REAL TOTAL
·10 October 2025
Lucas Vázquez über den Fall Negreira: „Es gab Dinge, die kaum zu glauben waren”

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·10 October 2025
Lucas Vázquez gewann 23 Titel mit Real Madrid – Foto: realmadrid.com
Bereits im Januar stand für Lucas Vázquez fest, dass seine Zeit bei Real Madrid nach 17 Jahren im Verein zu Ende geht. Wie der Galicier nun in einem Interview mit dem spanischen Radiosender Cadena COPE verriet, habe er damals schon gespürt, dass es an der Zeit ist, zu gehen. Mit dem Verein sprach er kurze Zeit später und es bleibt trotz des Abschieds kein böses Blut. „Ich habe mich mit José Ángel getroffen und er hat es mir ganz natürlich gesagt. Ich hatte ein ruhiges Gewissen und die Dinge waren klar. Der Verein hat sich mir gegenüber großartig verhalten“, so der jahrelange Aushilfsrechtverteidiger der Königlichen, der sich nach eigener Aussage vor seinem Wechsel nach Leverkusen diesbezüglich nicht mit Xabi Alonso ausgetauscht habe. Den aktuellen Real-Trainer lobt er allerdings explizit: „Es war eine schöne Erfahrung, die Klub-WM noch mitzunehmen und hat uns geholfen, zu verstehen, was Xabi vorhatte. Ich habe viel davon mitgenommen. Er hat mich mit großem Respekt behandelt, wie einen vollwertigen Teil der Mannschaft.“
Ein Wechsel nach Saudi-Arabien kam für Vázquez trotz einiger Angebote nicht in Frage: „Ich hatte Interesse von mehreren Teams, aber ich wollte weiter Wettkämpfe bestreiten und in der Elite bleiben. Dann ergab sich diese Gelegenheit, die für mich in jeder Hinsicht sehr gut ist. Ich glaube nicht, dass ich nach Spanien zurückkehren werde. Ich habe klare Vorstellungen und möchte weiter spielen.“ In Leverkusen fühlen er und seine Familie sich wohl, obwohl der Galicier zugibt, Madrid, Real und seine alten Teamkollegen zu vermissen. Vergleichen möchte er die Vereine nicht, da es schlicht nicht möglich sei: : „Real Madrid ist das Nonplusultra, und jeder Vergleich fällt zu Ungunsten des anderen Klubs aus“, so Lucas offen und ehrlich wie immer.
Einen Vergleich zwischen LaLiga und der Bundesliga möchte der 34-Jährige dennoch ziehen, und zwar in Sachen Schiedsrichterleistungen. Und dieser Vergleich fällt für aus spanischer Sicht nicht gut aus, wobei Vázquez ganz konkret zum Fall Negreira Stellung bezieht: „Es sind jahrelang Dinge passiert, die kaum zu glauben waren. Das Thema Schiedsrichter ist sehr schwierig und komplex, aber was in Spanien über so einen langen Zeitraum passiert ist, ist es wert, diskutiert zu werden. Der ganze „Fall Negreira“ ist schwer zu erklären, es ist unglaublich. Wir waren uns dessen, was passiert und warum es passiert, sehr bewusst, wir haben darüber in der Umkleidekabine gesprochen.“ In Deutschland sei das Schiedsrichterwesen generell auf einem anderen, besseren Niveau. Gleichzeitig steht der Rechtsfuß den Schiedsrichtervideos, die Realmadrid TV regelmäßig über die spanischen Referees ausstrahlt, skeptisch gegenüber, da es sich eben auch nur um Menschen handele, die Familien und Kinder haben, auf die die Videos ebenfalls Einfluss nehmen.
Vázquez bei Real Madrid
Auch über die Kontroversen, die in der spanischen Öffentlichkeit seit mehreren Jahren um Vinícius Júnior herrschen, äußerte sich Vázquez: „Die Auswärtsspiele waren kompliziert, weil man sieht, dass es seinem Teamkollegen und Freund nicht gut geht. Man möchte, dass er sein Bestes gibt und nicht wegen Dingen, die nichts mit Fußball zu tun haben, im Rampenlicht steht.“ Gleichzeitig nahm er aber auch den Brasilianer in die Pflicht: „Wir haben ihm oft gesagt, er solle sich davon nicht beeinflussen lassen, aber er hat nicht immer auf uns gehört.“
Angesprochen auf die Position des Rechtsverteidigers, die er bei Real Madrid jahrelang bekleiden musste, obwohl er gelernter Offensivspieler ist, äußert „Cafucas“ Verständnis für Federico Valverde, dem nun immer wieder das gleiche Schicksal zuteil wird, und zieht Parallelen zu seiner Zeit bei den Königlichen: „Das ist für alle Seiten verständlich. Fede hat seine Gefühle zum Ausdruck gebracht, und ich finde das gut. Er hat immer gezeigt, dass er dort Leistung gebracht hat, wo er gebraucht wurde. Ich habe mich nicht beschwert, aber als Zidane mich am Anfang dort aufgestellt hatte, habe ich ihm gesagt, dass mir das nicht gefällt, und er hat mir gesagt, dass ich das sehr gut machen kann. Also habe ich es einfach gemacht. Und bei Fede ist es ähnlich.“
Überhaupt Zinédine Zidane – für Vázquez ist der legendäre Franzose der Trainer, der ihn am meisten geprägt habe. „Ich hatte spektakuläre Trainer: Ancelotti, Benítez, Lopetegui, aber Zidane war etwas ganz Besonderes“, so der Außenbahnspieler, der zeitgleich auch betont, dass Sergio Ramos und Cristiano Ronaldo die beiden Mitspieler gewesen seien, die mit ihrer Arbeitskultur den größten Einfluss auf ihn selbst hatten.
Unter unzähligen schönen und besonderen Momenten, die Vázquez in seiner Zeit bei Real Madrid erlebt hat, steht eine Nacht über allen anderen – der 28. Mai 2016: „Der wohl glücklichste Moment war nach meinem ersten Champions-League-Sieg in Mailand. Ich erinnere mich an den Moment, als wir gewonnen hatten, und ich mit meiner Frau und meinem Bruder am Spielfeldrand stand, und ich in Tränen ausgebrochen bin.“ Zuvor verwandelte der damals 23-jährige Offensivspieler souverän den ersten Elfmeter beim Sieg über den Stadtrivalen Atlético mit einer fast schon unglaublichen Lässigkeit und Selbstverständlichkeit. „Ich war sehr zuversichtlich, ging zu Zidane und sagte, dass ich mich sicher fühle, ihn zu verwandeln und dass ich schießen wollte. Sie haben dann die Reihenfolge festgelegt. Das wurde mir in den Tagen danach bewusst,“ so der fünffache Titelträger in der Königsklasse. Erst jetzt, mit der nötigen zeitlichen und räumlichen Distanz, habe er realisiert, wieviel er seine Teamkollegen in den letzten zehn Jahren erreicht hätten. Man sei sich dessen bei Real Madrid selbst eigentlich gar nicht bewusst.
Aus seiner Zeit beim Champions-League-Rekordsieger möchte Vázquez auch nicht die vergangene, seine letzte Spielzeit bei den Blancos, missen, obwohl diese weder für den Klub noch für ihn persönlich zufriedenstellend verlaufen war. „Die letzte Saison war für mich nicht überflüssig. Ich leide, wenn ich nicht gewinne und die Dinge nicht so laufen, wie man es sich wünscht, aber das gehört zum Fußball dazu.“ Auch Kritik gehöre dazu, schließlich seien auch Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sergio Ramos oder Kylian Mbappé kritisiert worden. Manche grundsätzliche Kritik an ihm selbst aus der Vergangenheit hält der aktuelle Leverkusen-Außenspieler jedoch für überzogen, da es sich oft um wenig objektive Urteile seitens der Medienlandschaft handle. Darauf entgegnet einer der erfolgreichsten Spieler in Real Madrids Geschichte schließlich: „Meinungen sind eine Sache, die nicht von einem selbst abhängen, aber es gibt Fakten. Fakten in meinem Fall sind: Über 400 Spiele, 237 als Stammspieler, 23 Titel.“
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