REAL TOTAL
·9 April 2025
Im Rückspiel geht es auch um Ancelottis Zukunft

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·9 April 2025
Carlo Ancelotti erlebt bei Real Madrid eine schwierige Zeit – Foto: David Ramos/Getty Images
LONDON/MADRID. Der Schock sitzt tief. Dafür kam diese Abreibung trotz der zuletzt schon mäßigen Leistungen schlicht zu unerwartet – allen voran angesichts der drei Gegentore binnen 17 Minuten. Lange 0:0, plötzlich 0:3: Real Madrid hat seine Champions-League-Saison am Dienstagabend gegen den FC Arsenal von jetzt auf gleich an die Wand gefahren, sofern kein Wunder bevorsteht.
Die Königlichen waren mit einer defensiven Herangehensweise darauf aus, gerne auch nur ein torloses Unentschieden aus London mitzunehmen. Ihnen war die geringe Ambition anzumerken: Sie wollten gar nicht so viel aus diesem Viertelfinal-Hinspiel herausholen, sondern den Heimvorteil im Rückspiel vollends auskosten, das Weiterkommen dort dingfest machen.
Für gewöhnlich freut sich eine Mannschaft ja immer darüber, in einer K.o.-Runde erst auswärts und dann im eigenen Stadion anzutreten. Doch man kann es auch umgekehrt sehen: Wäre dieses Hinspiel gegen Arsenal im Estadio Santiago Bernabéu gewesen, hätte Real für die bestmögliche Ausgangslage mit Sicherheit einen offensiveren Ansatz gewählt – und so dieses Viertelfinale nicht schon nach 90 von mindestens 180 Minuten förmlich über Bord geworfen.
Das 0:3 ist eine schwere Hypothek, ein 0:1 wäre vergleichsweise noch gut gewesen, ein 0:2 immerhin okay. Machbarer als die Aufgabe, vor der das weiße Ballett jetzt steht – auch psychologisch. Selbst ein gewaltiger Kraftakt garantiert nicht, am 16. April im Bernabéu am Ende das Ticket zur Runde der letzten Vier zu lösen. Es geht ja gleichzeitig die ganze Zeit auch darum, kein Gegentor zu kassieren.
Der große Sündenbock inmitten der schier aussichtslosen Lage: Carlo Ancelotti. Die Stimmen, die sich eine Absetzung des Italieners und einen neuen Impuls zur nächsten Saison durch einen neuen Trainer wünschen, werden lauter. Die Rufe nach Xabi Alonso als Nachfolger. Mehr und mehr Fans leiden unter dem unattraktiven Fußball, den der Italiener trotz dieses Top-Kaders spielen lässt.
Florentino Pérez hatte vor langer Zeit mal gemeint, aus seiner Sicht sei ein Trainerwechsel für immer wieder frischen Wind und neue Ideen alle drei Jahre optimal. Ancelotti hat diese Phase – anders als in seiner zweijährigen ersten Amtszeit – längst überschritten. Tut er das noch länger?
Angesichts der fußballerisch schweren Kost mit anhaltenden Defensiv-Problemen erhärtet sich der Eindruck, dass Ancelottis Tage als Trainer der Blancos vier Jahre nach dem Beginn seiner zweiten Ära bald gezählt sein könnten – Vertrag bis Mitte 2026 hin oder her. „Die Situation von Ancelotti wird immer komplizierter. Seine Zukunft in Madrid hängt am seidenen Faden“, schreibt auch LA GAZZETTA DELLO SPORT, die größte Sportzeitung in Italien, der Heimat des 65-Jährigen.
An jenem 16. April geht es gegen die „Gunners“ nicht nur um das Überleben in Europa, sondern irgendwo auch um die Zukunft von „Carletto“. Die Königsklasse ist der bedeutendste Titel und nimmt bei dem 15-fachen Triumphator einen maßgeblichen Einfluss auf die Bewertung einer Saison. Ein K.o. würde die Wahrscheinlichkeit einer dann als einvernehmlich kommunizierten Trennung – nicht unmittelbar, sondern im Sommer – erheblich erhöhen. Als erfolgreichster Trainer der Real-Historie (15 Titel) genießt Ancelotti einen zu hohen Respekt im Verein, als dass er sofort gefeuert werden oder man den Abschied überhaupt als Entlassung deklarieren würde.
Carlo Ancelotti wird Real Madrid von sich aus nicht verlassen, stellt er klar. Die... weiterlesen
Mit der Meisterschaft und der Copa del Rey ist abgesehen davon zwar noch das nationale Double möglich, jedoch muss sich Real in beiden Wettbewerben gegen einen sehr starken und 2025 noch ungeschlagenen FC Barcelona durchsetzen. Im Finale des Pokals in zweieinhalb Wochen und am 35. Spieltag am 10. oder 11. Mai sogar jeweils im direkten Duell – und das, nachdem es in dieser Spielzeit mit dem 0:4 in der Liga und dem 2:5 im Supercopa-Endspiel bereits zwei Clásico-Klatschen gab.
Auf Ancelotti könnten Horror-Wochen zukommen. Aber was, wenn es doch erfolgreicher läuft? Es ist beim Weltverein aus der spanischen Hauptstadt ein ungeschriebenes Gesetz: Ein Trainer, der mindestens einen der drei großen Titel gewinnt, sichert sich damit seinen Verbleib.
Nicht ausgeschlossen aber, dass sich die Wege im Guten nach der Saison selbst dann trennen, sollten die Madrilenen tatsächlich Meister und/oder Pokalsieger werden. „Carletto“ würde sich so durch die große Tür verabschieden, seine Etappe würdig beenden. Übrigens: Brasiliens Nationalmannschaft sucht wieder einen neuen Coach. Das Angebot im Jahr 2023 schmeichelte ihm ja bereits …
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