Wie könnte das Mittelfeld der DFB-Frauen ohne Lena Oberdorf aussehen? | OneFootball

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·5. Juni 2025

Wie könnte das Mittelfeld der DFB-Frauen ohne Lena Oberdorf aussehen?

Artikelbild:Wie könnte das Mittelfeld der DFB-Frauen ohne Lena Oberdorf aussehen?

Nun steht schwarz auf weiß, was viele schon erwartet hatten: Lena Oberdorf fährt nicht mit zur EM. "Zu früh" komme das Turnier für die Bayern-Mittelfeldspielerin, die seit ihrem Kreuzbandriss im vergangenen Sommer kein Spiel mehr absolviert hat, so Bundestrainer Christian Wück.

Trotz ihrer Verletzung war Oberdorf zum jüngsten Lehrgang der DFB-Frauen eingeladen worden - Wück hatte in ihr eigentlich eine wichtige Verstärkung des Mittelfelds gesehen. In Oberdorfs Abwesenheit steht noch nicht fest, wer nun im deutschen Mittelfeld starten darf. Wück nutzte verschiedene Formationen bei den jüngsten Nations-League-Erfolgen (4:0 gegen die Niederlande, und 6:0 gegen Österreich).


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Dabei konnten sich verschiedene Spielerinnen nochmal empfehlen und den Konkurrenzkampf vor der EM 2025 anheizen. In der Debatte um Oberdorf war schließlich etwas untergegangen: Auch ohne sie gibt es starke Optionen im Mittelfeld. Aber wer hat die besten Chancen auf einen Stammplatz?

Wück hatte vor dem Spiel gegen die Niederlande angedeutet, dass seine Startelf für die EM schon steht: "Die eine oder andere Position wird beim ersten Spiel bei der EM auch so besetzt sein", sagte der Bundestrainer. Gegen die Niederlande startete Deutschland mit einem Mittelfeld aus Elisa Senß, Sjoeke Nüsken und Linda Dallmann, wobei Dallmann den offensiven Part im Mittelfeld übernahm. Gegen Schottland dagegen durfte ein Trio aus Senß, Sydney Lohmann und Laura Freigang von Beginn an ran.

Elisa Senß: Beste Chancen auf einen Stammplatz

Elisa Senß startete als einzige Mittelfeldspielerin in beiden Spielen, und dem Vernehmen nach dürfte die Frankfurterin auch bei der EM auf der Sechs gesetzt sein. Christian Wück lobte die 27-Jährige erst vor Kurzem: Ein "unheimlich wichtiger Bestandteil" des Teams sei sie: "Aus meiner Sicht hat sie Fähigkeiten, die im Frauenfußball nur selten zu sehen sind. Von daher ist Elisa eine, die außer Frage steht", sagte Wück - und legte sich damit recht klar auf eine EM-Teilnahme von Senß fest, wenn nicht sogar auf eine Startelf-Garantie.

Für Senß ist es der vorläufige Höhepunkt einer noch jungen DFB-Karriere: Erst mit 26 gab sie ihr Debüt, absolvierte ihr erstes Länderspiel Ende 2023 gegen Dänemark. Schon durch Wücks Vorgänger Horst Hrubesch wurde Senß besonders gelobt, nun könnte die Eintracht-Spielerin im defensiven Mittelfeld dafür sorgen, dass Lena Oberdorf kaum vermisst wird.

Sie als direkten Ersatz zu bezeichnen, führt allerdings in die Irre, denn Senß pflegt einen ganz anderen Spielstil als Oberdorf. Ihre großen Stärken sind die Übersicht beim Passen und ihre feine Technik. Aber Senß ist auch defensiv trotz ihrer Größe von nur 1,61 Metern eine wichtige Spielerin, sie geht umso entschiedener in die Duelle und hat eine clevere Zweikampfführung. Ihre Ruhe am Ball unter gegnerischem Druck könnte für die EM besonders wichtig werden.

Nüsken oder Lohmann an der Seite von Senß?

Die spannende Frage ist dann, wer an ihrer Seite spielen könnte. Am meisten ausgetestet ist die Kombination mit Sjoeke Nüsken. Die 24-Jährige kommt mit besten Referenzen zur EM, ist Stammspielerin beim FC Chelsea und absolvierte dort zuletzt eine starke Saison. Die 24-Jährige hat ihr Spiel offensiver ausgerichtet und fährt mit viel Selbstvertrauen in die Schweiz.

Die Nüsken-Senß-Kombination funktionierte allerdings nicht in jedem Spiel einwandfrei. In einigen Situationen wollten beide die gleichen Räume besetzen, sind vielleicht als Spielerinnentypen zu ähnlich, um perfekt zu harmonieren. Die Variante mit Nüsken und Senß könnte die bevorzugte Option sein, wenn es primär um gute Ballverteilung durch das Mittelfeld geht.

Wenn mehr Zug nach vorne gefordert ist, könnte die Stunde von Sydney Lohmann schlagen. Die Bayern-Mittelfeldspielerin hat eine durchwachsene Saison hinter sich und konnte sich in München nicht als Stammspielerin etablieren. Aber zuletzt, beim 6:0 gegen Österreich, glänzte sie mit zwei Toren und auch mit starken Spielverlagerungen. In dieser Form ist Lohmann definitiv ebenfalls eine Startelf-Kandidatin.

Neben diesen drei Namen kommt theoretisch noch Janina Minge infrage, die auf der Sechs eine größere defensive Stabilität bieten würde. Da Minge allerdings in der Innenverteidigung gefordert ist, wo es ansonsten einen personellen Engpass gäbe, scheint ein Einsatz im Mittelfeld für die Wolfsburgerin eher unwahrscheinlich. Auch Sara Däbritz kann sich Chancen auf ein EM-Ticket ausrechnen, wird aber wohl kein integraler Bestandteil des DFB-Mittelfelds sein - die Routinierin wurde von Wück in den letzten Nations-League-Spielen stets entweder nicht eingesetzt oder in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Offensives Mittelfeld: Dallmann, Freigang oder eine Überraschung?

Eine Position weiter vorne, auf der 10, spielt sich der Konkurrenzkampf vor allem zwischen Linda Dallmann und Laura Freigang ab. Dallmann scheint aktuell leicht die Nase vorne zu haben. Interessant dabei: Die Bayern-Spielerin ist ebenso wie Senß eine der Gewinnerinnen unter Wück und zeichnet sich ebenso wie Senß durch ihre Fähigkeiten auf engem Raum und ihre Technik aus - Attribute, die Wück bei seiner Kaderzusammenstellung anscheinend wichtig sind.

Diese Fähigkeiten besitzt neben Dallmann auch eine ihrer Mitspielerinnen bei Bayern, nämlich Alara. Die 18-Jährige verpasste den letzten DFB-Lehrgang wegen ihrer Abiturprüfungen, zuvor waren ihr nach einer starken Saison in München gute Chancen auf den EM-Kader ausgerechnet worden. Alara kann eine erfrischende Ergänzung sein - ein Turnier als Startelfkandidatin kommt für sie aber wohl zu früh.

Ist das Mittelfeld der DFB-Frauen bereit für die EM 2025?

Mit welcher Startelf die DFB-Frauen im Mittelfeld antreten, wird maßgeblich auch von den Gegnerinnen abhängen. Wück hat einige Alternativen, von denen niemand das gleiche Profil wie Lena Oberdorf hat. Da Oberdorf nun aber schon ein Jahr fehlt, geht es gar nicht darum, sie direkt zu ersetzen - stattdessen muss eher die Zusammenarbeit zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld stimmen.

Unabhängig von der personellen Besetzung zeigten sich in den letzten Spielen - trotz starker Leistungen - einige Schwachpunkte: So fuhren die DFB-Frauen etwa ein riskantes Pressing und grätschten oft in letzter Sekunde dazwischen, wenn eine gegnerische Mittelfeldspielerin durchbrechen wollte. In den jüngsten Nations-League-Spielen funktionierte das gut, weil das Mittelfeld sich zweikampfstark zeigte - aber gegen sehr ballsichere Gegnerinnen könnte dieses Spiel mit dem Feuer sich noch rächen.

Nach den Nations-League-Partien hat Deutschland die Vorbereitung für die EM 2025 nun abgeschlossen, Christian Wück hat sich gegen Testspiele vor dem Turnier entschieden. Welcher Startelf er vertraut, wird sich beim EM-Auftaktspiel gegen Polen (4. Juli, 21 Uhr) zeigen.

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