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·25 November 2024
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Der Abstand wächst und wächst – für Fever Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel ist diese Saison gelaufen, weil die Konkurrenz zu alter Schwäche zurückgefunden hat
Die Bundesliga erinnert mich gerade an eine handelsübliche Tour de France-Etappe: Vorn zieht ein Ausreißer davon, und dahinter kann sich die Verfolgergruppe nicht einigen, wer die Führungsarbeit übernehmen soll. Die Bayern haben so schon sechs Minuten, also Punkte Vorsprung angehäuft. Kein Wunder, lacht sich Uli Hoeneß kaputt und verspottet die Konkurrenz.
„Was ich zusagen kann, ist die Deutsche Meisterschaft“, sagte der Ehrenpräsident. Er tat das vor dem 11. und nicht vor einem 27. oder 31. Spieltag. Das ist, als würde Franziska Reichenbacher heute Mittag in der ARD die Lottozahlen von nächstem Samstag live vom Zettel lesen.
Manche Dinge ändern sich halt nie. Zum Beispiel: Ein HSV steigt nicht auf. Oder: Gib Uli Hoeneß ein Mikro in die Hand, und es kommt was Lustiges dabei heraus. Zwar hat er sich selten mal so weit aus dem Fenster gelehnt wie jetzt, aber wer möchte dem Ehrenpräsidenten der Bayern widersprechen?
„Was ich zusagen kann, ist die Deutsche Meisterschaft.“
Da geh‘ ich voll mit. Meister Leverkusen? Gewinnt nur noch alle paar Wochen ein Spiel. Leipzig? Steckt in der Vollkrise. Vizemeister Stuttgart? Hechelt 13 Punkte hinterher. Und Dortmund liebt Zickzack-Kurs. Die Lücke wird so immer größer. Wenn das in der Art weitergeht, vergrößern die Bayern den Abstand nach hinten demnächst sogar in den Länderspielpausen.
Frankfurt ist nun schon der vierte Tabellenzweite der Saison. Wenn bereits ein Dauersechster und Teilzeitperformer auf Platz zwei rückt, sollten die anderen mal anfangen, sich Gedanken zu machen. Schließlich haben die Spieler von BVB, Bayer und Leipzig einen vielfachen Marktwert.
Es ist wirklich schlimm, die Konkurrenz hat zu alter Schwäche zurückgefunden. Dabei haben die Bayern nach elf Spieltagen kurioserweise genau so viele Punkte wie zum gleichen Zeitpunkt ihrer Krisensaison 2023/24.
„Wir müssen dafür sorgen, dass wieder das Wehklagen einsetzt, wenn die anderen uns in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen.“ Auch so ein legendärer Hoeneß-Spruch, den man jetzt aus dem Archiv holen kann. Gesagt hat er das 2007 nach der an den VfB verlorenen Meisterschaft. Seither gehört das Fernglas zum Starterset jedes Bundesligatrainers, die Münchner gewannen in den 17 folgenden Versuchen 13-mal die Schale.
Ich bin zwar noch nicht 100-prozentig überzeugt von den neuen Bayern unter Vincent Kompany, weil die Mannschaft zuletzt hauptsächlich leicht schlagbare Gegner vorgesetzt bekam und, wenn man es genau nimmt, an den meisten richtig hohen Hürden (Leverkusen, Frankfurt, Barcelona, Aston Villa) hängenblieb – aber die Tabelle spricht halt eine deutliche Sprache.
Ich frage mich: Gibt es Hoffnung, oder bleibt diese Saison so spannend wie eine lange Rosamunde-Pilcher-Nacht im ZDF?
Letzteres ist sehr wahrscheinlich, denn Hoeneß-Prognosen gehen in der Regel in Erfüllung. Lothar Matthäus habe ich zum Beispiel bis heute nicht im Aufsitzmäher durch die Allianzarena tuckern sehen.