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·9 September 2025
Kein Wille und Alarmsignale? 3 Gewinner & Verlierer im DFB-Team

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·9 September 2025
Zwei von sechs WM-Qualifikationsgruppenspielen hat die DFB-Elf in der abgelaufenen Länderspielpause absolviert. Die ernüchternde Bilanz besteht aus einer alarmierenden Niederlage gegen die Slowakei (0:2) und einem glanzlosen Sieg gegen Nordirland (3:1). Von Fans und Experten hagelte es Kritik an der deutschen Nationalmannschaft und insgesamt gab es vor allem Verlierer, aber auch einige wenige Gewinner der vergangenen Auftritte.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat für die erste Länderspielpause in der laufenden Saison 2025/26 auf drei neue Spieler sowie einige Rückkehrer gesetzt. Aufgrund von Verletzungen fehlten ihm einige Spieler, die normalerweise gesetzt sind, im Kader. Darunter Marc-André ter Stegen, Nico Schlotterbeck, Jamal Musiala, Kai Havertz oder Tim Kleindienst. Außerdem sind einige DFB-Akteure in ihren Vereinen nicht in Topverfassung und leiden unter mangelndem Selbstverständnis. Antonio Rüdiger ist bei Real Madrid nur noch Innenverteidiger Nummer Drei und längst kein Abwehrchef mehr, Jonathan Tah sieht sich bei den Bayern nach wackligen Defensivauftritten Kritik entgegen. Auch Superstar Florian Wirtz ist noch dabei bei seinem neuen Arbeitgeber Liverpool anzukommen und seine Spritzigkeit zu finden.
Kreativität und Anpassungsfähigkeit waren also gefragt, die jedoch vor allem gegen die Slowakei von keinem Erfolg gekrönt waren. Die Mannschaft zeigte sich teils ideenlos und lethargisch mit Ball und gegen den Ball fehlte der Einsatz und das Geschick. Es lohnt sich ein genauerer Blick auf Einzelakteure, die als Gewinner oder Verlierer hervorgehen.
Nadiem Amiri bringt Aufschwung. Foto: Stuart Franklin/Getty Images
Nadiem Amiri gehörte zu den Rückkehrern in das DFB-Aufgebot und kam sowohl gegen die Slowakei als auch gegen Nordirland von der Bank. Während er im ersten Auftritt noch nicht den Unterschied machen konnte, galt er beim 3:1 gegen die Nordiren als Matchwinner. Die DFB-Elf zeigte im zweiten Spiel zunächst ein verändertes Gesicht und wirkte etwas befreiter. Nach dem Ausgleichstreffer ließen sie sich jedoch die Angst vor einer erneuten Blamage anmerken. Sie verfielen in Unsicherheiten und einschläfernde Passstafetten ohne Ertrag. Mit der Einwechslung von Amiri kam wieder Schwung und Bewegung ins deutsche Offensivspiel, sein Einsatz nahm die ganze Mannschaft mit und zudem belohnte er sich mit dem Treffer zum 2:1. Aber auch ohne Torerfolg wäre er ein klarer Sieger gewesen. Denn er verkörperte genau, was Nagelsmann nach dem Slowakei-Spiel forderte, nämlich Entschlossenheit und Einsatzwille.
Eigentlich war die Länderspielpause eine große Chance für Nick Woltemade. Nach seinen herausragenden Auftritten bei der U-21 EM und dem Wechsel zu Newcastle United für satte 90 Millionen Euro, war er zuletzt in aller Munde. Zudem sind mit Undav, Kleindienst und Havertz gleich drei Stürmer des DFB aktuell verletzt. Auch Füllkrug war angeschlagen und somit war „Big Nick“ quasi konkurrenzlos. Er kam jedoch kaum in die Spiele, hatte wenig Ballaktionen und hat seine Defizite als alleinige Neun gezeigt. Nach zwei unauffälligen Auftritten, trotz Assist gegen Nordirland, sah sich Woltemade bei seiner Auswechslung Pfiffen entgegen. Diese galten wohl nicht nur seinen Leistungen, sondern auch seinem gefallenen Image. Durch die Wechselposse mit dem FC Bayern und dem forciert wirkenden Abgang in die finanzstarke Premier League, verlor er nun auch mit den Leistungen im DFB-Dress den Status als Publikumsliebling.
Jamie Leweling überzeugt bei DFB-Auftritt. Foto: Stuart Franklin/Getty Images
Woltemades ehemaliger Teamkollege Jamie Leweling wusste hingegen zu überzeugen. Als rechter Schienenspieler musste er in der Dreierkette von Julian Nagelsmann im zweiten Spiel herhalten und glänzte dabei durch Laufbereitschaft und Mut. Vor allem letztere Eigenschaft ist zuletzt selten bei deutschen Offensivspielern aufgeblitzt. Leweling aber traute sich in direkte Duelle und auch in Abschlusssituationen. Dies tat er auch in einer Phase, in der die restliche Mannschaft wie gelähmt wirkte und stach somit heraus. Der Mut zu Fehlern und der Wille diese wieder auszubaden hat den Stuttgarter bei seinen Auftritten ausgezeichnet und damit hat er gute Karten auf weitere Einsätze.
Antonio Rüdiger und Jonathan Tah starteten gegen die Slowakei als Duo in der Innenverteidigung. Sie fielen durch Fehleranfälligkeit und fehlende Abstimmung auf, gaben vor allem dem Debütanten Nnamdi Collins auf der rechten Seite wenig Sicherheit. Bei beiden Gegentoren waren sie nicht auf der Höhe, vor allem Antonio Rüdiger patzte in direkten Zweikämpfen, wie zum Beispiel beim 0:1 der Slowakei. Gegen Nordirland wurde Jonathan Tah auf die Bank verfrachtet. Rüdiger spielte von Anfang an und sorgte mit einem leichtsinnigen Ballverlust für die Entstehung eines Eckballs, welcher zum 1:1 führte. In der 82. Spielminute wurde Tah für Rüdiger eingewechselt, zeigte aber auch keine Ansätze einer Formfindung. Die beiden eigentlichen Leistungsträger stecken in einem erheblichen Formloch. Jetzt haben sie sowohl Waldemar Anton als auch Robin Koch im Nacken, die beide deutlich stabiler wirkten.
Die schwachen Auftritte wecken eine Sehnsucht nach den verletzten Akteuren und bringen Nicht-Nominierte wieder ins Gespräch. Namentlich wird wohl vor allem Jamal Musiala schmerzlich vermisst. Er könnte für mehr Schwung in der Offensive sorgen und seinen kongenialen Partner Florian Wirtz wieder zu Höchstleistungen anstecken. Aber auch Havertz, Undav und Kleindienst profitieren von schwachen Leistungen von Woltemade und dem Nicht-Einsatz von Niclas Füllkrug. Berechtigte Hoffnungen auf einen gesetzten Stammplatz kann sich auch Nico Schlotterbeck machen. Er könnte der Nutznießer des Formtiefs von Tah und Rüdiger sein. Zu guter Letzt könnten auch Chris Führich, Kevin Schade und Julian Brandt als auch Josha Vagnoman, Benjamin Henrichs und Thilo Kehrer von den teils leblosen und wackeligen DFB-Auftritten profitieren.
Könnte Stammplatz verspielt haben: Leon Goretzka. Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images
Viel Respekt und Lob erntete Leon Goretzka dafür, wie er sich seinen Weg in die Münchner Startelf und in die Nationalmannschaft zurückgekämpft hat. Zwischenzeitlich war er komplett außen vor und verpasste sogar die Heim-EM im Sommer 2024. Nach den Rücktritten von Kroos und Gündoğan erarbeitete er sich auch durch eine wiedererlangte Form im Verein einen Stammplatz unter Nagelsmann. Schon in den Nations League Endspielen gegen Portugal und Frankreich wirkte er aber etwas blass. Gegen die Slowakei tauchte er dann komplett unter und im folgenden Spiel gegen Nordirland kam er erst von der Bank und trat auch hier wenig in Erscheinung. Insgesamt gehört Goretzka genauso wie auch Serge Gnabry wohl mittlerweile zu einer Spielergeneration, derer die deutschen Fans überdrüssig geworden sind. Mit ihrer Erfahrung sollten sie eigentlich Anführer sein und ihre Mitspieler anzünden. Stattdessen sind sie ein Gesicht des Misserfolgs und tauchen bei schwachen Auftritten ihrer Mannschaft immer wieder mit unter.
Zuletzt noch ein paar honorable Mentions, die weniger erheblich, aber dennoch als Gewinner oder Verlierer wieder in den Alltagsbetrieb zurückkehren.
Gewinner: Oliver Baumann (sorgte gegen die Slowakei dafür, dass nicht noch mehr Gegentore kassiert wurden), David Raum (leidenschaftliche Zweikampfführung gegen Nordirland), Robin Koch & Waldemar Anton (zeigten sich stabil, vor allem gegenüber Tah und Rüdiger)
Verlierer: Julian Nagelsmann (hält an bewährten aber formschwachen Spielern fest – Stichwort: Leistungsprinzip), Nnamdi Collins (wirkte bei seinem Debüt völlig überfordert, wurde aber auch durch Abwehrkollegen im Stich gelassen), Serge Gnabry (trotz seines Toren gegen Nordirland war er kein großer Faktor und wirkte sehr blass)