OneFootball
Philipp Overhoff·17 August 2025
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Philipp Overhoff·17 August 2025
Es ist einer dieser Sommer, in denen Fußballromantiker leuchtende Augen bekommen: Der 1. FC Köln und der Hamburger SV sind zurück in der Bundesliga. Zwei große Traditionsvereine, zwei leidenschaftlich verrückte Fanlager und zwei Millionenstädte, in denen der Fußball gelebt und zugleich geatmet wird.
Beide Klubs starten als Aufsteiger, beide sind unbestritten ein Gewinn für die Liga und beide verfügen über ein Umfeld, das - wir formulieren es mal neutral -begeisterungsfähig ist.
Läuft es sportlich rund, entsteht aus dieser Begeisterungsfähigkeit eine schier grenzenlose Welle der Euphorie, die dazu in der Lage ist, so manchen Gegner zu überrollen. Läuft es sportlich weniger rund, sorgt diese Begeisterungsfähigkeit dafür, dass es den Vereinen kaum noch möglich ist, in Ruhe zu arbeiten.
Doch bei all den genannten Parallelen: Die Stimmungslagen könnten eine Woche vor dem Saisonstart kaum unterschiedlicher sein. Während man in Köln fast schon das Gefühl bekommt, der FC habe in der Vorbereitung heimlich den Champions-League-Modus eingeschaltet, läuten in Hamburg bereits die Alarmglocken. Zumindest auf den ersten Blick.
Denn die Vorbereitung der Domstädter liest sich wie eine Bilderbuch-Kampagne für Optimismus. Statementsiege gegen Leicester City (3:1) und Atalanta (4:0) lassen die rot-weißen Fußballherzen am Rhein höher schlagen
Der Kader ist bundesligaerprobt und wurde durch vielversprechende Neuzugänge weiter verstärkt. Satte 20 Millionen nahm der Aufsteiger in diesem Sommer in die Hand. Das ist mal eine Ansage!
Nicht zuletzt präsentierten die Müngersdorfer mit Rav van den Berg unlängst ihre teuerste Verpflichtung seit 2019: Der Innenverteidiger kommt für stolze acht Millionen Euro vom FC Middlesbrough.
Die Handschrift des neuen Trainers Lukas Kwasniok ist bereits gut erkennbar, das Grundgerüst um Torwart Marvin Schwäbe, Abwehrchef Timo Hübers und Abräumer Eric Martel steht zudem seit mehreren Jahren.
Kurz gesagt: Köln wirkt bereit für die Bundesliga!
Und dann ist da der HSV. Den Norddeutschen stecken lange und schmerzhafte sieben Zweitliga-Jahre in den Knochen. Die logische Folge: Mit Ausnahme der Neuzugänge Yussuf Poulsen, Jordan Torunarigha und Nicolai Remberg muss man Bundesliga-Erfahrung im hanseatischen Kader mit der Lupe suchen.
Mindestens genau so fatal ist, dass besagter Kader rund zwei Wochen vor dem Ende der Transferperiode weiterhin eklatante Lücken aufweist. Ein Innenverteidiger und ein Spielmacher sollen noch kommen. Mindestens.
Außerdem braucht die Mannschaft Zeit, um das von Merlin Polzin neu installierte Spielsystem zu erlernen. Im Oberhaus wollen sich die Hamburger deutlich mehr über ihre Arbeit gegen den Ball definieren, als dies in den letzten sieben Jahren der Fall war. Soweit, so verständlich.
📸 Alex Bierens de Haan - 2025 Getty Images
Die Art und Weise, auf die der einstige Bundesliga-Dino seine letzten fünf Testspiele allesamt verlor, bietet trotzdem gewissen Anlass zur Sorge. Die neu formierte Defensive wackelt noch bedenklich und offensiv gehen dem Team bislang fast jegliche Ideen ab. Auch in der ersten Pokalrunde sah die Polzin-Truppe gar nicht gut aus. Gegen Fünftligist Pirmasens gewann der HSV erst nach Verlängerung (2:1).
Trotzdem bleibt man an der Waterkant gelassen. Die Unruhe werde ausschließlich von Außen in den Verein hineingetragen, heißt es. Die Startschwierigkeiten nach dem geschafften Aufstieg hingegen habe man bewusst einkalkuliert.
Und trotzdem: Dass zwischen dem Treiben des FC Köln und des HSV eine gewisse Diskrepanz besteht, lässt sich alleine bei einem Blick auf die Transferausgaben erkennen. Die Rheinländer haben bislang 15 Millionen Euro mehr investiert.
Aber wie ist das überhaupt möglich, wenn man bedenkt, dass beide Vereine am Ende der abgelaufenen Saison nur mickrige zwei Punkte auseinander lagen?
Nun ja: Ein Blick auf die TV-Geld-Tabelle der Bundesligisten beantwortet diese Frage zumindest zu großen Teilen. Denn während der HSV mit 31,4 Millionen Euro auf Platz 18 einläuft, steht der FC auf Rang 13 und kassiert immerhin 42,9 Millionen.
Diese Differenz lässt sich relativ simpel mit dem sportlichen Abschneiden der jüngeren Vergangenheit begründen. Die Hanseaten saßen sieben Jahre in der 2. Bundesliga fest, die Westdeutschen im selben Zeitraum „nur" für zwei Jahre.
Außerdem konnten die Kölner mit Jonas Urbig, Damion Downs und Max Finkgräfe einige Spieler für beachtliche Summen verkaufen und sich so wichtigen Spielraum für eigene Aktivitäten schaffen.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor: Die Transfersperre, welche es den FC-Verantwortlichen zwischen Dezember 2023 und Januar 2025 verbot, neue Spieler an Land zu ziehen.
Was die kurzfristige Leistungsfähigkeit des Klubs enorm einschränkte, sorgte immerhin dafür, dass sich die Geißböcke in diesem Zeitraum einen ordentlichen Haufen Kohle zusammensparen konnten. Außerdem wurden dementsprechend wenige eigene Spieler abgegeben, wodurch nicht unwesentliche Teile des Bundesliga-Kaders von 2023/2024 noch immer am Start sind.
All das sorgt dafür, dass die Stimmung in Köln derzeit so ist, wie man sie am Rhein gerne mag: Optimistisch, laut und vielleicht auch ein kleines bisschen größenwahnsinnig.
Im hohen Norden der Republik schwingt deutlich mehr Skepsis mit. Natürlich weiß man, wie schnell ein gelungener Saisonstart den Optimismus zurückbringen kann. Doch aktuell liegt der Fokus viel eher auf der Frage, wie schnell sich der neuformierte Kader an die hohe Qualität in der Bundesliga gewöhnen kann.
Am Ende ist aber auch klar: Beide Vereine starten in dieselbe Saison, mit derselben Anzahl an Punkten, denselben Gegnern, denselben Chancen.
Und genau das macht die Sache so spannend: Denn Fußball wäre nicht Fußball, wenn nicht schon am ersten Spieltag alles ganz anders kommen könnte. Vielleicht haut der HSV ausgerechnet den Kölner Erzrivalen aus Mönchengladbach weg, vielleicht bekommt der FC beim anderen Karnevalsverein aus Mainz direkt auf die Mütze. Die aktuelle Stimmungslage könnte sich sofort um 180 Grad drehen.
Denn das haben beide Klubs gemeinsam: Positive wie negative Emotionen sind genau so schnell wieder verflogen, wie sie auch gekommen sind.
📸 Selim Sudheimer - 2025 Getty Images
Live
Live
Live
Live
Live