernominierung verhindern. Andreas Hountondji hingegen ist einsatzbereit. Der Angreifer musste zu Wochenbeginn etwas kürzertreten, kann am Freitag aber spielen, so Blessin.
Der VfB Stuttgart muss den Ausfall von drei Offensivspielern verkraften: Silas ist bereits seit einigen Monaten verletzungsbedingt raus. Justin Diehl fehlt aufgrund einer Bänderverletzung im Sprunggelenk. Und dann wird auch Deniz Undav fehlen, der sich am 2. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach einen Innenbandanriss im Knie zugezogen hat.Und dann fehlen dem VfB Stuttgart in der Offensive auch zwei Spieler, die in der Vorsaison echte Leistungsträger waren, die im Sommer aber das Konto des Clubs kräftig füllten: Enzo Millot wechselte für 30 Millionen Euro nach Saudi-Arabien. Nick Woltemade zog es für eine kolportierte Ablöse von 90 Millionen zu Newcastle United.
Auch in der Defensive fehlen dem VfB wohl ein paar Spieler: Ameen Al-Dakhil ist so etwas wie der Seuchenvogel des Clubs, fehlte zuletzt aufgrund von muskulären Problemen, fiel in der Vorsaison bereits mit einer Reihe unterschiedlicher Gründe aus. Auch Innenverteidiger Luca Jaquez musste zuletzt aussetzen, nachdem er sich zum Ligaauftakt die Nase gebrochen hatte und diese sogar operiert werden musste. Ebenfalls ausfallen wird wohl Rechtsverteidiger Leonidas Sterigou, der nach seiner Fußverletzung noch Trainingsrückstand hat.Ob diese drei Spieler aber sicher ausfallen werden, keine Ahnung. Die Pressekonferenz der Stuttgarter findet erst am Donnerstag statt. Bemerkenswert: Es war für mich nicht herauszufinden, wie weit diese drei Spieler diese Woche im Training sind. Weder über Vereinskanäle, noch über Medien habe ich dazu etwas gefunden. Wenn jemand einen Tipp hat, wo es solche Infos zum VfB Stuttgart gibt, dann her damit!
Die Ausfälle und Transfers treffen und trafen den VfB Stuttgart im Herzstück des Kaders. Die Offensive des Teams ist der Hauptgrund, warum man in der Saison 23/24 Vizemeister wurde und diesen Sommer den DFB-Pokal in die Höhe recken durfte. Nun wurde mehr oder weniger die halbe Offensive erneuert. Mit Badredine Bouanani, Tiago Tomas, Bilal El Khannouss und Lazar Jovanovic kamen einige junge und entwicklungsfähige Spieler zum VfB. Zusammen mit der Verletzung von Undav und dem Formtief von Chris Führich (kein Stammplatz mehr) führt das zu einer mehr oder weniger komplett runderneuerten Offensive.
Entsprechend schwierig war der Saisonstart des VfB Stuttgart. Zum Auftakt verlor man bei Union Berlin, danach mühte sich das Team erst in die 2. Pokalrunde (nach Elfmeterschießen gegen Braunschweig) und zum 1:0-Heimerfolg gegen ein schwaches Borussia Mönchengladbach. Zuletzt setzte es nach 1:0-Führung eine enttäuschende 1:3-Niederlage beim SC Freiburg. Das ist ganz sicher nicht der Saisonstart, den man sich beim VfB Stuttgart erwünscht hat.
„Sie haben sicherlich nicht den besten Start hingelegt, aber haben trotzdem eine unglaubliche Qualität“, erklärt Alexander Blessin auf der Pressekonferenz und erinnert sich dabei an die beiden Spiele aus der Vorsaison: „Wir hatten ein wahnsinnig gutes Hinspiel gehabt. Aber der VfB zu der Zeit, mit der spielerischen Qualität – Undav war sehr gut drauf, Woltemade war sehr gut drauf, Führich auch – den Flow hatten sie da einfach in der Hinrunde noch. In der Rückrunde war es ein bisschen anders, wobei sie da auch dieses schnelle Spiel, teilweise verlangsamen und dann mit einem Kontakt weiterleiten, hatten. Das ist echt schwer zu verteidigen im letzten Drittel. Da sind sie sehr variantereich und kreativ und das war sehr, sehr schwierig zu verteidigen. Da muss man ein hohes Maß an Klarheit haben in den Aktionen und auch handlungsschnell sein, im richtigen Moment harte Zweikämpfe führen.“
Für den FC St. Pauli, der nach Toren die zweitbeste Defensive der Liga in der Saison 24/25 stellte, waren diese beiden Partien Ausnahmen. Denn die zwei Spiele mit den meisten zugelassenen Torschüssen (jeweils 20) und den höchsten gegnerischen xG-Werten in der Vorsaison waren ausgerechnet jene gegen den VfB Stuttgart (ja, auch jene Partie im Dezember, die gewonnen wurde). Der VfB war letzte Saison nach xG-Werten das zweitbeste Team der Bundesliga, die Offensive, das hatte ich ja bereits erwähnt, war das absolute Prunkstück.Übrigens: Das nach den xG-Werten von WyScout aktuell zweitbeste Team der Liga ist der FC St. Pauli (hinter dem FCB). Bei den gegnerischen xG-Werten von WyScout ist das Team sogar Spitzenreiter.
Auch Spieler, die für 90 Millionen Euro den Club wechseln, scheitern an einem Torhüter des FC St. Pauli, der mindestens 90 Millionen wert ist.
Boah, gerade fällt mir ein, dass Nikola Vasilj damals vom Platz flog und ich mich aufgeregt habe, wie nur ganz selten beim Fußballschauen.
// (c) Stefan Groenveld
Allein die Vergangenheit zeigt klar auf, welch große Herausforderung dem FC St. Pauli bevorsteht. „Was das Spiel gegen den Ball angeht, da müssen wir einfach besser werden“, erklärt Alexander Blessin auf der Pressekonferenz. Genauer sprach er von „immer wiederkehrenden Problematiken im Verschieben.“ Hier gilt es sich besonders gegen den VfB Stuttgart zu verbessern, auch wenn dieser offensiv noch nicht so richtig zünden konnte in dieser Saison.
Wieso ist der VfB Stuttgart denn unter der Leitung von Trainer Sebastian Hoeneß so offensivstark geworden? Viel hängt natürlich von den Fähigkeiten der einzelnen Spieler ab. Aber auch die Spielidee stellte viele Gegner vor Probleme, besonders, wenn diese mannorientiert agierten. Weil der VfB zwar nominell in einem 4-2-3-1 auf dem Platz steht, diese Formation aber so gut wie nie auf dem Feld zu sehen ist. Das Team rotiert extrem viel. Blessin gibt einen Einblick: „Sie versuchen auf den Halbpositionen Überzahl zu schaffen. Ein zentraler Spieler schwimmt, sie haben eine Asymmetrie in ihren Bewegungen, haben teilweise einen Dreier-Aufbau. Man muss immer wieder auf Stiller aufpassen, der als Quarterback agiert, das Spiel variiert, schnell macht. Sie haben auf den Flanken mit Tomas und Leweling oder Führich auch Speed, gepaart mit Qualität am Ball.“
Der VfB Stuttgart ist mit dieser Spielweise ein Exot in der Bundesliga. Denn der Ansatz beruht darauf, dass das Team den Ball haben will. Und da die Bundesliga eine Konter-Liga ist, sticht so ein Team heraus, welches immer den Ball haben will. Entsprechend gilt es zu verhindern ihnen den Ball zu überlassen, zumindest in bestimmten Zonen. Blessin warnt: „Wenn man ihnen zu viel an Ballbesitz überlässt, dann fühlen sie sich wohl, dann spielen sie sich in einen Flow“, und ergänzt, dass man ihnen aber sehr wohl den Ball teilweise überlassen kann, „in Räumen, wo sie uns nicht wehtun können.“
Um den „Flow“ zu vermeiden sei es wichtig, „dass wir dann auch zeigen, was wir können“, erklärt Blessin und betont, dass man selbst unbedingt offensiv aktiv sein muss: „Dadurch wollen wir sie auch einschüchtern. Das ist ein wichtiger Punkt. Das eigene Selbstvertrauen darf nie über ein Maß hinausgehen. Aber zu zeigen, dass wir auch was können, beeindruckt natürlich auch den Gegner. Wenn er selber ins „Rückwärtsdenken“ kommt, dann hadert er vielleicht ein ums andere Mal.“ Und dann, nach viel Lob für die Offensive der Stuttgarter, sprach Blessin einen Satz, der Mut macht: „So sattelfest sah es ja jetzt in den letzten Wochen auch nicht aus. Sie sind sicherlich verwundbar.“ Hell yeah!
Beim VfB Stuttgart dürfte es eine Änderung in der Startelf geben: Tiago Tomas kam gegen den SC Freiburg erst im Verlauf der zweiten Halbzeit in die Partie, weil er in der Trainingswoche zuvor krankheitsbedingt aussetzen musste. Nun dürfte er wieder vollständig genesen sein und entsprechend drängt er in die Startelf. Dort würde er rechts vorne zum Einsatz kommen und Badredine Bouanani verdrängen. Ansonsten sind keine personellen Veränderungen beim VfB zu erwarten.
Erwartete Aufstellung beim Spiel VfB Stuttgart gegen FC St. Pauli VfB: Nübel – Vagnoman, Jeltsch, Chabot, Mittelstädt – Karazor, Stiller – Tomas, El Khannouss, Leweling – Demirovic FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Dźwigała – Pyrka, Sands, Fujita, Oppie – Hountondji, Sinani, Pereira Lage
Es ist inzwischen schon eine Art Tradition geworden: Auch beim vierten Ligaspiel steht hier im Vorbericht etwas zu der Frage, ob Arkadiusz Pyrka oder Manos Saliakas auf der rechten Seite in der Startelf stehen werden. Das, so erklärt es Blessin, sei „immer ein bisschen Gegner-abhängig.“ Der FCSP-Cheftrainer attestiert beiden Spielern eine gute Leistung gegen Augsburg („Arek hat seine Sache gut gemacht“ – „Manos hat extrem viel Energie reingebracht“), erklärt aber auch, dass beide „immer noch ein paar Stellungsfehler“ machen würden. Es handele sich auch diese Woche um ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“, welches Blessin allerdings ein gutes Gefühl und keine Kopfschmerzen bereite, weil sich beide Spieler durch diesen Konkurrenzkampf auf ein höheres Leistungslevel heben. Wer nun in Stuttgart starten wird? Ich habe keine Ahnung. Ich tippe darauf, dass Blessin an „never change a winning team“ festhält, sodass Pyrka in der Startelf steht.
Dieses „never change a winning team“ gilt ganz sicher für die Offensive. Hier brennt Martijn Kaars auf einen Einsatz. Er wird, so Blessin, auch weiterhin Spielzeit bekommen. Allerdings nicht als Teil der Startelf. Blessin erklärt: „Andréas hat es sehr, sehr gut gemacht“ und sprach davon, dass als Stürmer wichtig sei „ein gewisses Vertrauen zu entwickeln.“ Diese Worte können durchaus aus Startelf-Garantie für Andreas Hountondji verstanden werden. Dass das überhaupt Thema ist, ob ein nahezu topfitter Spieler auch in der Startelf steht, der in den ersten drei Ligaspielen drei Treffer erzielte, zeigt, wie hoch der Konkurrenzkampf im Team auf einigen Positionen ist.
Somit reist der FC St. Pauli mit ganz anderen Voraussetzungen zum VfB Stuttgart als letztes Mal. Damals ging es auf allerletzter Rille nach Stuttgart und nur ganz wenige rechneten damit, dass der FCSP etwas Zählbares mitnehmen würde. Umso schöner war der 1:0-Erfolg. Nun hat sich das ein wenig gedreht: Der FC St. Pauli reist formstark ins Schwabenland, die Stuttgarter haben noch nicht zur Form der Vorsaison gefunden. Das bedeutet natürlich nicht, dass der FCSP als Favorit nach Stuttgart reist. Allerdings weise ich gerne darauf hin, dass die Stadt Stuttgart in Baden-Württemberg liegt…
Forza!// Tim
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