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·6. Dezember 2024
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Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel führt fünf Gründe an, die für den Deutschen sprechen
Gestern knabberte ich stundenlang an der Frage, wer Weltfußballer 2024 werden soll. Noch bis nächsten Dienstag können nämlich neben Spielern und Trainern auch Fans und Journalisten ihre Stimme bei der Fifa-Wahl abgeben. Der Weltverband hat elf Profis auf die Vorschlagsliste genommen – darunter Rodri, Vinicius Junior, Lionel Messi, Florian Wirtz, Erling Haaland, Kylian Mbappé, Toni Kroos.
Ich habe nach reiflicher Überlegung Toni Kroos gewählt.
Äh, Moment mal: Gibt es nicht schon den Weltfußballer 2024? – Wird jetzt der eine oder die andere sagen. Stimmt. Der Ballon d’Or 2024 wurde Ende Oktober mit viel Getöse Rodri (Manchester City) und nicht Vinicius in die Hand gedrückt – Real Madrid stellte aus Protest für 24 Stunden sämtliche Flugreisetätigkeiten ein. Es gibt also tatsächlich zwei Weltfußballer-Titel pro Jahr. Aber das macht nichts. Wir leben schließlich in einer Zeit, in der es auch mehrere Finanzminister pro Jahr geben kann.
Dass ich Probleme mit dem spielerisch aktuell wohl besten, aber leider unsportlichsten Fußballer der Welt habe, also Vinicius, schrieb ich an dieser Stelle schon. Der Mann ist für mich raus, bis er nicht mehr bei jeder strittigen Einwurfentscheidung den Eindruck erweckt, dass sich die Weltmächte gegen ihn verschworen haben. Der Brasilianer könnte eher für die Donald-Trump-Fairplay-Plakette 2024 in Platin infrage kommen. Oder für den Neymar in Gold.
Rodri ist ein Spitzenspieler und hat auch den Ballon d’Or verdient, aber irgendwas in mir sträubt sich dagegen, ihn gleich zweimal da oben zu sehen, zumal er zwar die EM mit Spanien, aber nicht die Champions League gewonnen hat.
Ich habe Toni Kroos gewählt, womit der wichtigste Individualtitel des Fußballs quasi in Summe an eine Doppelsechs geht. Wie im echten Spiel halt. Kroos hat im Sommer seine Karriere beendet, aber laut Ausschreibung gibt der Zeitraum von August 2023 bis August 2024 den Ausschlag.
Erstens wurde Kroos 2024 Spanischer Meister und Champions-League-Sieger und spielte dabei zweitens oft in entscheidenden Situationen Pässe, die so schön anzusehen waren wie van Goghs Südfrankreich-Heatmaps.
Er lupfte drittens die deutsche Nationalmannschaft nach seinem DFB-Comeback auf ein längst vergessenes Niveau, obwohl es am Ende für den EM-Titel nicht reichte. Doch machen wir uns nichts vor: Vinicius kam bei der Copa America auch nur bis zum Viertelfinale.
Es gibt zwei weitere Argumente, die für Kroos sprechen.
Der Mann hat im Sommer eine einmalige Karriere (einmal Weltmeister, sechsmal Champions-League-Sieger) zum genau richtigen Zeitpunkt beendet – als Fußballer des Jahres in Deutschland obendrein. Diese Lebensleistung muss gewürdigt werden.
Und: Ohne Kroos geht es mit Real Madrid bergab, obwohl im Sommer Mbappé verpflichtet wurde. Das Mittelfeld der Königlichen ist seither Kraut und Rüben.
Manchmal sagt eben Abwesenheit das meiste über die Qualität eines Spielers aus.