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Max von Stuckrad-Barre·5. Dezember 2022

Was. Ein. Boss. England hat gestern mal den Papa machen lassen

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19. 19!!! In Worten: N-e-u-n-z-e-h-n. Jude Bellingham behauptet wirklich, 19 Jahre alt zu sein. Das muss Quatsch sein. Das würde nämlich heißen, dass jeder gestern eingesetzte englische Spieler älter war als derjenige, der bis zu seiner Auswechslung in der 76. Minute unangefochten das Sagen hatte.



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Zumindest laut seiner gestrigen Leistung ist Jude Bellingham eigentlich ein mindestens dreiunddreißigjähriger Haudegen, der alles gesehen hat, die besten Eigenschaften von Frank Lampard, Steven Gerrard und Paul Scholes in sich vereint und dann noch die Technik von David Beckham obendrauf setzt. Aber all das eben im Körper eines 19-Jährigen. Also wenn das mit den 19 Jahren stimmt.

Gegen den Senegal zog Bellingham im Mittelfeld die Fäden, war aber vor allem auch sonst immer dann da, wenn es entscheidend wurde. Als sei es ganz selbstverständlich, dass im Ernstfall immer der Jüngste übernimmt. In manchen Augenblicken hatte man fast den Eindruck, die restliche Mannschaft verlasse sich darauf, dass Jude Bellingham das schon regeln werde. Und perfekt damit korrespondierend ging der BVB-Profi mit einem völlig selbstverständlichen „Lass das mal den Papa machen“-Habitus in jede Spielsituation. Und kam meistens mit dem Ball wieder raus.

Dass Jude Bellingham gestern nicht einfach nur ein gutes Spiel mit starken Balleroberungen, herausragenden Dribblings und ein paar schönen Pässen abgeliefert hat, lässt sich viellicht am besten anhand des Lobes von jemandem beweisen, der nun wirklich nicht dafür bekannt ist, mit warmen Worten um sich zu werfen:

Wenn Roy Keane sagt, dass jemand alles hat, dann hat derjenige aller Voraussicht nach auch alles. Und dieses „Alles“ kommt bei der laufenden WM in Katar vielleicht sogar erst so richtig zum Vorschein. Taktikexperte Tobi Escher sieht den Engländer in der Nationalmannschaft noch besser als beim BVB.

Da ist sicherlich was dran. In Dortmund dürfte man sich trotzdem über die nächste Stufe freuen, die Jude Bellingham gerade erklimmt. Mit jedem Spiel, das der Youngster aktuell für England regelt, kann der BVB das Preisschild seines auf Dauer nicht zu haltenden Juwels nach oben korrigieren.

Dass der stotternde US-Präsident mit seiner Summe gar nicht weit von der Realität entfernt sein dürfte, liegt eben daran, dass, wer auch immer am Ende das Rennen um Bellingham macht, einen mehr als fertigen Spieler bekommt, der aber trotzdem über die nächsten 15 Jahre den englischen Fußball prägen wird. Weil er nunmal erst verdammte 19 Jahre alt ist. Aber wie schon gesagt: Das muss Quatsch sein.