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·29. Oktober 2024
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Auch wenn ein Sieg natürlich umso besser gewesen wäre, wurde Alexandra Popp bei ihrem letzten Spiel mit dem Adler auf der Brust ein angemessener Abschied bereitet. Nicht nur die Kulisse mit über 26.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in Duisburg - dem Ort, wo ihre Nationalmannschafts-Karriere begonnen hatte - sondern auch die Mannschaft feierte die Rekordspielerin an diesem Abend.
Sowohl die Akteurinnen auf dem Platz als auch die auf der Bank bildeten bei der angekündigten Auswechslung Popps nach nur einer Viertelstunde ein Spalier und gaben alle einzeln nochmal ihre Glückwunsche mit. Das sollte auch der vorerst letzte Höhepunkt der deutschen Mannschaft in dieser Partie bleiben, denn allzu viel brachten die Spielerinnen anschließend nicht mehr auf den Platz.
Alexandra Popp verabschiedet sich von der internationalen Bühne / Alex Grimm/GettyImages
Dabei war die ausgewählte Startelf von Bundestrainer Christian Wück so schwungvoll in das Duell gegen Australien gestartet. Man lief die Gegnerinnen bereits früh an und ließ sie nicht aus der eigenen Hälfte kommen, während gleich mehrere Torchancen kreiert werden konnten. Mit der Auswechslung Popps ging nicht nur eine Leaderin, sondern auch eine Torgarantin mit dem Willen, in jeder Spielsituation den Ball zu wollen und voranzugehen.
Diese Eigenschaft mussten Zuschauer in der Folge gleich missen. Die DFB-Frauen verloren den Faden und schafften es nicht mehr, ordentlich in das Spiel zurückzufinden. Ein Grund für Panik ist das noch nicht, aber ein Versprechen dafür, was im Zweifel eintreten kann, sollten nicht die nötigen Maßnahmen dagegen unternommen und neue Führungsspielerinnen herausgebildet werden.
Auch wenn sich die deutsche Mannschaft einige Tage zuvor gegen die Engländerinnen deutlich besser präsentiert hatte, war auch dort schon ein Problem auffällig: das Abwehrverhalten. Denn auch wenn man vorne vier Tore erzielen konnte, fing man sich hinten gleichermaßen drei ein. Gegen Australien folgten zwei weitere.
Janina Minge könnte beim DFB in Zukunft häufiger in der Innenverteidigung auflaufen / Frederic Scheidemann/GettyImages
Während durch den Abgang von Marina Hegering sowie die Verletzungen von Bibiane Schulze Solano und Kathrin Hendrich derzeit ein akuter Innenverteidigerinnen-Mangel im DFB-Team herrscht, konnten sich die nun eingesetzten Spielerinnen um Janina Minger, Sara Doorsoun, Sophia Kleinherne und Sarai Linder nur bedingt empfehlen. Grund hierfür war allerdings weniger die individuelle Qualität, sondern vielmehr die verbesserungswürdige Arbeit im Gesamtverbund mit den anderen Mannschaftsteilen.
Oft waren die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld riesig groß, wodurch die Engländerinnen bzw. Australierinnen mit der Zeit besser ins Spiel finden konnten. Dass Wück die Außenverteidigerinnen mit Giulia Gwinn/Pia-Sophie Wolter auf rechts und Sarai Linder/Felicitas Rauch auf links im Angriff extrem hoch und breit stehen lässt, verstärkt zwar die Offensiv-Power, macht aber gleichzeitig auch anfälliger für konterstarke schnelle Mannschaften, wie etwa Australien.
Die gute Nachricht ist, dass es sich erst um die ersten zwei Spiele unter Wück gehandelt hat, bei denen trotz allem auch erste gute Ansätze seiner Spielidee zu sehen waren. Zudem wird aller Voraussicht nach auch Routinierin Hendrich wieder bei der nächsten Maßnahme mit von der Partie sein, um wieder die nötige Erfahrung in die Abwehr zu bringen. Auf Dauer muss jedoch eine zukunftsfeste lösung gefunden werden.
Was bisher noch nicht klar ist, ist ob Wück in Zukunft auf eine mitspielende Stürmerin setzen wird, die sich auch öfter mal in das Mittelfeld fallen und mehr Rotation zulässt. Oder ob er sich doch für eine klassischere Rolle entscheidet, bei der die Spielerin Bälle mit dem Rücken zur Gegnerin festmacht und sich positionsgetreu in der Spitze einsortiert.
Selina Cerci gelang gegen Australien ihr erstes Länderspieltor / Pau Barrena/GettyImages
In der Abwesenheit der abgemeldeten Lea Schüller und Laura Freigang, die sich für die EM 2025 Chancen auf eine Position in der ersten Elf machen dürften, kamen vorne Neuling Giovanna Hoffmann und Rückkehrerin Selina Cerci zum Einsatz. Immerhin die Hoffenheim-Stürmerin konnte gegen die Matildas einen Kopfballtreffer beisteuern, kam im restlichen Spiel jedoch seltener wieder in gute Positionen. Eine Antwort auf die Stürmerinnenfrage dürften Fans frühestens bei der nächsten Maßnahme erwarten.
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