Böhnlein im Interview: "Brauchen jetzt kluge Etappenziele" | OneFootball

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·13 November 2025

Böhnlein im Interview: "Brauchen jetzt kluge Etappenziele"

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Wer im Abstiegskampf die Typen-Frage stellt, ist bei Kristian Böhnlein an der richtigen Adresse. Der Mittelfeld-Antreiber des 1. FC Schweinfurt spricht im Interview mit liga3-online.de über die Message seines Tor-Jubels gegen die TSG Hoffenheim II, kluge Etappenziele sowie sich drehende Trainer-Karussells bei der Konkurrenz.

"Es gibt bei uns keine Stinkstiefel"

liga3-online.de: Noch mindestens für eineinhalb Wochen leuchtet in der Riedel Bau Arena im Sachs Stadion keine Rote Laterne auf. Welche Wirkung hat das auf das Innenleben des Clubs, Kristian Böhnlein?


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Kristian Böhnlein: Egal ob Platz 19 oder Platz 20: An der Gesamtsituation ändert das erstmal wenig, aber in der Kabine merkst du schon, was dieser Dreier für uns wert war. Entscheidend ist für alle die Gewissheit, dass die ordentlichen Auftritte aus den letzten Wochen und die manchmal klein erscheinenden Schritte irgendwann auch mal zum Erfolg führen – wie jetzt gegen Hoffenheim.

Ihr Tor leitete den ersten Heimsieg der Saison (2:1 gegen die TSG Hoffenheim II) ein und verhinderte darüber hinaus noch den vom FC Carl Zeiss Jena gehaltenen Rekord für die wenigsten Punkte eines Aufsteigers. Wie haben Sie es während der Durststrecke geschafft, den Glauben zu behalten?

Glücklicherweise gibt es bei uns keine Stinkstiefel, die sich im Abstiegskampf anstecken lassen und andere noch weiter runterziehen. Stattdessen haben wir immer wieder die positiven Aspekte aus jedem Spiel hervorgehoben. Es musste eine Message in die Köpfe, dass wir ohne die kleinen, manchmal billigen Fehler durchaus gegen viele Drittligisten bestehen können.

Und welche Message verbarg sich hinter den vier Fingern, die Sie nach Ihrem Volleytor in die Kamera gehalten hatten?

Ein Gruß an meine jüngste Tochter, die am Spieltag ihren vierten Geburtstag gefeiert hatte. Eigentlich wollten wir diesen Tag ganz anders feiern: Familie im Mittelpunkt, ausgiebiges Weißwurstfrühstück und dann hocke ich da vormittags mit meinen Nudeln rum (lächelt).

Klingt nach traurigen Augen, wenn der Papa dann plötzlich den Partycrasher macht und zum Fußball fährt!

Ich glaube nicht, dass sich meine Tochter bzw. meine Familie an dem Tag als Verlierer gefühlt haben. Meine Frau kam mit beiden Kindern ins Stadion. Im VIP-Zelt war wohl auch ganz gute Unterhaltung, die Kids konnten rumalbern. Schon bei meinem Siegtor gegen Ingolstadt hab ich gemerkt, dass sie in ihrem Alter teilweise schon realisieren, wenn dem Papa auf dem Platz etwas Besonderes gelungen ist.

"Es braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass …"

Trainer Victor Kleinhenz sprach wiederum davon, dass es jetzt "nicht darum gehe, den Anschluss irgendwohin herzustellen". Worum geht es stattdessen bis zur Winterpause?

Der Coach versucht, den Druck rauszunehmen und weiß, mit welcher Maxime wir seinerzeit aufgestiegen sind: 3. Liga genießen, die großen Stadien und die Atmosphäre aufsaugen. Was wir jetzt brauchen, sind kluge Etappenziele. Zum Beispiel: Sechs bis sieben Punkte aus dem Restprogramm bis zur Winterpause holen. Das wäre ein Erfolg für einen Klub mit unseren Möglichkeiten.

Derweil hat das Trainer-Karussell über die letzten Wochen Schwung aufgenommen und bei Konkurrenten wie dem SSV Ulm 1846, wo ein Brief einzelner Spieler der Auslöser für den Rauswurf war, scheinen die Nerven eher blank zu liegen als in Schweinfurt!

Klar sind das Themen und Entwicklungen, die wir auch registrieren. Gerade für die 3. Liga ist das sicher nicht alltäglich. Meine Devise ist: Lass die anderen mal machen. Trainerwechsel und Debatten kosten Energie, die du vielleicht anderswo brauchst. Unser Präsident Markus Wolf hat rund um das Ingolstadt-Spiel eine klare Ansage gefahren. Menschlich stehe ich voll dahinter und finde es eher Wahnsinn, dass Trainer gefühlt zwei Tage nach einem Aufstieg schon in Frage gestellt werden.

Sehen Sie durch das Hoffenheim-Spiel auch die Typen-Frage im Abstiegskampf widerlegt?

Mit einem Sieg oder einem Spiel kriegst du solche Debatten nicht gestoppt. Darüber hinaus driften die Meinungen, was Typen im Fußball heutzutage sind, ja auch auseinander. In meiner Wahrnehmung ist ein Typ jemand, der gegen alle Widerstände sein Ding durchzieht und Klartext redet. Es braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass hier über die letzten Wochen nur in Mikros gefloskelt wurde, anstatt Probleme offen anzusprechen.

Wie wird der FCS den Rest der Länderspielpause bis zum Gastspiel bei Hansa Rostock (22. November) nutzen?

Es gibt ein Testspiel gegen den Zweitligisten 1. FC Magdeburg, wo sich beide Teams etwa auf halber Strecke treffen. Der eine oder andere mit weniger Spielpraxis kann sich da die Körner holen. Als Team können wir bestenfalls eine Art Pokalspiel-ähnliche Mentalität aufbauen, bevor wir nach Rostock fahren.

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