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·22 December 2025
Dem HSV fehlt auswärts der Mut – die Festung Volksparkstadion allein reicht nicht

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·22 December 2025

Der Hamburger SV erlebt gerade eine Saison der Extreme. Das 1:1 gegen Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt war am Samstag der letzte Beweis: Zu Hause im Volksparkstadion funktioniert fast alles, auswärts praktisch nichts.
Letzter Platz in der Auswärtstabelle, gerade einmal zwei Punkte auf fremden Plätzen – das ist eine Bilanz, die auf Dauer nicht trägt. Wer in der Bundesliga bestehen will, kann sich nicht darauf verlassen, dass die Hälfte der Spiele im eigenen Stadion stattfindet.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 16 Punkte nach der Hinrunde klingen für einen Aufsteiger zunächst ordentlich. Dass der HSV nach sieben Jahren Zweitklassigkeit nur einmal kurz auf einem Abstiegsplatz stand, überrascht sogar die eigenen Anhänger. Doch diese relative Stabilität verdankt der Klub fast ausschließlich seinen Heimauftritten.
Das Volksparkstadion ist zur Festung geworden, die Fans tragen die Mannschaft durch schwierige Phasen. Auswärts fehlt dieses Fundament – und offenbar auch der Glaube daran, ohne diese Unterstützung bestehen zu können.
Daniel Elfadli hat recht, wenn er sagt, dass die Heimstärke keine Ausrede sein darf. Denn genau das ist sie gerade: eine bequeme Erklärung für ein strukturelles Problem. Wenn Miro Muheim einräumt, es sei schwer zu sagen, woran die Auswärtsschwäche liegt, dann offenbart das eine gewisse Ratlosigkeit im Kader. Und Ratlosigkeit ist ein schlechter Begleiter im Abstiegskampf.
Nicolai Remberg spricht davon, dass das Team auswärts mutiger werden müsse. Das klingt nach einer Binsenweisheit, trifft aber den Kern. Mut bedeutet in diesem Zusammenhang nicht blindes Draufgängertum, sondern die Bereitschaft, auch ohne den Rückenwind von 57.000 Zuschauern das eigene Spiel durchzuziehen. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, wenn es unbequem wird. Genau daran hapert es offensichtlich.
Trainer Merlin Polzin steht vor einer heiklen Aufgabe. Er muss seiner Mannschaft vermitteln, dass Auswärtsspiele keine lästige Pflicht sind, die man irgendwie übersteht, sondern Gelegenheiten, den Klassenerhalt abzusichern. Mit zwei Punkten aus den bisherigen Auswärtspartien bewegt sich der HSV auf dünnem Eis. Die Rückrunde wird zeigen, ob die Mannschaft die mentale Reife besitzt, auch fernab von Hamburg zu punkten.
Der Klassenerhalt ist noch nicht in akuter Gefahr, aber er ist auch nicht gesichert. Die Winterpause kommt zur rechten Zeit, um die Sinne zu schärfen, wie Elfadli es formuliert. Wenn der HSV im neuen Jahr nicht lernt, auch auswärts Punkte zu holen, wird die Festung Volksparkstadion allein nicht reichen. Die Bundesliga verzeiht keine einseitige Stärke.









































