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·11 March 2025
Der nächste Dämpfer für den BVB? 3 Thesen zur Champions League

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·11 March 2025
Die Rückspiele der Achtelfinal-Begegnungen stehen an. Kassiert Niko Kovac mit dem BVB den nächsten Tiefschlag? Gelingt Paris Saint-Germain in Liverpool das Comeback? Und ist Leverkusens Saison eigentlich schon vorbei? Jakob Haffke formuliert drei Thesen zu den Achtelfinal-Rückspielen in der Champions League.
In der Bundesliga gab es am Samstag gegen im Heimspiel gegen den FC Augsburg die nächste Niederlage für Borussia Dortmund. Mit 0:1 unterlag das Team von Niko Kovac gegen den Tabellen-Elften. Damit ist der kurze Aufwärtstrend der Dortmunder direkt wieder Geschichte. Nach dem 6:0-Erfolg gegen Union Berlin hatte der BVB mit 2:0 bei St. Pauli gewonnen und damit erstmals in dieser Bundesliga-Saison zwei Siege in Folge gefeiert. Doch schon das Achtelfinal-Hinspiel gegen LOSC Lille in der Champions League warf direkt wieder Fragen auf. Nach der Führung durch einen schönen Treffer von Karim Adeyemi, fand Kovacs Team vor allem in Durchgang zwei offensiv fast gar nicht mehr statt und kassierte den verdienten Ausgleich.
Im Rückspiel in Lille steht der BVB jetzt unter Zugzwang. Für den Champions-League-Finalist aus dem Vorjahr ist ein Weiterkommen in der Königsklasse eigentlich Pflicht. In der Bundesliga steht die Borussia nur auf Platz 10 und kann keinerlei Konstanz in die eigenen Leistungen bringen, sodass die Qualifikation für die Champions League in weite Ferne gerückt ist. Dass der BVB sieben Punkte Rückstand auf den Vierten Eintracht Frankfurt aufholt, erscheint auf Basis der gezeigten Leistungen sehr unwahrscheinlich. Ein Weiterkommen in der Champions League ist somit die einzige Möglichkeit, die Saison noch ansatzweise zu retten. Auch Niko Kovac gelang es bisher nicht der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken und Beständigkeit in die Auftritte zu bringen. Zu allem Übel muss der BVB jetzt auch noch auswärts ran, auf fremden Plätzen ist Dortmund in dieser Saison notorisch schwach.
Gegner Lille hingegen legte eine bessere Generalprobe hin, beim Tabellenletzten Montpellier gewannen die Nordfranzosen knapp, aber letztlich ungefährdet mit 1:0. Top-Torjäger Jonathan David traf erneut und bestätigte seine aufsteigende Form, nachdem er zuletzt verletzt fehlte. Die Lilloise gehen also mit Rückenwind in das Spiel am Mittwochabend und machen sich berechtigte Hoffnungen auf den erstmaligen Einzug ins Viertelfinale der Champions League. Insbesondere die Offensive um David und den Hinspiel-Torschützen Hákon Haraldsson dürfte die BVB-Abwehr erneut vor Probleme stellen.
Meine These daher: Für Borussia Dortmund stellt das Achtelfinal-Aus gegen LOSC Lille den nächsten Tiefpunkt einer enttäuschenden Saison dar.
Das Hinspiel zwischen Paris Saint-Germain und Liverpool dürfte ohne Frage als einer der unverdientesten Siege in die Geschichte der Champions League eingehen. Trotz des 1:0-Erfolgs war PSG den Reds das gesamte Spiel über weit überlegen. Einzig eine überragende Partie von Keeper Alisson und das Joker-Tor von Harvey Elliott sorgten für den glücklichen Liverpooler-Sieg. So geht das Team von Arne Slot mit einem knappen Vorsprung in das Rückspiel vor eigenem Publikum. Die Anfield Road hat schon so manche unvergessliche Champions-League-Nacht erlebt. Vor allem das Comeback gegen Barcelona nach einem 3:0-Rückstand aus dem Hinspiel in der Saison 2018/19 ist unvergessen. Paris SG hingegen war schon oft auf der Verliererseite eines spektakulären Rückspiels.
2018/19 verspielten die Pariser gegen Manchester United einen 2:0-Vorsprung und auch 2013/14 wurde eine Zwei-Tore-Führung gegen Chelsea noch aus der Hand gegeben. Unvergessen ist aber vor allem das Achtelfinale der Saison 2016/17, mit 4:0 hatte PSG Barcelona im Hinspiel aus dem Parc des Princes geschossen. Im Rückspiel unterlag das, damals von Unai Emery trainierte, Team aber dramatisch mit 1:6. Dieses Jahr könnte jedoch alles anders sein: Liverpool bekommt die eigene Medizin zu spüren und Paris Saint-Germain besiegt gleich mehrere Traumata.
Jubelt Paris Saint-Germain auch nach dem Rückspiel in Liverpool? (Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Die Form beider Teams spricht durchaus für ein Comeback der Pariser. Liverpool mühte sich gegen den Tabellenletzten Southampton zu einem 3:1, lag zur Halbzeit mit 0:1 hinten und konnte keine Stammspieler schonen. Luis Enrique gönnte beim souveränen 4:1-Sieg bei Stade Rennes hingegen fast allen Stammspielern eine Pause. Ousmane Dembélé, Khvicha Kvaratskhelia, Nuno Mendes und Vitinha kamen erst nach einer guten Stunde, Dembélé traf danach trotzdem noch doppelt. Kapitän Marquinhos trat die Reise gar nicht erst mit an und blieb in Paris. So geht PSG mit frischen Beinen ins Spiel an der Anfield Road.
Spannend wird zu sehen, wie beide Mannschaften auftreten. Es ist schwer vorstellbar, dass Liverpool vor eigenem Publikum nur versuchen wird, den Vorsprung zu verwalten. Eine offensivere Ausrichtung würde allerdings Räume für PSGs enorm schnelle Offensivspieler öffnen. Paris kann das Spiel eigentlich genauso angehen, wie im Hinspiel: hohes Pressing, griffiges Gegenpressing und viele eins-gegen-eins-Duelle auf den Flügeln. Läuft das Spiel so, wie im Hinspiel, wird PSG die Chancen diesmal nicht ungenutzt lassen. Es ist schließlich unwahrscheinlich, dass Alisson noch einmal einen solchen Sahnetag, wie im Parc des Princes erwischt.
Meine These daher: Paris Saint-Germain gelingt das Comeback und Liverpool muss vor eigenem Publikum die Segel streichen.
Am Wochenende verlor Bayer Leverkusen mit 0:2 gegen Werder Bremen. Zuvor unterlag das Team von Xabi Alonso im Hinspiel des Achtelfinales der Champions League deutlich mit 0:3 in der Münchener Allianz Arena. Die deutliche und verdiente Niederlage gegen Bayern München tat weh. Noch schmerzhafter war aber die 52. Minute am Samstag in der BayArena, Werders Mitchell Weiser trat dem gerade erst eingewechselten Florian Wirtz auf den Fuß. Leverkusens offensiver Mittelfeldspieler versuchte es nach einer Behandlungspause nochmal, doch in der 59. Minute ging es nicht mehr weiter. Nach dem Spiel verließ Wirtz das Stadion auf Krücken und am Dienstag Vormittag folgte die Diagnose: Zwar ist es nicht das befürchtete Saisonaus, allerdings wird der deutsche Nationalspieler mit einer Knöchelverletzung mehrere Wochen fehlen.
Für das Rückspiel gegen Bayern München am Dienstagabend fällt Wirtz damit auf jeden Fall aus. Die ohnehin geringen Chancen auf ein Weiterkommen haben sich, ohne den wohl wichtigsten Bayer-Spieler, nochmal deutlich verschlechtert. Es stellt sich die Frage, was dies für die weitere Saison von Leverkusen bedeutet. In der Champions League wäre das Achtelfinal-Aus kein komplettes Desaster, die Verantwortlichen dürften sich aber trotzdem mehr erhofft haben. In der Bundesliga liegt Leverkusen zwar klar auf Kurs sich erneut für die Champions League zu qualifizieren, die Meisterschaft ist aber schon seit Wochen so gut wie entschieden. Den Patzer der Bayern am Wochenende, die mit 2:3 gegen das Kellerkind VfL Bochum verloren, konnte die Werkself nicht nutzen. Auch, wenn ein Verpassen der erneuten Meisterschaft angesichts der Stärke der Bayern kein Drama ist, ist es enttäuschend, wie früh im Jahr der Anschluss bereits verloren wurde.
Der wochenlange Ausfall von Florian Wirtz trifft Leverkusen hart. (Photo by Pau Barrena/Getty Images)
So bleibt den Leverkusern in dieser Saison nur noch der DFB-Pokal als letzte realistische Titelchance. Doch dies ist kein Selbstläufer. Im Halbfinale trifft Bayer am 01. April auf Drittligist Arminia Bielefeld, der bereits drei Bundesligisten aus dem Pokal geworden hat. Im Finale würden dann entweder der VfB Stuttgart oder RaBa Leipzig warten. Zwar wäre eine mögliche Titelverteidigung im Pokal angesichts der Leverkusener Vergangenheit nicht zu vernachlässigen, allerdings wäre es trotzdem eher ein Trostpreis im Vergleich zu dem, was im Saisonverlauf zwischenzeitlich möglich erschien.
Im Rückspiel wird es Leverkusen gegen die Bayern auch im heimischen Stadion nicht gelingen, das 0:3 aus dem Hinspiel wettzumachen. In der Bundesliga hat Leverkusen Platz zwei praktisch sicher, wird die Bayern aber nicht mehr gefährden können, sodass die Saison für Bayer bis auf den DFB-Pokal bereits gelaufen scheint.
Meine These daher: Die 0:2-Niederlage gegen Werder Bremen war ein Vorbote dessen, was in den nächsten Wochen folgen könnte. Viele Spiele ohne große Bedeutung und ein frühes Austrudeln der Saison für Bayer Leverkusen.
Jakob Haffke
(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)