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·27 April 2025
FC Bayern und Leroy Sané: Pro und Contra zur möglichen Vertragsverlängerung

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·27 April 2025
Leroy Sané winkt offenbar eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern München. Die richtige Entscheidung? Ein Pro und Contra.
Sein Vertrag läuft im Sommer aus, doch er könnte bald verlängert werden: Leroy Sané spielt nicht nur eine gute Rückrunde, er scheint auch bereit dazu zu sein, einen stark leistungsbezogenen neuen Vertrag beim FC Bayern München zu unterschreiben.
Je nach Gerücht soll sein Gehalt auf eine Summe zwischen zehn und zwölf Millionen Euro sinken – zumindest im fixen Anteil. Performt Sané so, wie man es sich bei der Verpflichtung einst erhofft hatte, winkt ihm auch ein höherer Jahresbetrag. Sein neues Arbeitspapier, sollten die letzten Details geklärt werden können, soll bis 2028 laufen.
Bei den Fans des FC Bayern sorgt das für gespaltene Meinungen – aber auch in der Miasanrot-Redaktion. Ein Pro und Contra.
Von Georg Haas
Die entscheidende Frage bei einer Vertragsverlängerung mit Leroy Sané ist nicht, ob seine Leistungen ein Gehalt von 10, 12 oder 15 Millionen Euro rechtfertigen. Die Frage ist, ob es die richtige Entscheidung für den FC Bayern ist, insgesamt rund 40 Millionen Euro sowie einen wertvollen Kaderplatz an Sané zu binden – oder ob es sinnvoller wäre, eine andere Richtung einzuschlagen.
Leroy Sané kam nach dem Champions-League-Sieg 2020 zum FC Bayern. In fünf Jahren beim FC Bayern kommt er auf 217 Spiele, 60 Tore, 54 Assists und vier Meistertitel. Das ist gut – aber nicht gut genug. Weder für Sané noch für den FC Bayern.
In seiner statistisch besten Saison 2021/22 sammelte Sané 29 Scorerpunkte. Mit diesem Bestwert blieb er hinter den Höchstwerten früherer Bayern-Flügelspieler wie Franck Ribéry (44 Scorerpunkte), Arjen Robben (38) oder sogar bereits Michael Olise (30), Jamal Musiala (32) und Serge Gnabry (37) zurück. Sané war gut – aber nie prägend.
Er verkörpert den FC Bayern der letzten Jahre: gute Phasen, aber nie konstant auf Weltklasse-Niveau. Sané scheiterte an der Marke von 30 Scorerpunkten in einer Saison. Der FC Bayern scheiterte fünfmal (zu) früh im DFB-Pokal und in der Champions League. Zufall oder Spiegelbild?
Mit 29 Jahren rückt für den Linksfuß das Karriereende am Horizont näher. Eine Verlängerung bis 2028 würde genau die Phase abdecken, in der Flügelspieler, deren Spiel stärker von Tempo und Athletik lebt als andere Positionen, erfahrungsgemäß an Explosivität verlieren.
Bereits in den letzten Jahren zeigte Sanés Entwicklung eine negative Tendenz: In seinen ersten drei Bayern-Jahren kam er auf 0,80 Scorerpunkte pro 90 Minuten, in den letzten beiden Spielzeiten nur noch auf 0,65. Auch Vincent Kompany setzt nur bedingt auf ihn: In der laufenden Saison absolvierte Sané lediglich 51 % der möglichen Spielzeit – sein schwächster Wert beim FC Bayern.
Dass er diese schwache Saison ausgerechnet in einem „Contract Year“ abliefert, in dem Spieler im Bemühen um einen neuen Vertrag oft noch einmal ein paar Prozente aus sich herauskitzeln, stärkt die Zweifel. Eine Trendwende erscheint unwahrscheinlich.
Ein Grundgehalt von zehn Millionen Euro erscheint im Vergleich zu den Spitzenverdienern des FC Bayern moderat. Doch die Opportunitätskosten sind hoch: Sané bindet inklusive Prämien nicht nur rund 40 Millionen Euro Gehalt über drei Jahre, sondern auch einen Kaderplatz und erhebliche Spielzeit. Ressourcen, die der FC Bayern in jüngere, entwicklungsfähigere Spieler investieren sollte.
Für eine vergleichbare Summe aus Ablöse und Gehalt ließe sich auch ein talentierter, entwicklungsfähiger Spieler wie Brajan Gruda, Paul Nebel oder Enzo Millot kaufen, ein Spieler mit der Chance auf einen Durchbruch. Noch günstiger ginge es mit einer Kaderperspektive für eigene Talente wie Paul Wanner.
Die mögliche Vertragsverlängerung von Sané steht exemplarisch für ein strukturelles Problem in der Kaderplanung des FC Bayern: Statt konsequente, wenn nötig harte Entscheidungen zu treffen, setzt der FC Bayern auf den bequemen und sicheren Weg – auf Kosten der Zukunft.
Von Justin Kraft
Der Wunsch nach Veränderung ist beim FC Bayern ebenso groß wie der Wunsch nach Sparmaßnahmen. Leroy Sané vereint beides. Es liegt auf der Hand, dass der Rekordmeister bei einem Verbleib sparen würde. Nicht nur würde man es schaffen, das aktuell sehr hohe Gehalt im Dunstkreis der 20 Millionen Euro deutlich zu reduzieren, auch würde man keine weitere Baustelle für den Transfersommer öffnen.
Denn ein Verkauf von Sané ist ohne Verlängerung nicht mehr möglich. Der 29-Jährige würde ablösefrei wechseln. Max Eberl müsste also angesichts der finanziellen Restriktionen einen weiteren Spieler verkaufen, um die aufgerissene Baustelle zu schließen. Und das kostet Geld. Gegebenenfalls viel Geld. Selbst wenn der FC Bayern nach einem jungen Talent Ausschau halten würde, bräuchte es einen Spieler, der entweder sofort oder in ein bis zwei Jahren besser als Sané ist. Michael Olise kostete im vergangenen Sommer über 50 Millionen Euro. Geld, das der FC Bayern lieber spart.
Denn ja, auch bei einem Verbleib von Sané gibt es durch die Gehaltsanpassung eine wichtige Veränderung: Der Spieler hat keine finanziellen Argumente mehr, warum er Stammspieler sein sollte. Er wäre plötzlich einer für die Kaderbreite – zusätzlich zu Mr. X, der im Idealfall Florian Wirtz sein soll.
Aber auch hier gibt es einen wesentlichen Punkt, der für Sané spricht: Bayern würden bei einem Abgang die Spieler ausgehen, die ständig die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr belaufen und so Tiefe anbieten. Olise und Jamal Musiala sind eher Spielmacher als Tiefenläufer und auch Wirtz wäre, sollte er kommen, mehr Kombinationsfußballer als einer, der hinter die Kette startet.
Spielmacher brauchen aber Anspielstationen und auch wenn die Kritikpunkte an Sanés Konstanz berechtigt sind, so bietet er genau das an. In der Rückrunde zeigt er, wie wichtig diese Qualität auch dann sein kann, wenn ihm mal nicht so viel gelingt. Am Ende geht es hier immer noch um einen guten Fußballer, der in der Bundesliga zuverlässig 15 oder noch mehr Torbeteiligungen liefert.
Im schlechtesten Fall wird er damit zu einem Edeljoker, der von der Bank das Tempo nochmal erhöht oder im zähen Alltag zur Schonung der Stammspieler beiträgt. Im besten Fall kann er nochmal einen Schritt nach vorn machen, weil ihn die neue Position anstachelt und motiviert.
Bayern hat wichtigere Baustellen im Kader – und mit einem x-beliebigen Bundesliga-Talent wird man die Lücke nicht schließen können, die ein Abgang zur Folge hätte. Gehobener Durchschnitt vom FSV Mainz 05, VfB Stuttgart oder Borussia Dortmund würde den Aufwand des Wechsels nicht rechtfertigen. Dann kann man auch mit Sané weitermachen und auf eine bessere Gelegenheit warten – dann mit der Möglichkeit, eine Ablöse für ihn zu kassieren.
Lieber noch eine Ehrenrunde mit Sané drehen, bei dem man genau weiß, was man von ihm bekommt – und was nicht. Eine Sache, die man von ihm auf jeden Fall zu bekommen scheint, ist Loyalität.
Trotz aller Kritik an ihm und den oft wechselhaften Leistungen ist es nicht selbstverständlich, dass er seinen Verbleib zu stark reduziertem Gehalt anbietet. Das verdient Respekt. Außerdem ist Sané in der Mannschaft verwurzelt. Er scheint in der Kabine oft für gute Stimmung zu sorgen und sich mit vielen seiner Mitspieler gut zu verstehen. Umbruch und Veränderung sind wichtig, aber es braucht auch Spieler, die für Stabilität sorgen – und das müssen nicht immer nur die unumstrittenen Stammspieler sein.
Das wichtigste Argument für eine Verlängerung ist aber, dass es mit seinem Abgang deutlich schwerer wird, die Offensive neu aufzustellen. Bayerns Problem ist nicht die numerische Breite im Angriff, sondern die qualitative. Es braucht einen weiteren Spitzenspieler. Je mehr Spieler ausgetauscht werden müssen, desto größer die Gefahr, dass die Münchner wieder Quantität statt Qualität kaufen und keines der bestehenden Probleme gelöst wird.
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