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Niklas Levinsohn·15. Juli 2019
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Niklas Levinsohn·15. Juli 2019
Streiks und Scheidungskriege: Die abgelaufene Fußballwoche hat eindrucksvoll bewiesen, dass Klubs und Spieler gleichermaßen ein Fall für die Paartherapie sind.
„Single macht, was Single will“: Mit diesem Slogan wirbt die Dating-App Tinder aktuell großflächig an Berliner Hauswänden und Haltestellen um neue Nach-links-und-rechts-Wischer. Zu sehen sind auf den Plakaten meistens überdurchschnittlich schöne Menschen, die lachend, tanzend und nachtbadend durchs Leben rauschen.
Wäre wohl werbestrategisch einfach nicht so clever, den Netflix-Gucker in Jogginghose zu zeigen, der die angetrockneten Käsereste mit dem Fingernagel vom Pizzakarton schabt. Fiktion sells. Und du fragst dich an dieser Stelle zu Recht: Was hat das bitte mit Fußball zu tun? Der VVV-Venlo hat die Antwort.
Fußball, so heißt es ja immer, wenn es um gewalttätige, rassistische, sexistische oder homophobe Zwischenfälle auf und neben dem Platz geht, ist ein Spiegel der Gesellschaft. Was aber, wenn das nicht nur für die oben genannten unschönen Phänomene gilt, sondern auch für Partnerschaften?
Sind die Herren Griezmann und Neymar, um uns in der Aufzählung auf die prominentesten Beispiele zu beschränken, womöglich einfach nur das Produkt einer Generation, von der es häufig heißt, sie sei beziehungsunfähig? Denn eine Bindung zwischen Spieler und Verein ist am Ende ja nichts anderes als das fußballerische Gegenstück zu einer Beziehung.
Wie dysfunktional diese inzwischen oftmals sind, ist in dieser Woche auf vielfältige Art und Weise offengelegt geworden. An erster Stelle natürlich durch den trotz Wechselverkündung immer noch nicht ausgestandenen Rosenkrieg um den französischen Superstar. Atlético, die unrühmlich Verlassene, kratzt und beißt und verlangt weitere 80 Millionen Euro für den Verlust der großen Liebe.
Die Liebe und das Herz waren die Hauptgründe
Und irgendwie ist der Groll der Colchoneros ja zu verstehen, hatte Griezmann gegenüber ‚Telefoot‘ schließlich erst vor einem Jahr seine oscarreif inszenierte Vertragsverlängerung in Madrid so erklärt: „Die Liebe und das Herz waren die Hauptgründe, um zu bleiben.“ Was schön klingt, aber offensichtlich nicht mehr als inhaltsleeres Geschwafel war. Nicht mal zum Trainingsauftakt ist der Stürmer am Wochenanfang erschienen, wie es sein da noch gültiger Vertrag eigentlich verlangt hätte.
Durch Abwesenheit glänzte in dieser Woche auch sein Landsmann Laurent Koscielny, der die US-Tour des FC Arsenal sausen gelassen hat. Laut ‚Mirror‘ will sich der Innenverteidiger, bislang noch ohne Gelbweste unterwegs, trotz bis 2020 laufenden Vertrags einen ablösefreien Wechsel nach Bordeaux erstreiken.
Wäre das eine Beziehung, würde man das Ghosting nennen. Um das unliebsame Trennungsgespräch zu umschiffen, wird der nicht mehr gewollte Partner durch Abwesenheit vor vollendete Tatsachen gestellt. Zugegeben, es muss auch schwer sein, mit Unai Emery Schluss zu machen, nachdem er einem mit seinen großen braunen Augen einen guten Abend gewünscht hat.
Der Wert einer guten Beziehung, ob nun ein Ball im Spiel ist oder nicht, wird einfach nicht mehr ausreichend geschätzt. Klar, für die meisten Spieler und Nicht-Spieler findet sich oft schneller als erwartet jemand Neues. Dass das aber nicht immer so weitergehen muss, erfährt Lewis Holtby gerade am eigenen Leib.
Seine Vertragslosigkeit ist schon seit einigen Monaten Gewissheit, aber einen neuen Verein hat der ehemalige Hamburger noch nicht gefunden. Stattdessen hat der Mittelfeldmann türkischen Medienberichten zufolge jetzt sogar vergeblich versucht, sich auf eigene Faust bei Klubs aus der Süper Lig (Beşiktaş und Başakşehir) unterzubringen.
Eine Liga, die für alternde Profis aus Deutschland ja eigentlich lange das war, was der südostasiatische Raum für Männer ist, die ins Kandidatenprofil von ‚Schwiegertochter gesucht‘ passen. Solange uns Holtby nicht auf ‚RTL‘ von Vera Int-Veen als „Kilometer abspulender Kurzpass-Künstler“ angepriesen wird, ist aber noch alles halb so wild.
In unserem neuen Format ‚Wochenschau‘ blicken wir gemeinsam auf die abgelaufene Fußballwoche zurück und ordnen die wichtigsten Ereignisse mit Biss und Humor in größere Zusammenhänge ein.