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·28 November 2024

„Auf Wiedersehen!”

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Vor dem Auswärtsspiel in Belgrad bemühten Fabian Wohlgemuth und Sebastian Hoeneß den Altherrenbegriff “Männerfußball“. Was sie damit sagen wollten: Die Mannschaft müsse erwachsen auftreten in Belgrad, Entschlossenheit und Schärfe zeigen, sie darf sich nichts bieten lassen und sollte widerstandsfähig sein. Gesehen haben wir davon am 5. Spieltag der Champions League Ligaphase: Nichts.

Im Gegenteil: Es fehlte eigentlich an allem, was den VfB unter Hoeneß sonst auszeichnete. Die Basics sowieso, aber auch die Spielprinzipien. So verhöhnten die Zuschauer im Marakana sogar den VfB beim 4:1 mit „Auf Wiedersehen“-Rufen, das 5:1 sollte da erst noch kommen.


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Woran lag’s? Es gibt aus meiner Sicht zwei Erklärungsansätze:

Die Mannschaft ging das Spiel an wie wir Fans: „Jetzt kommen die machbaren Gegner“, alle vermeintlich B-Mannschaften, die der VfB in Normalform schlägt. Nicht hilfreich war da vermutlich das frühe 1:0 durch Ermedin Demirovic, was auch Trainer Hoeneß nach dem Spiel so sah. Die Führung unterstrich die Einstellung, dass die Mannschaft sich viel zu sicher war, die Serben zu schlagen. Sofort nach dem 1:0 fiel die Spannung ab. Pässe wurden viel zu ungenau und viel zu lasch gespielt. Alles viel zu lässig.

Beispielhaft der Pass von Angelo Stiller vor dem 1:1. Völlig unbedrängt aus dem Fußgelenk gespielt, bringt er Enzo Millot in Bedrängnis. Im Zweikampf mit Silas bleibt der nicht stabil, er will ein Foul ziehen und dann macht Silas das, was er kann: Eine überragende Einzelaktion. Und er zeigt damit, dass er in erster Linie ein Solist ist. Wobei er gegen den VfB diszipliniert nach hinten arbeitet und versucht, das Duo Chris Führich/Maxi Mittelstädt zu verteidigen.

In der Folge reihte sich Fehler an Fehler, der VfB verlor die wichtigen Zweikämpfe, fand nie eine Einstellung zum Gegner und Spiel. Die Tore teilweise Slapstick, es sah manchmal so aus, als ob die Abwehr in dieser Konstellation zum ersten Mal zusammen spielte. Ob die Nominierung von Pascal Stenzel eine gute Idee war? Nach vorne gelang ebenfalls nichts – außer dem vermeintlichen 1:2 durch Demirovic, bei dem er nach einem schönen Millot-Steckpass knapp im Abseits stand.

Der zweite Erklärungsansatz: Die Mannschaft war schlicht platt. Ausgelaugt vom bisherigen Saisonverlauf, schwere Beine und leere Köpfe bei den Vielspielern, geschwächt durch Verletzte. Ihr fehlte die Energie, sich den unbequemen Belgradern entgegen zu stellen. Verletzte, Kaderplanung und Nominierungskriterien der UEFA führten dazu, dass beim VfB am Ende Jarzinho Malanga und Benjamin Boakye auf dem Feld standen. Selbst Yannick Keitel, den Hoeneß bisher konsequent ignorierte, kam zu ein paar Minuten. Insgesamt aber keine dankbare Aufgabe für die drei.

Ob Erklärung eins oder zwei: Der VfB bekam eine Lektion erteilt, wie man nicht in der Champions League auftreten kann. Dass es in der Champions League keine leichten Gegner gibt. Dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit auseinander fiel, war unwürdig. Eine Demütigung.

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Er vermisst Stuttgart, ließ Silas von seinem Berater vor dem Spiel ausrichten. Ich muss zugeben: Ich gönne Silas sein zweites Champions League Tor. Hätte nur nicht gegen den VfB sein müssen …

Roter Stern Belgrad gewinnt seit über fünf Jahren wieder ein Champions League Spiel. Ausgerechnet gegen den VfB. Ich dachte, die Zeiten, in denen der VfB den Aufbaugegner spielt, seien vorbei. Und ausgerechnet Silas schießt ein Tor. Glücklich sah er dabei nicht aus, dass er seiner großen Liebe einen einschenkt. Belgrad ist kein Gegner, vor dem sich der VfB qualitativ verstecken muss. Die Niederlage gegen die Serben hat sich der VfB einzig und allein selbst zuzuschreiben. Der Erste der serbischen Liga hat sich nur das genommen, was der VfB ihm angeboten hat.

Nach der Klatsche steht der VfB in der Champions League unter Druck, um unter die ersten 24 Mannschaften zu kommen. Die sieglosen B-Mannschaften aus Bern und Bratislava scheinen machbare Gegner zu sein. Mit einer Leistung wie gegen Belgrad wird auch gegen sie nichts zu holen sein. Wie übrigens auch nicht in Bremen am Samstag. Auch eine vermeintliche B-Mannschaft, die er VfB unterschätzen kann. Wie die weiteren Bundesligagegner Berlin und St. Bauli. Und Zweitligist RegensBurg am kommenden Dienstag.

Zum Weiterlesen: Unser VertikalGIF sieht einen komplett gebrauchten Tag für den VfB und bezeichnet den Auftritt in Belgrad als Nichtleistung.

Bilder: Srdjan Stevanovic/Getty Images

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