Warum ist Vinicius Junior einfach nur peinlich? Ich habe da eine Vermutung | OneFootball

Es ist nicht lange her, dass Vinicius Junior als bester Fußballer des Planeten galt. Seine Ballbehandlung, sein Tempo, die Präzision beim Torschuss: eine Augenweide. Real Madrid durfte stolz auf sein neuestes Juwel sein. Die Vergangenheitsform beim Verb habe ich nicht zufällig gewählt. Inzwischen schämt man sich für Vinicius Junior einfach nur noch. 

Da ist ja nicht nur seine überzogene Theatralik, wenn ihm die Bälle nicht so serviert werden, wie’s der Herr auf dem Rasen gerne hätte. Da macht er seinen eigenen Mitspielern die Hölle heiß oder verzieht sein Gesicht so kamerawirksam, dass alle Welt sieht: Er ist der einzige Erleuchtete unter all diesen Blinden im Stadion.

Bei jedem heftigen Atemzug eines Gegenspielers windet sich der Brasilianer mit Phantomschmerzen auf dem Spielfeld, wie man es sonst nur von seinem Landsmann Neymar kennt. Kürzlich beim 1:0 gegen Getafe provozierte er zwei Rote Karten und sogar den Trainer des Gegners, dass seine Wechsel richtig sind. Das allein ist schon peinlich. 

Jetzt aber, beim Clasico in Spanien (2:1 gegen Barcelona), verweigerte er Xabi Alonso den obligatorischen Handschlag. Der Grund: Sein Trainer hatte es gewagt, ihn zwanzig Minuten vor Abpfiff auszuwechseln. Die spanische Sportzeitung Mundo Deportivo fragte entgeistert: „Vinicius, warum bist du es immer?“ Ja, warum er? Ich habe da eine Vermutung. 

Und die lautet: Er hat eine Schraube locker. Denn mit Egoismus und Eitelkeit ist sein Verhalten auf und neben dem Platz nicht mehr zu erklären Sogar die Schiedsrichter machen schon Witze, wenn seine Schauspielerei nach einem vermeintlichen Foulspiel zu einem Todesdrama mit Publikum ausartet: „Den nimmt man nicht mehr ernst.“ 

Real-Trainer Alonso muss die Respektlosigkeit bei der Auswechslung ernstnehmen. Es geht um seine Autorität. Er kündigte „ein Gespräch“ an, aber das reicht nicht. Man wünscht Vinicius zwei Spiele Sperre und einen ganzen Abend auf der Stillen Treppe, damit er mal über sich und seinen Mannschaftssport nachdenkt. Aber ich fürchte: Da käme nicht viel.