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·14 May 2025
Hiller-Aus? Die größte Wertschätzung ist der Löwe auf der Brust

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·14 May 2025
Marco Hiller wird am Samstag im Saisonfinale gegen Erzgebirge Aue ein letztes Mal im Grünwalder Stadion im Löwen-Tor stehen. Es ist sein 276. Pflichtspiel-Einsatz für Sechzig. Damit ist er in der Ewigen-Liste ganz vorne dabei - neben echten Vereinsidolen wie Petar Radenkovic, Manni Wagner oder Harald Cerny, die 1860 würdig auf höchster Ebene vertreten haben.
Hiller war nicht nur 17 Jahre bei Sechzig, sondern auch beim Wiederaufbau dabei, nachdem der Klub zuvor bis in die Regionalliga Bayern durchgereicht worden war. Dabei war Hiller ursprünglich gar nicht als Nummer 1 vorgesehen. Nur weil der von Daniel Bierofka favorisierte Maxi Engl in die Dritte Liga nach Erfurt wechselte, schlug die Stunde von Hiller. Und er nutzte sie. Hiller stieg mit 1860 sofort wieder auf - und genau deshalb schätzen ihn viele Fans.
Auf der Linie gehört Hiller aufgrund seiner Reaktionsschnelligkeit zweifelsohne zu den besten Keepern der Dritten Liga, in den anderen Disziplinen hat er sich nicht so verbessert, wie man es ihm gegönnt hätte. Deswegen hatte Hiller in all den Jahren immer wieder Konkurrenz im eigenen Haus bekommen, egal bei welchem Trainer: Hendrik Bonmann, David Richter oder seit Sommer 2024 Rene Vollath. Das hat Gründe gehabt - und außerdem ist es völlig normal, den Konkurrenzkampf zu schüren. Was bei den Feldspielern zählt, gilt auch auf der Torhüterposition. Wer damit nicht umgehen kann, hat den Profifußball nicht verstanden.
Jetzt aber von fehlender Wertschätzung für Hiller zu sprechen, ist jetzt nicht angebracht. Die größte Wertschätzung war, dass er in einer schnelllebigen Fußballbranche über so viele Jahre den Löwen auf der Brust tragen durfte. Und Hiller mit Kevin Volland oder Florian Niederlechner zu vergleichen, ist nicht gerechtfertigt: Die beiden Rückkehrer waren bekannte Namen in der Bundesliga, Volland war sogar A-Nationalspieler, spielte in der Champions League - ihre Tore und Erfahrung, aber auch ihre Werbewirksamkeit wird Sechzig voranbringen. Und genau das 1860 in den letzten Jahren in der Dritten Liga gefehlt.
Aber zurück zu Hiller: Seine Vereinstreue wurde in den letzten Jahren für 1860-Verhältnisse auch überdurschnittlich entlohnt - und das ist keine Frage von Neid, sondern eine nächterne Tatsache. Was auch viel zu kurz kommt: Nicht die Löwen haben Hiller vor die Tür gesetzt oder vergrault, wie andersorts geschrieben wird, sondern er selbst hat sich dazu entschieden, das reduzierte Vertragsangebot der Löwen nicht anzunehmen. Es ist legitim, dass Hiller Geld verdienen muss, um seine Familie abzusichern. Aber 1860 den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben, ist falsch.
Fußball ist manchmal schmerzhaft: Benny Lauth, der für 1860 mit seinem Wechsel zum HSV im Jahr 2004 Millionen eingespielt hatte, wollte 2014 für seinen Herzensverein weiterspielen. Doch er wurde vor die Tür gesetzt, weil ein gewisser Gerhard Poschner den Daumen senkte. Hiller hatte es dagegen selbst in der Hand gehabt.
Was die Fans zur Causa Hiller auch wissen sollten: Der TSV 1860 kann die Gehälter der Vergangenheit nicht mehr bezahlen und ist zum Sparen gezwungen - eine Folge der sportlichen Erfolgslosigkeit (kein Aufstieg, kein DFB-Pokal). Dazu die Zankereien zwischen den Gesellschaftern, die selbst interessierte Sponsoren abschrecken sowie die ermüdende Endlos-Debatte ums Stadion. Erst wenn ein radikales Umdenken an der Grünwalder Straße 114 einsetzt, wird der Verein wieder aufstehen.