
Miasanrot
·21 June 2025
Klub-WM: FC Bayern schlägt Boca und bucht das Achtelfinale

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·21 June 2025
Der FC Bayern lässt es spannender werden als nötig, feiert am Ende aber einen verdienten Sieg gegen Boca Juniors. Und steht damit vorzeitig im Achtelfinale der Klub-WM
Im Hard Rock Stadium von Miami nahm Trainer Vincent Kompany drei Änderungen im Vergleich zum Auftaktspiel gegen den FC Auckland vor. Gegen die bissigen Argentinier von Boca Juniors setzte der Belgier auf mehr körperliche Präsenz und brachte Leon Goretzka und Konrad Laimer anstelle von Sacha Boey und Aleksandar Pavlović.
Laimer rückte, wie schon in der vergangenen Saison, auf die Rechtsverteidigerposition in der Viererkette vor Kapitän Manuel Neuer. Komplettiert wurde die Defensive von Raphael Guerreiro auf der linken Seite sowie Josip Stanišić und Neuzugang Jonathan Tah im Zentrum.
Leon Goretzka kehrte auf seine gewohnte Position im defensiven Mittelfeld zurück und bildete dort gemeinsam mit Joshua Kimmich die Doppelsechs. Der dritte Wechsel betraf Thomas Müller, der sich auf seiner Abschiedstour diesmal zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen musste. Für ihn rückte Serge Gnabry in die Startelf und übernahm eine flexible Rolle hinter und neben Torjäger Harry Kane. Die Flügel besetzten erneut Michael Olise und Kingsley Coman.
Körperliche Präsenz demonstrierte auch der dritte Wechsel, Serge Gnabry, gleich zu Beginn der Partie. Bei einer Ecke ließ der Angreifer Boca-Keeper Marchesín nicht an sich vorbeikommen, sodass Olises Hereingabe direkt im Tor landete (8.). Schiedsrichter Alireza Faghani gab den Treffer zunächst, nahm ihn jedoch nach dem Eingreifen des VAR zurück – wegen eines vermeintlichen Foulspiels am Torwart. Eine strittige Entscheidung, denn Gnabry hatte sich kaum regelwidrig verhalten.
Trotz des lautstarken Jubels im stimmungsvollen Hard Rock Stadium, das von zahlreichen Boca-Fans dominiert wurde, ließen sich die Bayern nicht aus dem Konzept bringen. Weder die aufgeheizte Atmosphäre noch die diskussionsfreudigen Argentinier brachten den Rekordmeister von seinem Spielplan ab. München dominierte von Beginn an und kam früh zur verdienten Führung.
Eine Flanke von Michael Olise von der rechten Seite konnte die Boca-Abwehr nur unzureichend klären, direkt vor die Füße von Harry Kane. Der Torjäger kontrollierte den Ball im Strafraum klasse und vollstreckte eiskalt ins rechte untere Eck (18.).
Nur zwei Minuten später hatte Kingsley Coman das 2:0 auf dem Fuß, doch ihm fehlte die richtige Schrittfolge, um einen Querpass von Gnabry aus wenigen Metern ins leere Tor zu drücken. Der hatte am Fünfmeterraum nach einem Steckpass von Olise zur Mitte gelegt..
In der 32. Minute bot sich auch Michael Olise eine große Gelegenheit: Nach sehenswerter Vorarbeit von Coman versuchte der Franzose, im Eins-gegen-eins an Marchesín vorbeizugehen, blieb jedoch am aufmerksamen Boca-Keeper hängen.
Wenig später durfte sich auch Bayerns Kapitän Manuel Neuer erstmals auszeichnen. Kevin Zenón hatte sich auf der rechten Strafraumseite gegen Raphael Guerreiro durchgesetzt und aus spitzem Winkel abgezogen, doch Neuer reagierte blitzschnell und wehrte den Schuss mit einem starken einarmigen Reflex ab. Insgesamt blieben die Argentinier, die ohne ihren Kapitän und Torjäger Edinson Cavani angetreten waren, jedoch weitgehend harmlos.
Den Schlusspunkt einer weitgehend souverän geführten ersten Hälfte setzte Harry Kane mit einem Freistoß in der Nachspielzeit. Aus halbrechter Position traf der Engländer aber nur auf statt ins Tor.
Auch nach dem Seitenwechsel setzte der deutsche Rekordmeister seine Dominanz fort ohne diese jedoch zunächst in weitere Tore ummünzen zu können. Um wieder mehr offensive Impulse zu setzen, brachte Vincent Kompany Jamal Musiala, der beim Auftakt gegen Auckland mit einem Dreierpack geglänzt hatte.
Wie schon gegen die Neuseeländer kam der kreative Wirbelwind wieder Richtung der Stundenmarke, diesmal für Serge Gnabry. Parallel dazu ersetzte Aleksandar Pavlović Leon Goretzka im zentralen Mittelfeld.
Zu allem Überfluss lief der FC Bayern dann in einen klassischen Konter. Olise verlor den Ball am gegnerischen Strafraum, und plötzlich ging alles ganz schnell: Miguel Merentiel wurde auf der linken Seite in Szene gesetzt, Tah versuchte ihn auf Höhe der Mittellinie zu stellen, doch der Argentinier startete entschlossen in die Tiefe und ließ den Neuzugang hinter sich.
Merentiel überspielte auch noch clever den zu forsch herausrückenden Stanišić und versenkte den Ball schließlich überlegt an Manuel Neuer vorbei zum Ausgleich (66.). Bei diesem Gegentreffer machten beide Innenverteidiger keine gute Figur.
In der Folge rückte Stanišić auf die linke Abwehrseite, da Dayot Upamecano für Raphael Guerreiro ins Spiel kam. Zudem ersetzte Leroy Sané den auffälligen, aber glücklosen Kingsley Coman.
Und es kam noch bitterer für Deutschlands Vorzeigeklub: Jamal Musiala verletzte sich ohne Fremdeinwirkung. Der bayerische Unterschiedspieler griff sich an die Wade und musste das Feld vorzeitig verlassen. Für ihn kam Routinier Thomas Müller in die Partie.
Trotz dieses Rückschlags gelang dem Rekordmeister doch noch der späte Siegtreffer. Nach einem wilden Gestochere im Strafraum behielt Harry Kane die Übersicht und legte clever für Michael Olise ab. Der Franzose fackelte nicht lange und schlenzte den Ball mit seinem starken linken Fuß aus rund 15 Metern überlegt ins linke Eck (84.).
Beinahe hätte Konrad Laimer kurz darauf den Deckel draufgemacht: Nach einem sehenswerten Doppelpass mit Müller hob er den Ball gefühlvoll über den herausstürmenden Torhüter ins Netz. Doch der Treffer zählte nicht, der Österreicher stand hauchdünn im Abseits.
Olise sorgte in der Nachspielzeit noch einmal für kollektives Raunen, als sein Freistoß knapp am Außennetz vorbeistrich. Zurz darauf ertönte der Schlusspfiff in Miami.
Die neue Nummer 9
Serge Gnabry wurde signalisiert, dass der Verein auch in der kommenden Saison fest mit ihm plant ,unter anderem als Backup für Harry Kane. Doch der Nationalspieler ist nicht nur als Ersatz vorgesehen, sondern kann auch hervorragend an der Seite des Torjägers agieren.
Wie bereits zum Ende der Bundesliga-Saison, testete Trainer Vincent Kompany auch diesmal wieder Varianten, in denen Gnabry nicht nur hinter, sondern auch neben oder sogar vor Kane auftrat. Diese Konstellation funktionierte bereits im Frühjahr, etwa beim Spiel gegen Heidenheim, äußerst vielversprechend.
Auch beim 1:0 war Gnabrys Rolle zentral: Er ging als Mittelstürmer entschlossen zum kurzen Pfosten, während Coman am zweiten Pfosten lauerte. Durch diese Staffelung entstand im Rückraum Platz für Kane, der nutzte die unzureichende Klärung der Boca-Abwehr eiskalt aus.
Same old Coman
Kingsley Coman und Michael Olise dominierten ihre Gegenspieler auf den Flügeln fast nach Belieben und sorgten immer wieder für gefährliche Momente. Doch während Olise in seiner Münchner Zeit mit hoher Effizienz agiert und regelmäßig zählbaren Output liefert, offenbarte Coman einmal mehr ein altbekanntes Manko: seine Probleme, starke Ansätze in zählbares zu verwandeln.
Zwar glänzte Coman mit einigen sehenswerten Aktionen, etwa der präzisen Vorlage auf Olise, der in der 32. Minute jedoch etwas unkonzentriert vergab. Doch immer wieder schlichen sich kleine Ungenauigkeiten ins Spiel des Franzosen ein. In der 20. Minute hatte er die große Chance zum 2:0, wählte aber den falschen Fuß: Statt den Ball mit dem linken Fuß ins leere Tor zu drücken, versuchte er es mit rechts und verpasste kläglich.
Typisch Coman waren auch Szenen wie ein vielversprechender Doppelpass auf der linken Seite, bei dem er sich stark durchsetzte, dann jedoch völlig frei ins Seitenaus verstolperte. Es sind diese Momente, die zeigen, wie schmal der Grat zwischen Weltklasseaktion und fahrlässigem Ballverlust bei ihm bisweilen ist.
There’s a reason it’s a cliché
Wer die Berichterstattung rund um Boca Juniors vor dem Duell verfolgte, hätte fast den Eindruck gewinnen können, es handle sich bei den Argentiniern um eine reine Trettruppe. Ganz so simpel ist es natürlich nicht, doch das Klischee kommt nicht von ungefähr.
Boca agierte phasenweise äußerst robust und ließ kaum eine Gelegenheit aus, nach einem Abspiel noch einen kleinen Kontakt gegen den Gegenspieler zu setzen. Auch verbal war man stets präsent: Es wurde heftig reklamiert, diskutiert und jede strittige Szene lautstark kommentiert.
Beim aberkannten Eckentor von Olise versammelte sich nahezu die halbe Mannschaft um den VAR-Bildschirm, während Torhüter Marchesín auch nach dem finalen Entscheid kaum den Weg zurück in sein Tor fand. Wie schon im ersten WM-Spiel der Boca Juniors zeigte sich auch diesmal die Bank auffällig engagiert. Der aus Europa bekannte Marcos Rojo sah in der 15. Minute die Gelbe Karte – als Auswechselspieler, wohlgemerkt –, nachdem er gemeinsam mit der gesamten Reservebank Richtung Schiedsrichter gestürmt war.