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·19. November 2025
„Was für eine Nacht“: Gefühlschaos nach WM-Wahnsinn in Glasgow

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·19. November 2025

Andy Robertsons Augen schimmerten verdächtig. „Ich weiß, dass er mich von da oben heute anlächelt“, sagte der Kapitän der schottischen Fußball-Nationalmannschaft, am Ende eines denkwürdigen Abends wurde er leiser, fast bedächtig. Denn während hinter ihm auf dem Spielfeld noch immer die Party tobte, die letzten Fans sich noch entrückt in den Armen lagen, dachte Robertson an seinen Beistand im Himmel.
„Ich habe meinen Kumpel Diogo Jota den ganzen Tag nicht aus dem Kopf bekommen“, erklärte der Verteidiger, „wir haben so viel über diese Weltmeisterschaft gesprochen“. Zum ersten Mal seit 1998 fährt Schottland zur WM, Andy Robertson fährt zur WM – aber nicht Jota, Robertsons portugiesischer Teamkollege beim FC Liverpool, der im Juli bei einem Auto-Unfall ums Leben gekommen war.
Ohnehin sorgten die Schotten beim verrückten 4:2 (1:0) gegen Dänemark in Glasgow für einen Abend der Emotionen. Dass die Mannschaft „das Land auf die Probe gestellt“ hat, wusste auch ihr Kapitän: „Aber ich bin mir sicher, das war es wert.“
Nach der geglückten Qualifikation im „WM-Endspiel“ kannte die Party in Schottland kein Halten mehr, sie tobte auf dem Feld, den Rängen und in den Katakomben, in den Pubs und auf den Straßen. Schließlich musste die gesamte Nation, die seit 1998 auf die Rückkehr auf die größte Fußball-Bühne gewartet hatte, erst einmal etwa hundert Minuten Drama in Reinform verarbeiten.
Der verrückte Abend begann in der dritten Spielminute mit einem Fallrückzieher von Scott McTominay und dem „besten Tor, das ich je gesehen habe“, so Robertson – er endete etwa 95 Minuten später mit Kenny McLeans Treffer von der Mittellinie. „Als er ihn geschossen hat, dachte ich, was machst du denn da?“, sagte der ungläubige Trainer Steve Clarke. Dazwischen gaben die Schotten gleich zweimal die Führung zum benötigten Sieg ab und spielten nach Gelb-Rot für Frankfurts Rasmus Kristensen (61.) lange in Überzahl.
„Wir waren heute ein bisschen scheiße – aber wen interessiert das“, fand zumindest John McGinn, denn ja, wen interessierte es denn noch am Ende eines verrückten Abends? Zumindest nicht die Fans, die sich in den Pubs heiser schrien, nicht die Kommentatoren, die zwischen Unglaube und Ekstase schwankten, nicht die Zeitungen, die ihre „Tänzer“ (Daily Record) und „Geschichtsschreiber“ (Daily Express) huldigten.
Vielleicht ja die Amerikaner, wenn die Tartan Army im nächsten Jahr bei ihnen Einzug hält. „Donald, where’s yer boozers?“ – wo sind deine Säufer?, versuchte die schottische Sun zumindest, den amerikanischen Präsidenten Trump vorzubereiten. Bevor es dann im Sommer so weit ist, wird aber zumindest dieser eine Abend in Glasgow noch ein bisschen nachhallen. „What a night, eh?“, summierte Trainer Clarke. Was für eine Nacht.









































