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·22 August 2025

Der HSV ist wieder da! Die große Experten-Prognose zum Auftakt

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Endlich ist es soweit! Am Sonntag endet eine über siebenjährige Durststrecke: Beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach kehrt der HSV auf die größte Bühne des deutschen Fußballs zurück.

Damit schließt sich ein Kreis, an dessen Ende viele HSV-Fans fast schon nicht mehr geglaubt haben. Denn: Ihr letztes Erstliga-Duell absolvierten die Rothosen am 12. Mai 2018 ausgerechnet gegen Borussia Mönchengladbach. Trotz eines 2:1-Erfolgs mussten die Norddeutschen wegen ausgebliebener Schützenhilfe zum allersten Mal den Gang in die 2. Liga antreten.


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Nach sieben Jahren Abstinenz ist der HSV also wieder da. Und mit dem Aufstieg steigt nicht nur die Vorfreude, sondern auch die Spannung: Wie wird sich der HSV im Oberhaus schlagen? Welche Spieler könnten überraschen, welche Positionen sorgen noch für Sorgenfalten und wer wird zum prägenden Faktor der Saison?

Um diese Fragen zu beleuchten, haben wir drei namhafte Experten eingeladen, ihre Einschätzungen abzugeben. Im Folgenden präsentieren wir ihre Meinungen zu den wichtigsten Themen rund um den Saisonstart 2025/2026.

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Foto: Getty Images

Die große HSV-Prognose zum Saisonstart 2025/2026

Der HSV ist nach sieben langen Jahren endlich zurück in der Bundesliga! Worauf freust du dich am allermeisten?

Jan Schultz (Taktikblogger bei rautenball.de): Natürlich haben die kleineren Stadien der 2. Bundesliga auch ihren Charme, trotzdem freue ich mich darauf, den HSV wieder in den größten Stadien Deutschlands spielen zu sehen. Dazu die vier Derbys, auch wenn es sie mal kurz in Liga 2 gab.

Tobias Kröger (Transfermarkt.de): Ich freue mich am meisten auf die Bundesliga-Derbys gegen Werder Bremen. Die könnten auch aufgrund der aktuellen Bremer Schwächen sogar Duelle auf Augenhöhe werden. Zudem ist auch mal wieder interessant die Underdog-Rolle anzunehmen, nachdem man jahrelang immer der Favorit war, der abliefern musste.

Daniel Jovanov (Freier Journalist): Am meisten freue ich mich auf Fußball mit höherer Qualität. Die 2. Liga hatte ihren Reiz mit Tradition, Atmosphäre und Spannung, aber das Niveau war teilweise limitiert. In der Bundesliga trifft der HSV auf attraktivere Gegner, was für Zuschauer und Umfeld deutlich interessanter sein wird.

Wie hat dir die bisherige Transferphase gefallen? Welche Schulnote würdest du der Arbeit von Claus Costa und Stefan Kuntz geben?

JS: Vieles hängt auch von den letzten Tagen ab. Ein Innenverteidiger sowie ein offensiv denkender und gleichzeitig laufstarker Mittelfeldspieler werden noch gesucht. Bekommt man beide mit Startelf-Qualität, kann man meiner Meinung nach zufrieden sein, wenn man sich anschaut, wie groß das Projekt nach dem Aufstieg gewesen ist. Als Schulnote wäre ich momentan bei einer 3.

TK: Ich würde dem HSV die Schulnote 3- geben. Man ist gut gestartet mit den Transfers von Remberg und Capaldo. Auch der Transfer von Poulsen als Selke-Nachfolger macht Sinn, allerdings kamen Transfers wie Omari oder Gocholeishvilli einige Wochen zu spät. Zudem bin ich mir nicht sicher, ob deren Qualität ausreicht. Es fehlen auch noch 2-3 Verstärkungen, man wartet meiner Meinung nach zu lange auf Vuskovic.

DJ: Der große Kaderumbruch zeigt, dass der HSV zu wenig qualitative Substanz in die Bundesliga mitbringt. Über Jahre wurden zu viele falsche Personalentscheidungen getroffen, sonst müsste man heute nicht fast die halbe Mannschaft austauschen. Unter den bisherigen Neuzugängen ist keine klare Sofortverstärkung, viele wirken noch wie Wackelkandidaten. Es überrascht mich, dass die Arbeit von Kaderplaner Claus Costa trotz zahlreicher Fehleinschätzungen kaum kritisch hinterfragt wird. Diese Transferphase wirkt wie Flickwerk und nicht wie ein durchdachtes Konzept. Das reicht für die Bundesliga so nicht – Schulnote 4-.

Seine fünf Testspiele gegen namhafte Gegner hat der HSV allesamt verloren. Wie laut müssen die Alarmglocken der Fans schon vor dem Saisonstart schrillen?

JS: Testspiele sind zum Testen da – so blöd sich das anhört. Aber im Endeffekt weiß man nie im Detail, wie die Voraussetzungen für die Testspiele aussahen, wie frisch die Spieler im Körper und Kopf gewesen sind und worauf die einzelnen Schwerpunkte lagen. Trotzdem hat es einem sicherlich kein übermäßig gutes Gefühl gegeben. Für den großen Alarm würde ich aber gerne erstmal den Bundesliga-Start abwarten.

TK: Ich war vor dem DFB-Pokalspiel relativ entspannt, da mich Testspielergebnisse selten interessieren, weil sie wenig Aufschluss auf die kommende Saison geben. Jedoch muss ich zugeben, dass mich das Spiel in Pirmasens schockiert hat, und ich jetzt auch eher in Alarmbereitschaft bin. Trotzdem sollte nicht zu panisch werden und einfach darauf hoffen, dass man respektabel in die Saison starten kann.

DJ: Man sagt zwar gerne, Testspiele seien nicht überzubewerten, aber die Tendenz war eindeutig. Im Pokal gegen Pirmasens wurde das besonders sichtbar, als man gegen einen Fünftligisten erst in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte und viele Chancen zuließ. Eine Mannschaft, die vier Klassen tiefer spielt und nicht einmal auf Profiniveau arbeitet, stellte den HSV vor erhebliche Schwierigkeiten. Es wirkt alles noch nicht bundesligatauglich.

Mit Gladbach, St. Pauli, Bayern, Union Berlin und Heidenheim besitzt der HSV ein hochbrisantes Auftaktprogramm voller Highlight-Spiele. Dennoch geht es gegen vermeintlich direkte Konkurrenten im Abstiegskampf direkt um wichtige Punkte. Wie viele Zähler hat die Mannschaft nach den ersten fünf Spieltagen?

JS: Ich bin von Natur aus eher pessimistisch. Gar nicht aus Misstrauen den Verantwortlichen oder dem Verein gegenüber, sondern meist aus Eigenschutz vor Enttäuschungen. Wenn ich versuche, realistisch drauf zu schauen, würde ich schätzen, dass man 4-5 Punkte nach den ersten 5 Spielen für sich verbuchen kann.

TK: Ich würde auf 7 Punkte tippen. Die beiden Heimspiele werden gewonnen. Zudem wird man einen Punkt entweder gegen Union oder gegen Gladbach holen. Das wäre ein guter Saisonstart. In München gibt es die obligatorische Klatsche, aber damit sollte man leben können und das Spiel direkt danach abhaken.

DJ: Fünf Punkte wären eine ordentliche Ausbeute. Klar ist aber auch, dass die größte Herausforderung darin liegt, nicht nur defensiv stabil zu stehen – was nach Systemumstellung, Kaderumbruch und teilweise neuer Abwehr schon schwierig genug ist – sondern gleichzeitig auch Tore zu schießen. Mit einem defensiveren System Torchancen herauszuspielen und Punkte zu holen, wird in der Bundesliga deutlich schwerer sein als in der zweiten Liga.

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Erst vor wenigen Wochen hat das Trainerteam des HSV geschlossen seine Verträge verlängert. Sind Merlin Polzin und seine jungen Assistenten der Aufgabe Bundesliga gewachsen?

JS: Ich denke rein fachlich wird der HSV nur wenige Trainer bekommen, die besser geeignet wären. Merlin Polzin und seine Assistenten zeigen immer wieder, dass sie kreativ in der Entscheidungsfindung sind, nicht dogmatisch an einzelnen Vorsätzen festhalten und immer den Blick auf den maximalen sportlichen Erfolg haben. Ob das am Ende im Zusammenspiel mit der Mannschaft funktioniert, wird sich zeigen. Aber inhaltlich sind sie der Aufgabe zu 100% gewachsen.

TK: Das ist eine spannende Frage. Polzin hat sich in den letzten Wochen schon von der unangenehmeren Seite gezeigt und in einigen Fällen durchgegriffen. Er setzt nicht mehr auf langjährige Stammspieler wie Schonlau oder Jatta, was ein Bisschen meine Angst war. Er ist also definitiv mutiger in seinen Entscheidungen geworden, was mir generell Hoffnung macht. In Sachen Spielsystem bzgl. Dreier-/Viererkette verrennt sich das Trainerteam etwas. Der Systemwechsel ist bisher gescheitert und könnte zum Stolperstein werden.

DJ: Emotional kann man nachvollziehen, dass der HSV seinen Trainern Vertrauen ausspricht. Notwendig waren die vorzeitigen Vertragsverlängerungen aber nicht. Polzin hat den Aufstieg geschafft, aber eine echte Krise in der Rolle als Cheftrainer noch nicht erlebt. In der Bundesliga trifft er auf Trainer mit mehr Erfahrung und Standing. Ob er in solchen Situationen bestehen kann, muss sich erst noch zeigen.

Welcher Spieler des HSV wird in der Bundesliga am meisten überraschen?

JS: Mein Tipp ist Warmed Omari. Sein spielerisches Profil hat mich direkt überzeugt. Ich hoffe, er kann Leichtsinnsfehler in der Defensive auf ein Minimum reduzieren. Bringt er sein volles Potenzial in dieser Saison auf den Platz, könnte dem HSV ein echter Volltreffer gelungen sein.

TK: Ich glaube Aboubaka Soumahoro könnte im Laufe der Saison eine größere Rolle einnehmen, als man ihm jetzt zutraut. Aber auch ein Emir Sahiti kommt der Fußball in der Bundesliga eher entgegen als der harte Zweitliga-Fußball. Da bin ich auch sehr gespannt und könnte mir vorstellen, dass dieser im Saisonverlauf eher im offensiven Zentrum zum Einsatz kommt und dort seine Stärken besser als auf dem Flügel ausspielen kann.

DJ: Ich hoffe auf Eigengewächse wie Otto Stange. Der HSV hat es jahrzehntelang versäumt, Talente wirklich nachhaltig zu integrieren und weiterzuentwickeln. Angesichts der hohen Investitionen im Nachwuchs muss das endlich gelingen. Stange könnte dafür ein Symbol werden.

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Wer wird die Enttäuschung der Saison? Gibt es einen prominenten Spieler, dem du nur begrenzt zutraust, in der Bundesliga mitzuhalten?

JS: Momentan ist die Stimmung um Rayan Philippe und Jordan Torunarigha unter HSV-Fans nicht besonders gut. Bei beiden habe ich aber das Gefühl, dass sie im Verlauf der Saison durchaus wertvoll sein können. Bei Daniel Elfadli könnte ich mir vorstellen, dass es im Spiel mit dem Ball knapp werden könnte – unabhängig davon, dass ich ihn als Spieler sehr mag und sogar das diesjährige Heimtrikot mit seinem Namen im Schrank hängen habe.

TK: Robert Glatzel könnte in dieser Saison Probleme haben, auf viele Startelfeinsätze zu kommen. Für mich wäre er sogar noch ein Wechselkandidat in den letzten Tagen der Transferperiode, sollte er nicht zum Einsatz kommen. Er scheint in der Vorbereitung keine große Rolle zu spielen.

DJ: Für Robert Glatzel könnte es schwer werden. Schon in der Vorsaison wurde er durch eine Verletzung ausgebremst und verlor seinen Stammplatz. Jetzt ist sein Konkurrent Yussuf Poulsen sogar zum Kapitän ernannt worden. Das deutet an, dass Glatzel wohl zweite Wahl bleibt. Für ihn persönlich wäre das eine bittere Entwicklung, weil er sich stark mit Verein und Aufgabe identifiziert hat.

Was bringt der HSV der Bundesliga zurück, das in den letzten sieben Jahren gefehlt hat?

JS: Drama, Emotionen und viele Schlagzeilen. Der HSV ist wieder da und quasi vor Saisonstart schon wieder abgestiegen. Was bei anderen Vereinen untergehen würde, wird beim HSV unter dem Brennglas betrachtet. Aber davon lebt der Verein, im Positiven wie Negativen.

TK: Der HSV bringt der Bundesliga wieder mehr Strahlkraft zurück. Vielleicht nicht unbedingt in Form von erfrischenden Offensivfußball, aber der Verein insgesamt ist eine Bereicherung für die Liga. Der HSV kann mit seinem großen Stadion, dem Standort und den Fans überzeugen und ist immer Gesprächsthema. Es ist für die Liga ein Gewinn, dass der HSV zumindest für eine Saison wieder zurück ist.

DJ: Sehr viele Fans. Der HSV bringt eine Strahlkraft und Fanbasis mit, die in der Liga zuletzt Vereine wie Heidenheim oder Kiel nicht ansatzweise hatten. Von den Rahmenbedingungen her – Umsatz, Reichweite, mediale Präsenz – ist der HSV größer als viele etablierte Bundesligisten. Sportlich dagegen ist er nicht auf diesem Niveau. Diese Diskrepanz macht ihn besonders und für die Liga interessant.

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Und jetzt Butter bei die Fische: Auf welchem Platz landet der HSV am Saisonende?

JS: Es fällt mir schwer, einem Verein, der 7 Jahre in der 2. Bundesliga gespielt hat, zuzutrauen, direkt mit gestandenen Bundesliga-Vereinen mitzuhalten. Bei jedem anderen Zweitligisten würde man automatisch von Platz 18 ausgehen, beim HSV hat man den Anspruch, dass die letzten Jahre seit 2018 mehr oder weniger direkt vergessen sind. Ich sage Platz 16. Relegation, wie auch sonst.

TK: Ich glaube, der HSV wird sich am Ende mit einem Kraftakt in die Relegation retten, wo man sich gegen den Zweitligisten durchsetzen wird. Eine Platzierung über dem Relegationsplatz würde ich bei einem Aufsteiger als großen Erfolg sehen.

DJ: Ein Klassenerhalt wäre schon ein Erfolg, auch wenn er nur über die Relegation gelingt. Dafür wird es aber noch weitere Neuverpflichtungen brauchen. Klar ist: Die große Party wie in der 2. Liga ist erst einmal vorbei. Darauf müssen sich die Fans einstellen.

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