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·28 February 2025
Joshua Kimmich: Drei Szenarien, die der FC Bayern jetzt durchspielen muss
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·28 February 2025
Joshua Kimmich könnte den FC Bayern München womöglich verlassen. Drei Szenarien, die der FCB jetzt im Blick haben muss.
Nicht ganz aus dem Nichts, aber doch ziemlich überraschend traf die Meldung mehrere Medien am Donnerstagabend die Fans des FC Bayern München, dass der Rekordmeister sein Vertragsangebot an Joshua Kimmich zurückgezogen habe.
Vor allem der Aufsichtsrat des FCB sei ungeduldig geworden, berichtete der kicker. Eine endgültige Entscheidung sei das aber noch nicht. Es komme darauf an, wie der Mittelfeldspieler nun reagiert.
Kommt es nun doch zu einer schnellen Einigung, ist eine Vertragsverlängerung weiterhin denkbar. Sollte Kimmich jedoch weiter zögern oder durch den Druck nun eine Entscheidung gegen den FCB treffen, ist das Thema vom Tisch. Max Eberl und Co. müssen sich jetzt aber sehr konkret mit drei Szenarien befassen.
Das aus Sicht der sportlichen Leitung beste Szenario wäre wohl, dass Kimmich nun mit einer positiven Rückmeldung reagiert. Zwar ist das Zurückziehen des Angebots erstmal ein recht klares Signal an den Spieler, das durchaus negativ gewertet werden und die Sache verkomplizieren kann. Gleichzeitig deuteten zuletzt auch einige Medienberichte und Aussagen der Verantwortlichen darauf hin, dass Kimmich sich für den FCB entscheiden könnte.
Für die Kaderplanung wäre das gut. Kimmich ist nicht nur eine feste Größe im Team und in der Kabine, er liefert zuverlässig auf allerhöchstem Niveau Leistungen ab und fällt dabei nur sehr selten aus. Der 30-Jährige ist der Inbegriff von Zuverlässigkeit.
Man würde sich eine weitere Baustelle für den kommenden Sommer ersparen und hätte einen weiteren Spieler gehalten, dessen Zukunft lange unklar war.
Etwas mehr Sorgen müssten sich Max Eberl und sein Team machen, wenn Kimmich im Sommer geht. Denn einerseits wollen die Münchner sparen, andererseits einen Kader haben, der die Champions League gewinnen kann. Mit Kimmich würde ein Führungsspieler ablösefrei wegbrechen.
Zwar würde ein Jahresgehalt von rund 20 Millionen Euro frei werden, doch es gebe keine Transfereinnahmen, mit denen ein wohl notwendiger Neuzugang gegenfinanziert werden könnte. Bedeutet: Weniger Geld für die Offensive und die Defensive. Beim angekündigten Sparkurs des Aufsichtsrats eine schwierige Herausforderung.
Gut für die Bayern ist, dass sie mit Aleksandar Pavlović bereits jemanden im Team haben, der im Spielaufbau einige Aufgaben von Kimmich mit übernehmen könnte. Auch Neuzugang Tom Bischof ist sehr spielstark, kann mit seinem Offensivdrang sogar ein theoretischer Ersatz für den DFB-Kapitän sein. Allerdings sind beide Spieler noch sehr grün hinter den Ohren, müssen erst noch nachweisen, dass sie für das höchste Niveau geeignet sind.
Es wäre ein Neuanfang mit Risiken. Gerade bei Pavlović zeigt sich in dieser Saison, dass er noch nicht ausreichend leistungsstabil ist. Er profitiert enorm davon, neben sich einen Partner zu haben, der ein verlässliches Niveau auf den Rasen bringt. Mit Leon Goretzka, João Palhinha und Konrad Laimer haben die Münchner darüber hinaus ausschließlich Spieler im Kader, die ihre Qualitäten nicht im Spielaufbau haben.
Schon in der Vergangenheit war es ein großes Problem, wenn Kimmich als einziger Taktgeber im Mittelfeldzentrum auflief und unter Druck gesetzt werden konnte, weil er von seinen Teamkollegen kaum Entlastung bekam. Wie würde das aussehen, wenn Pavlović neben einem der genannten Spieler in diese Rolle rutschen würde?
Wie immer liegen jedoch auch Chancen in einem solchen Neuanfang. Auch Kimmich begann einst als sehr junger und unerfahrener Spieler. So gut der Champions-League-Sieger von 2020 auch ist, so spannend könnte eine Neustrukturierung im Zentrum ohne ihn sein. Vincent Kompany müsste die Schwerpunkte dann aber gewiss etwas anders justieren.
Die Alternative zum Neuanfang mit sehr jungen und unerfahrenen Spielern wäre, Kimmichs Abgang adäquat zu ersetzen und jemanden zu holen, der Erfahrung und Qualität mindestens auf einem ähnlichen Level mitbringt.
Wer das sein könnte? Schwer zu beantworten. Viele Spieler gibt es nicht und viele verfügbare Spieler sowieso nicht. Doch eine Frage ist durchaus interessant: Wer wird 2026 neuer Kapitän des FC Bayern? Bisher schien Kimmich die logische Antwort auf diese Frage zu sein. Eine weitere Verlängerung mit Manuel Neuer ist sicher nicht ausgeschlossen, erscheint aber dennoch nicht als das wahrscheinlichste Szenario. Auch Thomas Müller wird den FC Bayern wohl bald verlassen.
Die sinnvollste Alternative wäre Harry Kane. Der Vertrag des Engländers läuft noch bis 2027. Nur wird man auch bei ihm genau beobachten müssen, wie lange er sein Niveau einerseits noch halten kann und ob er andererseits nicht doch nochmal Lust bekommt, Rekorde in der Premier League zu jagen. Logische Kapitänsanwärter in der Generation, die gerade zwischen 24 und 30 Jahre alt ist, gibt es eher nicht.
Und das zeigt auch ein grundsätzliches Problem dieses Kaders auf: Es gibt einen Mangel an Führungsspielern, die in schwierigen Momenten Verantwortung übernehmen. Kimmich ist so jemand. Fällt er weg, wird diese Sorge nochmal größer. Jemand, der ihn sofort auf allen Ebenen ersetzen könnte, würde viel Geld binden. Geld, das man eigentlich woanders braucht – oder in der Meinung des Aufsichtsrats ohnehin lieber einsparen sollte.
So oder so: Ein Abgang Kimmichs käme angesichts der jungen Spieler, die man bereits zur Verfügung hat, kein Riesendrama. Aber es würde den FC Bayern durchaus vor einige Herausforderungen stellen, die man sich mit einer Verlängerung ersparen könnte.
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