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·19 September 2025
Ersatzdroge Fußball

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·19 September 2025
Dienstagabend, Juve gegen Dortmund. Ein Spiel, das in der 2. Halbzeit so schnell eskaliert wie Uli Hoeneß im Doppelpass. Acht Tore, eins schöner als das nächste und eine Mannschaft, die am Ende mal wieder doof aus der Wäsche guckt. Leider ist es mal wieder der BVB, obwohl er so viel mehr richtig macht als noch in den letzten Jahren. Man möchte die Verantwortlichen des Vereins anflehen: gebt Niko Kovac Zeit. Dass er endlich der richtige Trainer für diesen hoch komplizierten Verein ist, zeigt die Elfmeterdiskussion zwischen Bensebaini und Guirassy. Kovac regelt von der Seitenlinie aus diesen sensiblen Konflikt und setzt sich am Ende durch. Die Schlussphase zeigt, dass der BVB nur noch ein Stück erwachsener werden muss, dann steht er vor einer guten Saison. Meine Meinung: Lasst das mal den Papa Kovac machen, dann wird das.
Mittwochabend: Ich stehe immer noch auf meiner Couch, weil ich mich nach diesem 4:4 Spektakel aus Turin kaum beruhigen konnte. Ausgerechnet der deutsche Rekordmeister übernimmt das dann und regelt meinen Puls runter. Bayern bleibt ruhig und abgeklärt. Nur noch „Cold Palmer“ ist abgezockter als der FCB. Am Ende reicht es zu einem souveränen 3:1.
Wasser auf den Mühlen aller 50+1 Regel-Verfechter. Hat die Premiere League die Bundesliga etwa doch nicht abgehängt? Auf dem Transfermarkt ja, auf dem Platz steht es zwischen Deutschland und England 1:0. Wer hätte das gedacht? Das Thema wird uns – auch in dieser Kolumne – weiter beschäftigen, so viel ist sicher.
Donnerstagabend: die Europa League ist noch im Sommerurlaub. Also wird wieder Champions League gespielt. In Kopenhagen. In einer der modernsten und schönsten Städte Europas tut sich die Werkself verdammt schwer. Kein Wunder, wer in Leverkusen lebt, ist von schönen und modernen Städten höchst wahrscheinlich arg verwirrt.
Das Team von Kapser Hjulmand entdeckt aber seinen Spitznamen „Laterkusen“ endlich wieder für sich und gleich spät aus. Nach dem Heimsieg in doppelter Unterzahl gegen Frankfurt, schon das zweite positive Erlebnis für den neuen Coach. Eine Art Spirit entsteht beim Meister von 2024. Spannend, wohin das wohl noch führt.
Ich bin an diesem Abend beruflich in Frankfurt, aber nicht als Fußballreporter. Ich moderiere eine Sportkonferenz. Als sie aus ist, stürze ich mich gegen 18 Uhr in das Frankfurter Stadtleben. Eigentlich will ich ja nur zum Fernbahnhof, um von da aus meinen ICE nach Düsseldorf zu bekommen. Die Stadt ist nicht voll von Fußballfans, sie besteht aus Fußballfans. Züge bleiben stehen. Ich lerne Frank kennen, der zufälligerweise auch nach Düsseldorf muss und teile mir ein Taxi mit ihm, unsere einzige Chance. Wir kommen so gerade noch pünktlich am Fernbahnhof an und kriegen unseren Zug noch, der natürlich verspätet ist. Wir hätten uns gar nicht so hetzen müssen. Ach Deutsche Bahn…
Frank ist Gesichtschirurg, aber worüber rede ich mit ihm? Natürlich: über Fußball. Als ich das Frankfurt-Spiel einschalte, steht es schon 4:1 für die Eintracht.
Beim Blick auf die Highlights dieses faszinierenden Spiels, ertappe ich mich bei der Frage: wie geht das eigentlich alles?
Gianni Infantino ballert den Fußballkalender voller als die Frankfurter U-Bahn und am Ende ziehen wir trotzdem mit. Schauen uns vier Spiele mit deutscher Beteiligung an, die jeweils alle packender sind als so manches Buch.
Die Droge Fußball hat uns wieder fest im Griff, nun auch wieder unter der Woche. Davon muss ich mich erstmal erholen. Vielleicht bei einem schönen Zweitligaspiel…heute ist ja Freitag.