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·19 June 2025
Der zweite Anzug der U21 sitzt! 3 Erkenntnisse zum DFB-Sieg über England

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·19 June 2025
Durch den 2:1-Sieg über England hat sich die deutsche U21 mit blütenweißer Weste zum Gruppensieger gekrönt. Der Erfolg über die Three Lions schürt große Hoffnungen mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf.
Auch ohne Standout-Spieler Nick Woltemade bleibt die deutsche U21-Nationalmannschaft weiter auf Erfolgskurs: Mit einer komplett neu aufgestellten Elf setzte das Team von Bundestrainer Antonio Di Salvo seine makellose Serie bei dieser EM fort und untermauerte damit seine Titelambitionen. In einem überzeugenden Auftritt bezwang die DFB-Auswahl den amtierenden Europameister aus England mit 2:1 und schloss damit erstmals eine EM-Vorrunde ohne einen einzigen Punktverlust ab.
Für die deutsche Mannschaft trafen bereits in der ersten Hälfte Ansgar Knauff (3.) sowie Nelson Weiper (33.). Der Anschluss durch Englands Alex Scott in der 76. Minute kam zu spät – beide Teams stehen dennoch im Viertelfinale. Dort trifft Deutschland am Sonntagabend (21:00 Uhr, Sat.1) in Dunajská Streda auf Italien.
Wir ziehen drei zentrale Erkenntnisse aus dem letzten Vorrundenspiel, die zeigen, was das DFB-Team aktuell so stark macht – und worauf es im weiteren Turnierverlauf ankommen wird.
So etwas sieht man im modernen Fußball nur selten: Gegen den englischen Nachwuchs veränderte Di Salvo seine Startelf im Vergleich zum Spiel gegen Tschechien auf allen elf Positionen. Sogar im Tor tauschte der 46-Jährige Stammkeeper Noah Atubolu gegen den Herthaner Tjark Ernst aus. Gegen den mit zahlreichen Premier-League-Stars gespickten Titelverteidiger stand also eine völlig neu zusammengewürfelte und nicht eingespielte deutsche Équipe auf dem Rasen.
Und dennoch machten die DFB-Youngster ihre Sache ausgezeichnet und lagen schon nach rund 30 Minuten mit 2:0 in Front. Klar: Das Ergebnis spiegelte nicht notwendigerweise den Spielverlauf wieder und war viel eher ein Resultat der enormen deutschen Abschlusseffizienz.
Trotzdem wussten die deutschen U21-Stars über weite Strecken der Partie mit einer hochkonzentrierten und vor allem defensiv unaufgeregten Leistung zu überzeugen. Gegen international gefeierte Top-Talente wie Ethan Nwaneri, Harvey Elliott oder Omari Hutchinson ließ man gerade einmal zwei klare Torchancen zu. Trotz insgesamt 18 Abschlüssen geriet der Kasten von Ernst nur selten wirklich in Gefahr.
Foto: Getty Images
Nach zwei Begegnungen, in denen Deutschland stets als das klar balldominante Team agierte, war es – auch mit Blick auf die K.o.-Runde – äußerst positiv zu sehen, dass sich die Di-Salvo-Schützlinge auch aus einer abwartenden Rolle heraus behaupten können. Denn: Spätestens ab einem möglichen Halbfinale wird es zumindest Phasen geben, in denen die DFB-Elf vermehrt in die eigene Hälfte gedrückt werden wird. Und genau dann wird es wichtig, ähnlich widerstandsfähig zu agieren wie am Mittwochabend gegen England!
Zudem ist spätestens seit dieser Partie klar, dass das deutsche Aufgebot auch in der Breite exzellent besetzt ist. „Wir haben von der 1 bis zur 23 einen Top-Kader. Ich freue mich, dass ich dem Team helfen konnte“, analysierte Matchwinner Ansgar Knauff nach Abpfiff bei Sat1 treffend.
Nach langen Jahren der Top-Stürmer-Ebbe verfügt Deutschland aktuell über einen mehr als vielversprechenden Talentpool. Klares Aushängeschild der neuen Angreifer-Generation ist zweifelsohne Nick Woltemade. Der Star des VfB Stuttgart, der gegen England geschont wurde, kommt in nur zwei EM-Einsätzen auf satte sechs Scorerpunkte (vier Tore, zwei Vorlagen) und sieht in der U21 schlicht und ergreifend wie ein „Men Among Boys“ aus.
Sein Sturmpartner Nicolo Tresoldi machte in der Slowakei ebenso auf sich aufmerksam und mit Jonathan Burkardt gibt es einen weiteren DFB-Knipser, der qua seines jungen Alters eine große Hoffnung für die Zukunft darstellt.
Deutlich seltener spricht die Fußball-Öffentlichkeit hingegen über Nelson Weiper. Aber warum eigentlich? Das Eigengewächs des 1. FSV Mainz 05 verbuchte in der abgelaufenen Bundesliga-Saison im Schnitt alle 140 Minuten einen Scorerpunkt. Ähnlich wie Woltemade ist Weiper trotz seines beachtlichen Gardemaßes von 1,92m überraschend grazil und sauber am Ball. Der Rheinhesse besitzt eine exzellente technische Grundausbildung und hat alle Anlagen, um ein vielseitiger, moderner Stürmer ohne größere Schwächen zu werden.
Foto: Getty Images
Denn mit gerade einmal 20 Jahren ist Weiper der mit Abstand jüngste aller deutschen Jung-Knipser. Er besitzt also noch jede Menge Zeit, um die auch gegen England noch ersichtlichen Lücken in seinem Spiel auszumerzen. Trotzdem: Weiper drückte dem Duell nachhaltig seinen Stempel auf, gewann fünf seiner sieben Zweikämpfe am Boden und belohnte sich folgerichtig mit dem Treffer zum 2:0. Wer so einen Spieler in der Hinterhand hat, der kann sich mehr als nur glücklich schätzen.
Viele Fans rieben sich vor Turnierbeginn durchaus verwundert die Augen, als der Name Ansgar Knauff unter den Nominierten für die Europameisterschaft auftauchte. Wie kann ein Spieler, der seit mindestens fünf Jahren allgegenwärtiger Bestandteil der deutschen Fußball-Öffentlichkeit ist, noch immer für die U21 spielberechtigt sein?
Ganz einfach: Knauff war schon in jungen Jahren athletisch und körperlich auf einem Niveau, um in der Bundesliga mehr als nur mithalten zu können. Die entscheidende spielerische Weiterentwicklung – insbesondere in Puncto Entscheidungsfindung – blieb in den vergangenen Saisons jedoch aus, weshalb der mittlerweile 23-jährige Frankfurter noch nicht für eine A-Nationalmannschaftsnominierung infrage kommt.
Trotzdem beweist Knauff sowohl bei der SGE als auch im DFB-Dress regelmäßig, was ihn so stark macht: Neben seinem Tempo verfügt der Flügelspieler über einen enormen Arbeitseifer, Laufstärke und einen geradlinigen Zug zum Tor. Noch viel wichtiger: Knauff hat sich in den letzten Jahren als absoluter Big-Game-Player erwiesen. Für den gebürtigen Göttinger ist keine Bühne und kein Gegner zu groß.
Foto: Getty Images
Vor allem in der Europa League rettete Knauff die Eintracht regelmäßig mit entscheidenden Aktionen und auch gegen England, als es immerhin noch um den Gruppensieg ging, war er erneut zur Stelle. Der frühere Dortmunder traf höchstpersönlich zum 1:0 und bereitete den zweiten Treffer von Weiper mit einer mustergültigen Flanke vor.
Bundestrainer Di Salvo darf sich also sicher sein: In den bevorstehenden K.o.-Spielen kann er jederzeit auf Knauff vertrauen. Sollte die deutsche Mannschaft mal in eine brenzlige Lage geraten, ist eine Einwechslung des Frankfurter Edel-Jokers ein vielversprechendes Mittel, um den Spielverlauf wieder auf die eigene Seite zu ziehen.
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