90min
·5 June 2025
DFB-Frauen: Diese Spielerinnen haben das EM-Ticket in der Tasche

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·5 June 2025
In rund einem Monat beginnt in der Schweiz die Europameisterschaft der Frauen. Hierzulande stellt sich die Frage, welche Spielerinnen im 23-köpfigen Aufgebot stehen und die DFB-Frauen auf der großen Bühne vertreten dürfen. Die Öffentlichkeit muss sich aber noch wenige Tage gedulden: Am 12. Juni will Bundestrainer Christian Wück seinen Kader für die EM in der Schweiz bekannt geben. Intern sind die Tendenzen allerdings schon klar. "Wir versuchen jetzt schon, die Spielerinnen in die eine oder andere Richtung vorzubereiten", so Wück. Das würde sowohl für die Fußballerinnen zählen, die aktuell im Kreis der Nationalmannschaft sind, als auch für die, die gerade "nicht hier sein können".
"Die Mehrzahl der Spielerinnen, die jetzt hier sind, wird zur EM fahren", machte der Bundestrainer im Zuge des aktuellen Lehrgangs deutlich. "Es gibt ein, zwei Positionen, über die wir uns noch Gedanken machen, sonst sind wir eigentlich relativ sicher", so Wück nach dem Sieg gegen Österreich. Doch welche Spielerin hat das EM-Ticket schon in der Tasche? Die 90min-Prognose zum EM-Kader der DFB-Frauen.
Schon vor dem Turnier stand fest, dass Ann-Katrin Berger definitiv mit in die Schweiz reisen wird - und zwar als Deutschlands Nummer Eins. "Wir haben uns mit Ann-Katrin Berger darüber verständigt, dass sie als Nummer 1 in die Europameisterschaft gehen wird und jetzt die Spielzeit erhält", erklärte Wück Anfang dieses Jahres. Die Entscheidung für Berger sei aufgrund ihrer Erfahrung auf und neben dem Platz gefallen. "Sie strahlt Sicherheit aus, die jüngere Torhüterinnen noch nicht haben", so Wück weiter. Zudem haben die DFB-Frauen mit Sicherheit noch gute Erinnerungen an die 34-Jährige im Tor bei einem Großevent: Während der Olympischen Spiele hütete Berger den Kasten der DFB-Auswahl und überzeugte mit ihren Paraden - vor allem als Elfmeterkillerin. "Ann-Katrin Berger hat uns diese Bronze-Medaille bei Olympia geholt, da werde ich für immer dankbar sein - das war geisteskrank", schwärmte Jule Brand über die Glanztaten ihrer Torfrau. Ob Berger bei der Europameisterschaft an ihrer Turnier-Leistung anknüpfen kann?
Ein ähnlicher No-Brainer wie Berger ist auch die Nominierung von Giulia Gwinn. Als Kapitänin der deutschen Frauennationalmannschaft ist die Bayern-Spielerin auf der Kaderliste gesetzt. Die Außenverteidigerin ist seit mehreren Saisons eine absolute Leistungsträgerin der DFB-Frauen und ein wichtiger Rückhalt auf und neben dem Platz. Das bestätigt auch die Statistik: Mit 62 A-Länderspielen gehört Gwinn zu den erfahreneren Spielerinnen im aktuellen Kader. Auch im deutschen Oberhaus zählt die 25-Jährige zu den besten Außenverteidigerinnen der Liga. In der Schweiz führt Giulia Gwinn die DFB-Frauen auf den Rasen, doch kann sie das Team auch zum Titel führen?
Janina Minge entwickelte sich in den letzten Spielzeiten zu einer wichtigen Stütze der DFB-Auswahl. Für die Wölfin spricht vor allem ihre Vielseitigkeit: Nachdem sie lange Zeit als defensive Mittelfeldspielerin aktiv war, wurde Minge immer mehr zur Innenverteidigerin umfunktioniert. Das lag einerseits am personellen Notstand auf dieser Position - sowohl bei Wolfsburg als auch der Nationalmannschaft - andererseits aber auch daran, dass Janina Minge als Innenverteidigerin gute Leistungen zeigte. Die 25-Jährige ist eine Waffe im Spiel, da sie von hinten heraus Akzente setzen und den Spielaufbau leiten kann. Das zeigte sich beispielsweise im Spiel gegen die Niederlande, als sie mustergültig Sarai Linder vorlegte, indem sie einen Pass durch alle Reihen hindurch manövrierte. Auch die Vize-Kapitänin wird das EM-Ticket schon in der Tasche haben.
In den letzten Spielen vor der EM kristallisierte sich heraus, dass Wück wohl mit dem IV-Duo Knaak und Minge in das Turnier gehen will. Beide starteten jeweils von Beginn an und bekamen die Chance, sich so einzuspielen. Knaak duelliert sich mit Doorsoun, Kleinherne und Hendrich um den Platz neben Minge in der Innenverteidigung. Zuletzt bekam die Spielerin von Manchester City klar den Vorzug vor den anderen Verteidigerinnen. "Rebecca Knaak überzeugt mit ihrem linken Fuß und hat mit ihrer Zweikampfstärke, ihrer Körpergröße und ihrem Kopfballspiel alles, was eine erfolgreiche Innenverteidigerin braucht", so Wück bei ihrer ersten Nominierung.
Gute Außenverteidigerinnen scheinen in Deutschland rar gesät zu sein. Mit Sarai Linder hat Christian Wück eine Option im Kader, die diese Position schon seit langer Zeit auf hohem Niveau bekleidet. Sei es für Deutschland oder Wolfsburg, die 25-Jährige spielt einen konstanten und erwachsenen Fußball. Gemessen an ihrer Erfahrung dürfte Linder den Vorzug vor der jungen Franziska Kett bekommen.
Sjoeke Nüsken ist aus dem Mittelfeld der DFB-Frauen nicht mehr wegzudenken. Seit ihrem Wechsel von Frankfurt zu Chelsea gewann die 24-Jährige an internationaler Erfahrung dazu und konnte Spielzeit auf europäischen Topniveau sammeln. Das zeigte sich auch anhand ihrer Stellung bei der Nationalmannschaft. Je mehr Spielzeit sie absolvierte, desto wichtiger wurde Nüsken im Spiel der DFB-Elf. Nüsken ist eine komplette Spielerin, die vor allem durch ihre Ruhe am Ball und eine überragende Spielübersicht auffällt. Gemeinsam mit Elisa Senß ist sie die Schaltzentrale der Frauennationalmannschaft.
Um zu verstehen, welche Anerkennung Elisa Senß von Christian Wück genießt, muss man sich nur mal die Aussagen der vergangenen Spieltags-Pressekonferenz durchlesen: "Elisa ist eine der Spielerinnen, die unter mir die meiste Einsatzzeit hatte. Sie ist ein unheimlich wichtiger Bestandteil der Mannschaft und bestätigt das in jedem Training und in jedem Spiel. Sie hat Fähigkeiten, die nur selten im Fußball zu sehen sind." Damit sollte eine Kader-Nominierung mehr als gerechtfertigt sein. Nach den letzten Leistungen der Frankfurter Mittelfeldspielerin bei der Nationalmannschaft zweifelt wohl auch niemand mehr daran, ob Elisa Senß mit zur EM fährt oder nicht.
"Lindas Stärken sind auf jeden Fall am Ball. Sie ist immer frei, anspielbar. Wie sie sich dreht, wie sie die Bälle spielt: Hacke, Spitze, eins, zwei, drei...", schwärmte Mitspielerin Sjoeke Nüsken von dem Bayern-Star. Auch der Bundestrainer ist von den Qualitäten Dallmanns überzeugt und scheint ihn ihr seine neue Spielmacherin gefunden zu haben. "Sie hat bewiesen, dass sie - egal, ob in der Startelf oder als Einwechselspielerin - die Art eines Spiels verändern kann. Linda ist ein fester Bestandteil des Teams", erklärte Wück schon vor zwei Monaten. Das Ticket zur Europameisterschaft wird der cleveren Mittelfeldspielerin wohl keiner mehr streitig machen.
Normalerweise fand sich Laura Freigang bei solchen Prognosen oft in der Kategorie "Zitterpartie" wieder. Doch unter Christian Wück genießt die Spielerin der Eintracht ein höheres Standing, als das zuletzt in der Nationalmannschaft der Fall war. Zwar bekam in den vergangenen Partien oftmals Linda Dallmann den Vorzug vor Freigang, doch es ist davon auszugehen, dass auch Laura Freigang ihren Weg in die Schweiz finden wird. Besonders die Hinrunde der 27-Jährigen mit der Eintracht begeisterte viele und gab dem Freigeist die Chance, sich für die DFB-Frauen zu empfehlen.
Auch Klara Bühl gehört zu den Spielerinnen, deren Name ohne Zweifel auf der Kaderliste der DFB-Frauen stehen wird. Seit Jahren ist sie eine der Leistungsträgerinnen der deutschen Frauennationalmannschaft. Ihre Position macht ihr so schnell niemand streitig. Mit 14 Vorlagen und sieben Buden ist Klara Bühl die zweitbeste Scorerin der Frauen-Bundesliga. Der dynamische und dribbelstarke Fanliebling kann in Spielen für den entscheidenden Unterschied sorgen - nicht umsonst wird sie von den Fans auch "Big Game Bühl" genannt. Ob der Titel auch in der Schweiz zum Einsatz kommt?
Auf der anderen Seite des Feldes läuft mit Jule Brand eine weitere Flügelspezialistin für die deutsche Nationalmannschaft auf. Auch Brand muss sich in Deutschland und international keinen Namen mehr machen. Zwar schwankte ihre Leistung in der abgelaufenen Saison für Wolfsburg leicht, in der Nationalmannschaft lieferte die 22-Jährige aber bisher zuverlässig. Ähnlich wie Bühl zeichnet auch Brand eine temporeiche Spielweise aus. "Ihr würde ich das Weltklasse-Format anheften. Sie ist für ihr Alter unheimlich weit. Was ihr noch fehlt, ist die Effizienz vor dem Tor. Daran arbeitet sie aber. Sie muss mutiger und selbstbewusster werden. Ich bin aber mit ihrer Leistung in der Nationalmannschaft bislang sehr zufrieden", betonte Wück im April. Wenn sich das mal nicht stark nach einer EM-Nominierung anhört.
Wenn Lea Schüller ein Tor geschossen hat, flutet "es hat geschüllert" so gut wie immer die Kommentarspalte in sämtlichen sozialen Netzwerken. Die Stürmerin des FC Bayern hat nach einem kurzen Leistungstief durch regelmäßige Spielzeit wieder in die Spur gefunden. Schüller überzeugt durch ihrer Physis, Geschwindigkeit und den Torriecher. "Gerade fühle ich mich richtig fit, also ich freue mich auf die EM", sagte die langjährige Nationalspielerin nach ihrem Hattrick im DFB-Pokalfinale. Eine Nominierung durch den Bundestrainer scheint reine Formsache zu sein.
Mit Selina Cerci könnte eine EM-Debütantin mit in die Schweiz reisen. Die 25-Jährige gehört zu den großen Gewinnerinnen unter Christian Wück. Der gebürtige Unterfranke schenkte Cerci zuletzt viel Spielzeit und Vertrauen, das die Hoffenheimerin auch durch gute Leistungen und Tore zurückzahlte. Während der Saison lief die Tormaschine Cerci bereits warm: Mit 16 Toren teilt sie sich die Torjägerkanone mit der Wolfsburgerin Lineth Beerensteyn. "Ich möchte mich natürlich weiterhin empfehlen. Am Ende liegt es immer in der eigenen Hand", blieb Selina Cerci bescheiden. Doch sollte Wück den generellen Eindruck teilen, kann die 25-Jährige ihre Koffer für die Schweiz bereits packen.