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·21. August 2025
Xavi Simons: RB Leipzig pokert mit schwachen Karten

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·21. August 2025
Marcel Schäfer gibt sich gelassen. Ein Verkauf von Xavi Simons sei „kein Muss“, betont Leipzigs Geschäftsführer Sport. Die Realität sieht anders aus: Nach Platz sieben und dem Verpassen des europäischen Geschäfts kann sich RB Leipzig das Pokerspiel um seinen 50-Millionen-Einkauf kaum leisten. Schäfers Aussagen offenbaren die prekäre Lage des Klubs, der zwischen wirtschaftlichen Zwängen und sportlichen Ambitionen gefangen ist.
Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache. Leipzig zahlte im Winter die Rekordsumme von 50 Millionen Euro für Simons, band ihn bis 2027 – und steht nun ohne internationale Bühne da. Der 21-jährige Niederländer will bei einem Titelanwärter spielen, das macht Schäfer selbst deutlich. Chelsea lockt, und Leipzig kann außer einem langfristigen Vertrag wenig bieten. Die Tor- und Vorlagenbeteiligung gegen Regionalligist Sandhausen ändert daran nichts.
Der Umbruch in Leipzig ist tiefgreifender als Schäfer zugeben mag. Mit Ole Werner kam ein neuer Trainer, Benjamin Sesko ging für 85 Millionen zu Manchester United, das Saisonziel wurde von Champions-League-Qualifikation auf diffuses „internationales Geschäft“ heruntergeschraubt. In dieser Gemengelage wirkt Schäfers Beharren auf wirtschaftlicher Vernunft wie ein Rückzugsgefecht. Natürlich will Leipzig maximalen Gewinn aus einem möglichen Transfer ziehen. Aber die Verhandlungsposition ist schwach: Ein ambitionierter Spieler ohne europäische Perspektive, ein Klub im Umbruch, ein interessierter Topverein aus England.
Schäfers Aussage, man freue sich auch auf eine weitere Saison mit Simons, klingt nach Zweckoptimismus. Die Realität des modernen Fußballs kennt keine Sentimentalitäten. Spieler wie Simons wollen sich auf höchstem Niveau messen, nicht in der Bundesliga-Mittelmäßigkeit versauern. Leipzig hat mit der verpatzten Saison seine Attraktivität eingebüßt. Das Festhalten an Simons wäre sportlich verständlich, aber mittelfristig kontraproduktiv. Ein unmotivierter Star hilft niemandem.
Die wahre Kunst für Leipzig besteht darin, aus dieser schwachen Position das Beste herauszuholen. Schäfers öffentliches Pokern ist der Versuch, den Preis hochzutreiben. Doch alle Beteiligten kennen die Karten: Leipzig braucht Geld für den Neuaufbau, Simons will weg, Chelsea kann zahlen. Am Ende wird es auf einen Kompromiss hinauslaufen – irgendwo zwischen Leipzigs Wunschvorstellung und Chelseas erstem Angebot. Schäfers „wirtschaftliche Vernunft“ wird sich durchsetzen, nur anders als er es darstellt: als notwendiger Verkauf zu akzeptablen Konditionen, nicht als souveräne Entscheidung aus einer Position der Stärke.