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·21 December 2025

Herbstmeister! Das Heidenheim-Spiel als Schlüssel zum Rekord

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Die Trainingswoche vor diesem letzten Auftritt in Heidenheim, verriet Vincent Kompany, erinnerte ihn zeitweise an zum Glück längst vergangene Zeiten: „Das war wie bei der Coronapandemie“, meinte der Cheftrainer des FC Bayern, „immer wenn der Arzt kam, mussten wir Angst haben, dass wir wieder einer weniger sind.“ Neun Spieler konnten somit am letzten Pflichtspielsonntag des Kalenderjahres nicht mitwirken: Neuer, Laimer, Bischof, Pavlović, Musiala, Boey, Kim, Jackson – Kimmich fehlte gar erstmals seit Februar. Die, die aber verblieben waren, machten ihren Job beim 1. FC Heidenheim dafür herausragend: 4:0 (2:0) gewann der FC Bayern hochverdient beim Tabellenvorletzten und feierte damit vier Tage vor Weihnachten gleich eine Vielzahl an Erfolgen auf einen Schlag.

2025 verlor der FC Bayern kein einziges Liga-Auswärtsspiel

So verlor der Rekordmeister im gesamten Kalenderjahr 2025 kein einziges seiner 16 Bundesliga-Auswärtsspiele (zwölf Siege, vier Unentschieden) – das gelang überhaupt erst zum dritten Mal nach 1986 und 2013. Die 41 gesammelten Punkte in den bisherigen 15 Saisonspielen sind Vereinsrekord – nur 2013/14 waren genauso viele Zähler zum selben Zeitpunkt auf dem Konto. Und der Auswärtssieg bedeutete bereits zwei Spieltage vor Ende der Hinrunde im Januar die 28. Herbstmeisterschaft mit neun Punkten Vorsprung vor Platz zwei – es ist der zweitgrößte Vorsprung eines Tabellenführers in der Historie der Liga zu diesem Zeitpunkt. „Wir fühlen uns manchmal wie damals, als wir angefangen haben Fußball zu spielen“, antwortete Verteidiger Jonathan Tah auf die Frage nach dem einzigartigen Erfolgsgeheimnis: „Diese Mischung macht es: dass wir Spaß haben und dadurch Spiele gewinnen!“


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„Die Klub-WM war für uns ein Geschenk“

Ähnlich resümierte Max Eberl am Abend in Heidenheim glücklich: „Die Klub-WM war für uns ein Geschenk, auch wenn sie dramatisch endete. Aber als Mannschaft mit dem gesamten Staff hatten wir eine unfassbar tolle Zeit, die hat viel bedeutet. Wir sind zusammengewachsen, haben uns fokussiert und konzentriert. Und mit jedem Erfolg wurde die Truppe selbstsicherer und stabiler. Die Jungs fühlen das Vertrauen der Trainer und des Vereins, diese Gemeinschaft haben wir gerade.“ Logisch, dass auch Vincent Kompany nach dem 4:0 im letzten Spiel strahlte. Auch der Trainer sang ein Loblied auf den Teamgeist: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft“, sagte der Coach, „es ist nicht selbstverständlich, wie der Kader die vielen Ausfälle heute aufgefangen hat.“

Vor der Begegnung hatte nicht viel für die Heidenheimer gesprochen. Doch erst der 1. FSV Mainz 05 hatte ja in der Vorwoche gezeigt, dass selbst 85 Prozent Ballbesitz für den FC Bayern in einem Spiel – der nächste Bundesligarekord – nicht zwingend ausreichend sein müssen, um ein Spiel auch zu gewinnen (2:2). Nun saßen obendrein beim FC Bayern fünf Spieler auf der Bank, die noch keine einzige Bundesligaminute gesammelt hatten. Die verbliebenen Profis begannen trotzdem altbewährt: Der FC Bayern erspielte sich eine erdrückende Dominanz. Man spürte sofort bis hinauf unters Tribünendach in Heidenheim nicht den Hauch einer Schwäche. Das sah auch Max Eberl so: „Die Mannschaft hat die Situation wie beim ersten Spiel so auch beim letzten hochprofessionell, hochfokussiert und konzentriert angenommen.“

Stanišić selbst erhört seine Wünsche

Der Ball zirkulierte durch die Reihen, Heidenheim igelte sich tief ein – um überfallartig nach vorn zu kombinieren, sollten sie doch mal den Ball gewinnen. Josip Stanišić hatte sich daher vor Anpfiff schon ein frühes Tor gewünscht, um diese Gefahr im Keim zu ersticken. Der Underdog sollte keinesfalls in diesem engen, lauten Stadion über sich hinauswachsen. Daher erhörte Stanišić selbst seine Wünsche: Nach einer Viertelstunde landete ein Olise-Eckball nach einstudierter Variante über Jonathan Tah per Kopf bei ihm, aus nächster Nähe drückte Stanišić den Ball über die Linie. Es war bereits das dritte Kopfballtor bei insgesamt sechs Bundesligatreffern für den kroatischen Nationalspieler.

Heidenheim präsenter als Mainz 05

Heidenheim schien zwar körperlich präsenter, aggressiver noch als Mainz 05 – leistete sich dafür aber Fouls in nicht ungefährlichen Räumen. Der FC Bayern konnte aus dem ungestümen Verhalten aber kein Kapital schlagen – noch nicht. Das 2:0 fiel aus dem Spiel heraus: Ein schneller, spielerischer Seitenwechsel bedeutete eine Befreiung aus der Umklammerung der Heidenheimer Defensive, Karls Flanke auf Kane landete über Umwege bei Ito, dessen Hereingabe Olise aus nächster Nähe, dem bereits neunten Torschuss des Spiels, über die Linie drückte (32. Minute). Es war das siebte Saisontor des Franzosen, nur Harry Kane (21) hatte damit zu diesem Zeitpunkt mehr direkte Torbeteiligungen als Olise (15, sieben Tore, acht Assists). Zur Pause führten die Bayern damit hochverdient, hatten 15:3 Flanken gesammelt, 79 Prozent Ballbesitz und 6:0 Torschüsse.

„Wir haben zur Halbzeit umgestellt, die Räume anders besetzt und früher attackiert“, verriet Frank Schmidt, Heidenheims Trainer. Der war bereits beim FCH als Coach im Amt, als Lennart Karl noch gar nicht geboren war. Heidenheim wurde jetzt mutiger, stand nicht mehr ganz so tief und presste nun auf die bayerischen Passwege. Die Chance zur Vorentscheidung aber konnten die Gastgeber dennoch nicht verhindern. Es war das Glück, das half, als Harry Kane aus der Drehung nur den Außenpfosten traf (53.).

Schreckmomente auf der anderen Seite

Das Engagement Heidenheims aber sorgte nun auch für Schreckmomente auf der anderen Seite: Bayerns Leihspieler Ibrahimović verzog nach Querpass knapp, Schimmer traf irgendwie per Kopf die Latte, später reagierte Jonas Urbig in seinem dritten Bundesligaeinsatz der Saison herausragend gegen eine Volleyabnahme mit dem Bein. Kompany lobte: „Wenn die anderen Torhüter 20 Bälle halten, ist es normal. Urbig und Neuer haben aber auch die Qualität, dass sie mal eingreifen müssen – so wie heute.“ Urbig bleibt damit in der Bundesliga weiter ohne Gegentor, wie das 4:0 überhaupt die achte weiße Weste im 15. Spiel für den FC Bayern bedeutete – auch das ist Ligabestwert.

Die Statistik sprach plötzlich für Heidenheim

Diesmal sprach die Statistik aber für Heidenheim: Fünfmal schon hatten die Gastgeber in dieser Saison nach der 83. Spielminute getroffen. Doch es trafen die Bayern: Luis Díaz flog in eine Flanke von Stanišić und köpfte mit seinem Saisontor Nummer acht das entscheidende 3:0 (87.). Damit schloss der Kolumbianer in der Torjägerliste auf den geteilten zweiten Platz auf. Und: Erst zum zweiten Mal gelang Stanišić damit ein Tor und eine Torvorlage in einem Bundesligaspiel.

Die Entscheidung nutzte Vincent Kompany, um nach dem portugiesischen U19-Nationalspieler David Santos auch den zweiten Debütanten des Tages einzuwechseln: Cassiano Kiala ist mit 16 Jahren und 344 Tagen sogar der zweitjüngste Bayernspieler nach Paul Wanner (16 Jahre, 15 Tage) in der Bundesliga.

Die Debütanten durften nochmal jubeln

Und die Youngster durften sogar nochmal jubeln: Harry Kanes 4:0 nach starker Einzelleistung bedeutete die 100. Torbeteiligung im 78. Spiel für den englischen Nationalmannschaftskapitän – und den Schlusspunkt einer einseitigen Partie mit einem verdienten Sieger, der nun in eine kurze, aber verdiente Verschnaufpause geht. Und das: überglücklich und hochzufrieden. „Mein Jahresfazit ist: Wir haben eine gute Basis gebaut. Die Titel werden im März ausgespielt, aber die Basis haben wir jetzt. Unser Kader wird weiter gestärkt im Januar, zu einem richtigen Zeitpunkt. Jetzt machen wir Pause – und dann geht es weiter“, so Vincent Kompany.

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