feverpitch.de
·28 March 2025
Legionellen, Salmonellen, Keime: Warum tun wir Sportlern das an?

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·28 March 2025
„Warum tun wir den Sportlerinnen und Sportlern das an?“, fragte mich neulich ein Vorstand eines anderen Vereins. Er meinte den Zustand vieler Sportanlagen, der in Berlin traditionell noch schlechter als im Rest der Republik ist. Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen.
Aber auch in anderen Teilen des Landes gibt es Berichte über Legionellen, Salmonellen, Keime, kaputte Fliesen, abgerockte Sportplätze, schlecht gepflegte Laufbahnen, fehlendes Warmwasser und vieles mehr.
Die Frage des Kollegen kann ich auch nicht wirklich beantworten. Auf jeden Fall lassen wir uns viel zu viel gefallen. Sicher ist unsere Lobby bei der Politik zu schwach, denn am Geld kann es nicht liegen. Selbst das verarmte Berlin schafft es eine Autobahn für 2 Milliarden quer durch die Stadt zu bauen, Hochkulturpaläste zu sanieren, trotz Videokonferenzen und Homeoffice immer weitere schicke Abgeordnetenbüros zu bauen. Der Einwand, dieses Geld käme ja nicht aus dem Landeshaushalt, sondern vom Bund, ist fadenscheinig.
Gleichzeitig verrotten Schulen, Universitäten und Anlagen für den Breitensport systematisch. Zudem fehlen Lehrkräfte, leidet das Ehrenamt unter fehlender Wertschätzung und Überlastung. Die Ansprüche der Eltern und Mitglieder in den Vereinen steigen dennoch. Das ist nicht realistisch.
Ich zweifle zunehmend, ob ich mich noch lange in einer Stadt engagieren soll, in der breite Teile der Kinder und Jugendlichen nichts wert zu sein scheinen. Jetzt wird es Protest hageln: „Nein, das ist überhaupt nicht wahr!“ Ist es nicht? Dann sollten Politik, Verwaltung, aber auch andere Stakeholder das Gegenteil beweisen. Momentan stellen sich viele Coaches und Funktionäre diese Fragen:
Jetzt kommt das große Billionenpaket, da wird sicher alles besser. Der organisierte Sport hat hinterlegt, eine Milliarde müsste für den Sportstättenbau sein. Finden die Forderungen Gehör, oder bleiben wir auch künftig die Bittsteller der Nation? Wetten dürfen abgegeben werden, die Quoten bei Erfüllung des Anliegens dürften hoch sein. Niemand glaubt daran. Was aber, wenn sich Vereine in die Hände von Parteien begeben, die es mit der Demokratie nicht so haben?
SPD-Chefverhandler, Mitglied im Verwaltungsrat bei Bayern München, zählte neulich auf, wofür die Bundesländer das Geld verwenden könnten: Verkehrs- und Energienetze, Krankenhäuser, Bildungs-, Betreuungs- und Wissenschaftseinrichtungen sowie zur Digitalisierung. Mit Breitensport hat es sein Verein nicht so, da kann man den schon mal vergessen. Oder sieht er uns unter der Rubrik Betreuung? Das ließe tief blicken.
Ich habe neulich gesagt: „Alle streiken, Lehrkräfte, Ärztinnen, Busfahrer, Müllabfuhr, Kitas… – nur die ehrenamtlichen Coaches in den Vereinen, die streiken nie. Egal, wie die Bedingungen sind!“ Was würde passieren, wenn wir das einfach mal ändern? Der Zulauf zu den Vereinen wird immer größer. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft zum Ehrenamt im Sport. Es ist keine gute Idee, die jetzt existierenden Engagierten zu verprellen.
Wir haben für die Amateurfußball-Konferenz der Hartplatzhelden im Mai so viele Hinweise bekommen, was wir alles besprechen sollten. Immer wieder kommen dabei die Themen Ehrenamt und Sportinfrastruktur auf. Bei den Fußballverbänden spielen diese aber eine eher untergeordnete Rolle. Das wollen wir ändern.
Wahrscheinlich müssen wir das Storytelling überarbeiten, um die Themen auf die Tagesordnung zu heben. Weniger jammern, mehr Selbstbewusstsein! Schließlich leisten wir jeden Tag Großes in den Sportvereinen! Um das zu stabilisieren oder gar auszubauen brauchen wir neue Verbündete:
Welchen Beitrag sind sie bereit zu leisten, die unter Druck geratene Zivilgesellschaft – wozu auch die Sportvereine gehören – finanziell zu unterstützen. Schließlich müssten wir alle ein Interesse an einer motivierten, engagierten und sozialkompetenten Jugend haben, nicht nur in Bezug auf die Entwicklung von Fachkräften.
Gern gebe ich Hinweise für sinnvolle Investitionen in eine sportlich-soziale Rendite.