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·24 September 2025

FC Liverpool: Nur Geduld mit Florian Wirtz

Article image:FC Liverpool: Nur Geduld mit Florian Wirtz

Florian Wirtz will von Geduld nichts wissen. Der 22-Jährige, für 150 Millionen Euro von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool gewechselt, hat nach fünf Spielen noch keinen einzigen Scorerpunkt auf dem Konto: kein Tor und keine Vorlage. Seine Reaktion darauf ist bemerkenswert ehrlich: Er sei genervt von den ewigen Durchhalteparolen, wolle einfach nur besser werden. Diese Haltung zeichnet ihn aus.

Die Ablösesumme macht Wirtz zwar zum teuersten deutschen Spieler der Geschichte. Aber dadurch wird jedes torlose Spiel zur Schlagzeile, jeder vergebene Pass zum angeblichen Beweis des Scheiterns. Dabei reicht schon eine kleine Notiz in der Tageszeitung: Wieder kein Tor! Wir denken: Was ist mit Wirtz los!


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Dabei zeigt der Blick auf andere Großtransfers ein Muster. Didier Drogba brauchte 2004 bei Chelsea sieben Spiele für sein erstes Tor. Luka Modric galt 2012 bei Real Madrid ein halbes Jahr lang als Fehleinkauf. Fabinho benötigte 2018 bei Liverpool drei Monate, bis er überhaupt in der Startelf stand. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Anpassungszeit ist die Regel, nicht die Ausnahme.

Florian Wirtz mit schonungsloser Selbstanalyse

Was Wirtz von seinen Vorgängern unterscheidet, ist seine schonungslose Selbstanalyse. Er spricht nicht von Pech oder fehlender Unterstützung. Er sagt: Die Scorerpunkte sind nicht da. Punkt. Diese nüchterne Bestandsaufnahme ist ungewöhnlich in einer Branche, die von Ausreden lebt. Gleichzeitig betont er, nicht schlecht zu spielen – eine wichtige Differenzierung, die in der öffentlichen Wahrnehmung meist untergeht.

Der eigentliche Denkfehler liegt bei uns. Wir bewerten Spieler wie Aktien, deren Kurs täglich neu berechnet wird. 150 Millionen Euro Ablöse bedeuten in dieser Logik sofortige Rendite. Aber Fußball funktioniert nicht nach den Gesetzen der Börse. Ein Spieler ist kein Algorithmus, der ab Tag eins die erwartete Leistung abruft. Wirtz‘ Integration in Liverpools Spielsystem, das Verstehen neuer Laufwege, die Abstimmung mit Mitspielern – all das braucht Zeit, die ihm scheinbar zu wenige geben wollen.

Seine Aussage, solche Phasen noch nicht oft erlebt zu haben, ist dabei der Schlüssel zum Verständnis. Wirtz war immer der Überflieger, der Ausnahmekönner, dem alles zuflog. Jetzt erlebt er erstmals Widerstand – nicht nur von Gegnern, sondern vom eigenen Anspruch. Dass er dabei cool bleiben will, statt in Panik zu verfallen, zeugt von einer Reife, die man bei 22-Jährigen selten findet.

Der FC Liverpool hat nicht 150 Millionen für fünf Spiele bezahlt, sondern für die nächsten fünf Jahre. Wirtz weiß das. Die Öffentlichkeit sollte es auch endlich begreifen.

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