
Miasanrot
·11. Juni 2025
Was der bevorstehende Wechsel von Leroy Sané für den FC Bayern München bedeutet

In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·11. Juni 2025
Leroy Sané wird den FC Bayern München voraussichtlich verlassen. Eine Chance für den FCB? Miasanrot ordnet den Transfer ein.
Von Jonas und Justin
Nachdem gestern das „schlimmste Trikot aller Zeiten“ offiziell vorgestellt wurde, folgte heute die nächste vermeintliche Hiobsbotschaft: Leroy Sané wird mehreren Medienberichten zufolge seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern und stattdessen bei Galatasaray Istanbul unterschreiben. Bereits vor der Klub-WM könnte der Nationalspieler den Rekordmeister demnach verlassen.
Hat sich der Rekordmeister also verzockt? Oder ist das am Ende für beide Seiten besser so? Was bedeutet der Abgang für die Offensive und die weiteren Transferaktivitäten des Clubs? Miasanrot mit einer Einordnung.
Lange sah es so aus, als würde der Offensivspieler dem FC Bayern erhalten bleiben. Zwar liefen die Verhandlungen schleppend, doch Sanés grundsätzliche Bereitschaft, einen Vertrag zu geringeren Bezügen anzunehmen, stimmte Max Eberl und auch den Linksfuß stets optimistisch.
Ein Vertrag war bekanntlich bereits ausgehandelt. Doch einen Beraterwechsel später wollte der 29-Jährige auf einmal doch noch mehr Gehalt.
Dem in der Regel gut informierten Journalisten David Ornstein zufolge soll Leroy Sané in Istanbul einen Dreijahresvertrag mit einem Gehalt von sage und schreibe 15 Millionen Euro pro Jahr unterschreiben. Und zwar netto! Der Rekordmeister war lediglich bereit, dem Flügelspieler diese Summe (inklusive leistungsbezogener Boni) brutto anzubieten.
Der Rekordmeister hat sich also gewiss nicht verzockt, kam der Sané-Seite mit dem Angebot mehreren Medienberichten zufolge sogar noch einmal entgegen und war bereit, bis nach der Klub-WM dessen Entscheidung abzuwarten. Das Vorgehen war nachvollziehbar und sich selbst nach der Absage von Florian Wirtz nicht zu signifikant hohen Veränderungen des Angebots verführen zu lassen, war richtig.
Dass der Nationalspieler sich am Ende anders entschied, ist vor diesem Hintergrund wohl das Beste für beide Seiten. In Istanbul bekommt Sané seinen gewünschten Vertrag und kann als Starspieler bei Galatasaray nächste Saison Champions League spielen. Auch die Stadt, das Stadion und die Emotionen rund um den traditionsreichen Verein haben gewiss ihren Reiz.
Hoffnungen auf eine Nominierung für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr kann sich der Nationalspieler also dennoch machen, da ein Wechsel in die Türkei nicht mit einem MLS- oder Saudi-Pro-League-Transfer vergleichbar ist. Wenngleich Sané damit seine Chancen auf einen großen internationalen Titel im Klubfußball vorerst einbüßt. Zur Klub-Weltmeisterschaft, die der FCB 2021 im alten Modus gewann, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit kein weiterer Pokal in den UEFA- oder FIFA-Wettbewerben dazugesellen.
Für den FC Bayern steht auf den ersten Blick zwar der ablösefreie Verlust eines Spielers, der in seinen fünf Jahren immerhin 116 Torbeteiligungen geliefert hat und kaum durch Verletzungen ausfiel. Doch auf den zweiten Blick bietet der Abgang eines 29-Jährigen Topverdieners dem Club auch mehrere Chancen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Zum einen sind große Leistungssprünge von ihm nicht mehr zu erwarten. Auch aufgrund seiner Position, bei der er viel von Tempo und Handlungsschnelligkeit abhängig ist. Sanés Leistungsschwankungen und Inkonstanz wurden ohnehin nicht nur intern seit Jahren äußerst kritisch betrachtet. In seiner gesamten Zeit beim Rekordmeister hat es der Flügelstürmer nicht geschafft, eine Saison konstant zu performen. Zu wenig für einen Spieler, der einst als Starspieler von Manchester City geholt und mit entsprechendem Gehalt ausgestattet wurde.
Stichwort Gehalt: Der Abgang bietet Max Eberl die Chance, die vom Aufsichtsrat seit Monaten geforderte Reduzierung der Gehaltskosten fortzuführen. Nach Thomas Müller ist Sané der zweite Spieler unter den absoluten Topverdienern, der den Verein verlässt. Allein durch diese beiden Abgänge werden rund 40 Millionen Euro pro Jahr an Gehaltszahlungen frei. Mit Serge Gnabry, Leon Goretzka und Manuel Neuer könnten drei weitere Spieler aus dieser Kategorie nächstes Jahr folgen.
Mit Kingsley Coman wird zudem ein weiterer inkonstanter Topverdiener seit geraumer Zeit mit einem Abgang in Verbindung gebracht, der dem Club sogar eine Ablöse im mittleren zweistelligen Millionenbereich einbringen könnte. Der Weg für einen Startransfer auf dem Flügel à la Nico Williams, Bradley Barcola oder Rafael Leão ist also theoretisch frei.
Da eine Rückkehr von Mathys Tel ebenso unwahrscheinlich ist, steht der FC Bayern allerdings vor einem großen Umbruch in der Offensive. Mit dem Abgang von Müller wären allein quantitativ drei bis vier Kaderpositionen zu besetzen. Heißt: Neben dem Toptransfer benötigt der Rekordmeister wohl noch mindestens zwei weitere Offensivspieler.
Auf dem rechten Flügel kann man mit Michael Olise und Gnabry planen, der linke Flügel müsste gänzlich neu besetzt werden. Auf der Zehn kann man mit dem aktuellen Kader etwas Spielraum nutzen. Neben Olise können auch Tom Bischof und Leon Goretzka, dessen Abgang längst nicht feststeht, eine offensive Rolle hinter und rund um Harry Kane einnehmen. Ob man für diesen dann noch ein Backup holt, ist ebenfalls offen.
Das Problem für Max Eberl bleibt, dass der FC Bayern sparen will. Geht man davon aus, dass er einen Transfer im Bereich zwischen 40 und 70 Millionen Euro auch ohne Verkäufe genehmigt bekommt (wie wir hier vorgerechnet haben), muss er beim Rest kreativ werden. Die Einnahmen von Mathys Tel und Kingsley Coman können aber zur Refinanzierung von ein bis zwei weiteren Offensivspielern genutzt werden. Je nach Angebot könnten dort zwischen 50 und 90 Millionen Euro an Einnahmen dazukommen.
Eberl könnte damit auch versuchen, zwei Starspieler zu verpflichten – beispielsweise Nico Williams und Rafael Leão. Er könnte auch einen Starspieler und zwei weitere für die Breite holen, die auf einem hohen Niveau solide agieren. In der Vergangenheit waren hier Ivan Perišić oder Eric Maxim Choupo-Moting gute Beispiele für kostengünstige Spieler, die gute Leistung brachten.
Oder Eberl behilft sich mit dem Campus, der einige hochtalentierte Offensivspieler zu bieten hat. In jedem Fall sollte man in München aufpassen, den Kader nicht unnötig aufzublähen. Mit drei Flügelspielern, die auf beiden Seiten spielen können, zwei Zehnern und einem Neuner wären die Grundbedürfnisse bereits gedeckt. Die eigene Akademie könnte dann sinnvoll eingebunden werden – was aber nicht erst passieren sollte, wenn Verletzungen den Weg freimachen.
Das Problem: Der FC Bayern ist nicht bekannt für solch strategisch kluge Herangehensweisen in der Talententwicklung. Es wird also eher darauf hinauslaufen, dass man auch diesen Kaderplatz statt mit 1-2 Campus-Spielern mit einem oder gar zwei weiteren Angreifern besetzt.
Klar ist deshalb auch, dass der Druck für Eberl wächst. Der Sportvorstand muss liefern, wie man im Fußballjargon so schön sagt. Es braucht einen großen Umbau in der Offensive, der ohnehin längst notwendig war. Eberl muss diesen gestalten, um sich auch intern die Gunst des Aufsichtsrats zurückzuerobern. Das Verhältnis gilt gemeinhin als angespannt.
Zusätzlich erhöht wird der Druck durch die Klub-WM. Wie es konkret mit Sané ablaufen wird, ist derzeit unklar. Einige Medien berichten, dass der Linksaußen gar nicht erst antreten wird. Das würde den Kader enorm schwächen. Möglich wäre auch, dass er nach dem Achtelfinale abreist und ab dem 1. Juli Galatasaray-Spieler ist – oder die Türken und der FCB finden einen Kompromiss, sodass er das Turnier dennoch spielen kann.
Die Chancen auf einen Turniersieg werden jedoch kleiner, sollte es diesen Kompromiss nicht geben. Zwar ist Sané nicht der Spieler, von dem der Erfolg maßgeblich abhängt, aber er gibt dem Team wichtige Breite, die nun erstmal fehlen könnte. Auch hier böte sich die Chance für eines der Talente, das mitgereist ist. Spannend wird der Auftritt der Bayern in den USA aber allemal.