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Erik Schmidt·11. Juni 2020
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Erik Schmidt·11. Juni 2020
Talent ist das eine, was jeder Einzelne daraus macht das andere. Die folgenden zehn Spieler wurden vom Fußballgott jedenfalls reich beschenkt. Wenn es darum ging, die besten Akteure Europas oder sogar der Welt zu küren, zählten sie in aller Regelmäßigkeit trotzdem nicht zu den Kandidaten.
Der Tscheche schloss sich, als Fußball-Mozart gefeiert, im Winter 2001 dem BVB an. Von Dortmund, wo man ihm einzig seine mangelnde Torgefahr vorwerfen konnte, zog es den Spielmacher fünfeinhalb Jahre später zum FC Arsenal. Mit seiner Vorliebe für Außenristpässe, seiner Eleganz und seiner Technik schien Rosický wie gemacht für die Gunners.
Allerdings war der Körper des Feingeistes nicht für die robuste Gangart auf der Insel geschaffen. Immer wieder warfen Rosický Verletzungen aus der Bahn. Außer einer deutschen Meisterschaft sowie zwei Triumphen im FA Cup gingen die ganz großen Trophäen an dem heute 39-Jährigen vorbei.
Okay, in der Nacht des 13. Juli 2014 setzte sich Prinz Poldi in Rio de Janeiro die Krone auf. Dennoch hätte der Kölner wohl eine noch beeindruckendere Laufbahn hinlegen können. Zwar liest sich die Vita des Angreifers mit Klubs wie dem FC Bayern, dem FC Arsenal und Inter Mailand durchaus klangvoll. Der Schritt zur absoluten Weltklasse blieb für Podolski aber stets ein zu großer.
Denn trotz seines überragenden linken Fußes wirkte der 130-fache deutsche Nationalspieler irgendwie zu eindimensional. Zumal es vor allem in Zeiten des 4-2-3-1-Systems an einer geeigneten Position für ihn mangelte: Für die Flügel fehlte es an Tempo, für die Zehn an Übersicht und ein reiner Mittelstürmer war Podolski schon gar nicht.
Der große Giovanni Trapattoni sah im jungen Cassano einst den nächsten Weltstar. Doch der oftmals so geniale Angreifer fiel in der Folge vor allem als Unruhestifter auf. Egal ob Mitspieler, Trainer oder Schiedsrichter – der Italiener machte vor niemandem halt, beleidigte alles und jeden. Dass dies nicht gerade die beste Grundlage für eine ruhmreiche Laufbahn war, liegt auf der Hand.
Dabei durfte sich Cassano anderthalb Jahre lang sogar im schneeweißen Trikot der Königlichen versuchen, doch auch bei Real Madrid glänzte er vornehmlich durch fehlende Disziplin. In Spanien schnell als Fehleinkauf abgestempelt, verpasste der heute 37-Jährige nur wenige Monate später wohl auch den potenziellen Höhepunkt seiner Karriere: die Weltmeisterschaft 2006.
Im Jahr 2006 schien der bullige, 1,89 Meter große Angreifer bereits auf dem Fußball-Olymp angekommen zu sein. Adriano hatte bei Inter Mailand mit Ronaldo sein großes Idol beerbt und war gar zu „L’imperatore“ aufgestiegen. Die Weltmeisterschaft in Deutschland sollte auch außerhalb Italiens seinen großen Durchbruch bedeuten. Doch die Seleçao scheiterte bereits im Viertelfinale – der Anfang von Adrianos Ende.
Zurück im Verein konnte der Mittelstürmer nie wieder an seine zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen. Wie sich in der Folge herausstellte, stürzte der Tod seines Vaters, der 2004 an den Folgen eines Kopfschusses gestorben war, den Brasilianer in eine tiefe Depression und Alkoholsucht. Obendrein plagte sich Adriano mit Gewichtsproblemen herum. Die Nerazzurri unternahmen alles, um ihren großen Hoffnungsträger zurück in die Spur zu bekommen, verliehen ihn gar in seine Heimat. Doch Adriano wurde nie wieder der Alte.
Der Deutsch-Türke debütierte am 6. August 2005 im Alter von 16 Jahren, elf Monaten und einem Tag für Borussia Dortmund in der Bundesliga. Damit ist er noch heute der jüngste Spieler, der jemals in der höchsten deutschen Spielklasse auflief. Nach einem zwischenzeitlichen Tief sowie einer Leihe zu Feyenoord Rotterdam nahm der zentrale Mittelfeldspieler bei den Schwarz-Gelben die erhoffte Entwicklung. In der Saison 2010/11 führte ein überragender Şahin den BVB zum Meistertitel. Noch im selben Sommer erfüllte er sich einen persönlichen Traum und wechselte zu Real Madrid.
Bei den Königlichen blieb Şahin allerdings auch aufgrund von Verletzungsproblemen der Durchbruch verwehrt. Nach einem kurzen Intermezzo beim FC Liverpool landete der Linksfuß schließlich wieder in Dortmund. Dort konnte er aber trotz seines hervorragenden Spielverständnisses sowie seiner feinen Technik nie wieder an alte Zeiten anknüpfen. Vor allem Şahins fehlende Geschwindigkeit verhinderte eine ganz große Karriere. Mittlerweile ist der 31-Jährige Ergänzungsspieler bei Werder Bremen.
Technisch sind dem Portugiesen noch immer die wenigsten ebenbürtig. Quaresma vollbrachte mit dem Außenrist Kunstschüsse, bei denen sich so mancher Kollege vermutlich die Beine gebrochen hätte. Doch sowohl beim FC Barcelona als auch bei Inter Mailand und dem FC Chelsea gelang es dem Rechtsaußen nicht, sich unverzichtbar zu machen.
Von seinem nur anderthalb Jahre jüngeren Landsmann Cristiano Ronaldo unterschied sich Quaresma speziell in Sachen Effizienz: Zwar waren Treffer des Tattooliebhabers für gewöhnlich regelrechte Meisterwerke, fielen jedoch äußerst selten. Vielleicht auch deshalb wissen nur die wenigsten, dass Quaresma noch immer aktiv ist. Der 36-Jährige lässt seine Laufbahn derzeit bei Kasimpasa in der Süper Lig ausklingen.
Bei allem Respekt vor dem FC Villareal: Aber irgendwie ist es einfach nur schade, dass dieser fantastische Fußballer ausschließlich in der Dienstkleidung des gelben U-Boots auf europäischem Boden zu glänzen wusste. Schließlich entdeckte der dribbelstarke Mittelfeldspieler mit seinen Pässen Lücken, die nicht einmal im Gebiss von so manch brasilianischem Wunderstürmer aufgefallen wären.
Apropos Zähne: Im Sommer 2003 beerbte kein Geringerer als Ronaldinho den Argentinier beim FC Barcelona. Riquelme war in Katalonien durchgefallen, wirkte er doch meist viel zu verkopft und ohne jede Leichtigkeit. Zudem ging dem heute 41-Jährigen, der bei seinem Heimatverein – den Boca Juniors – hingegen verehrt wird, mitunter das Tempo ab.
„Why always me?“, fragte sich der Italiener einst selbst. Ja, warum eigentlich immer er? Vielleicht weil Balotelli den Journalisten einfach zu zuverlässig die Geschichten lieferte, nach denen sie sich sehnten. So talentiert der bullige Angreifer auch ist, so undiszipliniert kommt er oft daher.
Zwar vertrauten so traditionsreiche Vereine wie Inter und AC Mailand, Manchester City sowie der FC Liverpool auf die Fähigkeiten des heute 29-Jährigen. Doch im Prinzip war man überall froh, als Balotelli schließlich weiterzog.
Sportlich unentbehrlich hat sich der 1,89-Meter-Hüne nirgends gemacht. Im Gegenteil. Seine Statistiken weisen beinahe mehr Platzverweise als Tore auf. Und dennoch bleibt eine Balotelli-Sternstunde vor allem hierzulande vermutlich auf ewig unvergessen: der Doppelpack im Trikot der Squadra Azzurra bei der EM 2012 im Halbfinale gegen Deutschland.
Anstelle des Profis von Real Valladolid könnten sich in dieser Auflistung genauso gut auch dessen französische Landsleute Samir Nasri und Yoann Gourcuff wiederfinden. Denn alle drei sind nicht nur fast gleich alt, sondern trotz einer Menge Talent nie in der Weltklasse angelangt.
Standen sich Ben Arfa und Nasri meist selbst im Weg, verhinderte im Fall von Gourcuff dessen anfälliger Körper eine glorreichere Laufbahn. So erscheint es fast irrwitzig, dass dem Weltmeisterkader der Équipe Tricolore von 2018 keiner dieser begnadeten Mittelfeldakteure angehörte – zusammen kommen sie gerade einmal auf 88 Länderspiele. Der inzwischen 33-jährige Ben Arfa bekam bei Paris Saint-Germain in der Saison 2016/17 noch einmal die späte Chance, bei einem echten Spitzenklub durchzustarten, ließ allerdings auch diese verstreichen.
Ob Marko Marin zu wenig aus seiner Karriere gemacht hat?
Nicht unbedingt, könnten die einen meinen: Der Dribbler hat immerhin zwei Mal die Europa League gewonnen, in neun verschiedenen Ländern sein Geld verdient und einen Traditionsverein wie Roter Stern Belgrad als Kapitän angeführt.
Ganz bestimmt, so wäre vermutlich von den anderen zu vernehmen: Marin hat schließlich, obwohl er einst als deutscher Messi gepriesen wurde, nur 16 Länderspiele bestritten. Marin hat bei keinem europäischen Spitzenklub den Durchbruch geschafft. Und Marin hat in 434 Pflichtspielen nur 66 Tore erzielt. Denn eins fehlte dem 1,70-Meter-Fliegengewicht stets: die Körperlichkeit.
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