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·17 June 2025
1860-Ikone Benny Lauth im db24-Interview: "Volland ist für die Dritte Liga eigentlich noch viel zu gut"

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·17 June 2025
VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Benny Lauth (43) ist bis heute einer der erfolgreichsten Torschützen des TSV 1860. Wir haben mit dem Ex-Nationalspieler über die spektakulären Rückholaktionen von Kevin Volland und Florian Niederlechner gesprochen - und seine Erwartungshaltung in der achten Drittliga-Saison der Löwen. Das db24-Interview:
db24: Herr Lauth, Sie haben am Sonntag in Rottach-Egern wieder mal für einen guten Zweck die Kickstiefel geschnürt, um neben ehemalige Größen wie Jens Lehmann, Torben Hoffmann, Daniel Bierofka, Linus Strasser, Ailton oder Claudio Pizarro für die Bananenflanker-Legenden aufzulaufen. Herr Lauth, wie hoch war der Spaßeffekt?
BENNY LAUTH: Es bereitet mir immer wieder große Freude, solche Projekt zu unterstützen, aber auch die vielen ehemaligen Mitspieler aus vergangenen 1860-Zeiten zu treffen.
db24: Daniel Bierofka wollte eigentlich gar nicht ausgewechselt werden…
(lacht): Ja, das ist der Biero. Er ist auch heute noch wahnsinnig ehrgeizig. Für ihn gibt es keine Freundschaftsspiele, das hat man am Sonntag wieder gesehen (lacht). Man merkt es bei so einem Zusammentreffen, wie gut es tut, miteinander anstatt gegeneinander zu agieren.
db24: Am Sonntag beginnt nach vier Wochen Pause die Vorbereitung bei 1860 München auf die acht Drittilga-Saison: Was können die Fans von den neuen Löwen erwarten?
Mit Kevin Volland, Florian Niederlechner und auch Kilian Jakob hat Sechzig drei Spieler verpflichtet, die den Verein kennen und leben - diese Transfers haben Euphorie entfacht. Leider kann 1860 nicht mehr Dauerkarten verkaufen, weil schon jetzt nicht mehr gehen. Das Grünwalder Stadion wird immer ausverkauft sein. Das bricht ja nie ab. Die Euphorie ist jetzt da, und die müssen wir mitnehmen. Am Ende ist es wieder ein sportliches Thema: Wenn wir gut in die Saison starten, dann zieht sich das. Und wenn es nicht so funktioniert…
db24: …dann?
Dreht sich der Wind auch wieder schnell. Ich find´s jetzt zunächst einmal super, dass solche Jungs zurückgekehrt sind: Denn ihnen bedeutet es viel, wieder für 1860 München zu spielen. Das können die entscheidenden Prozente bringen.
db24: Haben Sie ein kleinwenig auch an Ihren eigenen Weg gedacht, als Sie von Hannover 96 zu den Löwen zuürckgekehrt sind, um die Löwen wieder in die Bundesliga zu führen?
Ja, logisch! Leider hat es aber nicht funktioniert. Wir waren eigentlich nie richtig dran! Bei Kevin Volland wird es ähnlich wie bei mir gewesen sein: Er hätte sich bestimmt zehn Adressen herauspicken können, die luktrativer waren als Sechzig. Aber er hat sich ganz bewusst für diese Romantikschiene entschieden und nicht für einen Klub, bei dem du mit dem Herzen vielleicht nicht so dabe ibist - das spricht für Kevin und die Löwen.
db24: Volland hat bei Union Berlin zuletzt kaum gespielt: Wird er trotzdem ein Volltreffer?
Ich bin mit ihm freundschaftlich verbunden. Wir waren am Tag seiner Unterschrift bei 1860 am Abend auch zusammen essen. Man muss das schon relativieren: Kevins letzter Verein Union Berlin spielt Bundesliga - 1860 in der Dritten Liga. Es wird natürlich nicht mehr der Kevin Volland auf dem Platz stehen, den wir noch aus der Allianz Arena kennen. Aber er ist mit 32 Jahren immer noch topfit. Kevin Volland ist für die Dritte Liga eigentlich noch viel zu gut. Eigentlich müsste er eine Klasse oder zwei Klassen höher spielen. Und genau auf diesen Mehrwert dürfen sich die Fans freuen.
db24: In welcher Rolle sehen Sie ihn?
Naja, er ist keine 25 mehr - und trotzdem wird er seine Wege gehen. Trotzdem wird es wichtig sein, dass vor ihm noch einer ist (lacht).
db24: Sind wir bei Florian Niederlechner: Wie sehen Sie seine Rückkehr zu den Wurzeln?
Er ist ein richtiger Löwen-Fan. Er hatte immer den Traum, bei 1860 zu spielen. Das setzt weitere Kräfte frei. Flo wird alles reinwerfen und zeigen, dass er trotz seiner 34 Jahren dem Verein noch helfen kann. Er hat vergangene Saison bei Hertha BSC gezeigt, dass er in jedem Fall noch höher spielen kann als Dritte Liga.
db24: 1860 wird sich also in jedem Fall in der Offensive verbessern…
Davon gehe ich aus, aber der Ball muss auch erst einmal da vorne ankommen - Namen sind keine Garantien, dass es sportlich besser wird. 1860 muss als Mannschaft funktionieren. Wie man sieht: Es ist nicht so einfach, neue Spieler zu holen und die eigenen zu behalten. Das ist das Los eines Drittligisten.
db24: Wie groß ist die Hoffnung, dass es besser als in der Vorsaison wird?
Man muss zwei Wege verfolgen: Den sportlichen Erfolg, den man gerne mitnimmt, wenn man die Chance hat, aufzusteigen - dann wäre das für den Verein finanziell ein Vorteil. Aber gleichzeitig muss man auch ein Fundament schaffen, damit der Verein über die nächsten 20 Jahre erfolgreich sein kann. Das sehe ich im Moment eben nicht. Da sind wir eher weit weg. Nur ein Aufstieg allein hilft dem Verein nicht weiter.
db24: Warum?
Es gibt so viele Baustellen: Exemplarisch die Infrastruktur! 1860 braucht nicht nur ein Stadion, sondern ein Trainingsgelände. Es ist viel zu klein für die Profis und das NLZ. Dann die Jugendförderung: 1860 macht das solide, hinkt aber in der Qualität trotzdem hinterher. Man muss hier auch investieren an Mitarbeitern und Scouting. Fußball ist im Jahr 2025 inzwischen so vielschichtig geworden. Man muss einfach mal über die Stadteilgrenzen hinausschauen, wie weit weg wir von Bayern oder Augsburg sind.
db24: Zur Infrastrukur gehört in erster Linie auch ein Stadion, in dem der TSV 1860 so viel Geld verdienen kann, dass er sich selbst tragen kann…
Die Klärung der Stadion-Frage ist ein jahrelanges Rumgewurschtel, wenn man ehrlich ist. Ich würde mir wünschen, dass da mal eine klare Aussage von allen Beteiligten kommt: Entweder kann das Grünwalder nicht umgebaut werden oder eben schon. So, wie es momentan läuft, ist keinem geholfen. Der Stadt nicht, aber vielmehr Sechzig nicht - und die Fans streiten weiter. Es muss mit dem Rumgeeiere Schluss sein! Wenn’s nicht geht, muss man das Buch irgendwann zumachen.
Es ist die alte Leier: Es geht nur miteinander! Solange weiter gegeneinander gespielt und sich nicht gegenseitig unterstützt wird, wird’s auch nicht vorangehen. Aber da sage ich ja nichts Neues (lacht).
Ich finde, man muss den Leuten bei 1860 einfach mal die Zeit geben, um gut arbeiten zu können. Man muss nur nach Heidenheim, Freiburg oder Augsburg ganz schauen: Dort arbeiten Menschen mit klaren Ideen, nicht mit kurzfristigem Eigeninteresse. Solche Leute braucht 1860 – und Mitarbeiter, die auch kurzfristig etwas bewirken. Die Mischung macht’s. Deshalb ist es gut, dass Kevin Volland mit dem Kopf voll bei Sechzig ist.