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·30 September 2025

Manchester United: Die Namen ändern sich, die Probleme bleiben

Article image:Manchester United: Die Namen ändern sich, die Probleme bleiben

Es war nur eine Kleinigkeit: Aber als Matheus Cunha am Samstag beim Stand von 1:2 in Brentford zu einer Rabona-Flanke ansetzte, dachte ich mir: „Nichts fasst Manchester United besser zusammen.“

Ich bin niemand, der solche Kunststücke zu ernst nimmt oder gar etwas gegen sie hat. Noch heute bleibe ich bei Ronaldinho-Compilations auf YouTube hängen. Aber diese Aktion zeigte mir vor allem eins: Denen ist nicht klar, in welcher Situation sie sich befinden.


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Ein Fußballriese ist nicht nur eingeschlafen, er befindet sich seit einer Dekade im Koma. Statt Titel hageln Spott und Negativrekorde auf das löchrige Dach des Old Trafford. Nach dem schlechtesten Abschneiden der Premier-League-Geschichte im Vorjahr (15.), ist der nächste Fehlstart besiegelt: Sieben Punkte aus sechs Spielen (Platz 14), dazu das peinliche Aus im Ligapokal gegen Viertligist Grimsby Town. Der letzte echte Titelkampf in der Liga ist zwölf Jahre her, die Vormachtstellung in der Stadt lange verloren.

Es gibt viele Gründe und Ansichten darüber, wie ManUnited an diesen Punkt gekommen ist. Und dennoch lässt sich ziemlich leicht bestimmen, wann und wie der Klub seinen Kopf verlor.

Seit Sir Alex Ferguson die Trillerpfeife 2013 nach 27 Jahren und 38 Titeln an den Nagel hing, irrt der United-Dampfer planlos durch den Weltfußball.

In den vergangenen zwölf Jahren gewannen die Red Devils einmal die Europa League, zweimal den FA Cup und zweimal den Ligapokal (wie auch immer der mittlerweile heißt). Für viele Vereine wäre das eine erfolgreiche Bilanz, für Manchester United sind das Briefbeschwerer. Es zählen nur Meisterschaften und die Champions League.

Kompetenzvakuum bei Manchester United

Zehn Trainer versuchten United wieder auf Kurs zu bringen. Verschiedene Charaktere mit verschiedenen Systemen und Philosophien. Über 200 Spieler wurden ihnen zur Verfügung gestellt, was zum höchsten Transferminus der Premier League (1,625 Milliarden Euro) führte. Manche waren gut, manche zu satt, andere schlichtweg zu schlecht. Doch ob Trainer oder Spieler, am Ende hatten sie alle eines gemeinsam: Sie scheiterten. An der gleichgebliebenen Erwartungshaltung und dem Kompetenzvakuum im sportlichen Bereich.

Aktuelles Beispiel? Im Sommer verpflichtete Manchester United für 225 Millionen Euro drei Angreifer, von denen einer sein Potential erstmal konstant erfüllen muss (Benjamin Sesko) und zwei, deren Preise durch positive, statistische Ausreißer explodierten (Cunha und Bryan Mbeumo). Fragliches Scouting und noch fraglicheres Wirtschaften. Erst recht, weil Trainer Ruben Amorim vergeblich auf passende Spieler für sein 3-4-3-System wartete. Die Folge? Zentrale Mittelfeldspieler turnen auf dem Flügel herum, Schienenspieler haben mehr Ballkontakte in der Box als der Stürmer und das Zentrum wird überrannt.

Spieler, die nicht zum Trainer passen oder umgekehrt. United dreht sich im Kreis. Denn ein übergeordnetes Konzept, eine Philosophie, wie Manchester United Fußball spielen möchte, sucht man seit Sir Alex vergeblich. Das hat sich auch mit der Ankunft des neuen Mitbesitzers Sir Jim Ratcliffe nicht geändert. Im Gegenteil. Während sich die finanziellen Ergebnisse allmählich den sportlichen anpassen, werden Mitarbeiter entlassen, damit Jahr für Jahr teure Pflaster auf den kaputten Kader geklebt werden können. Augenwischerei statt Selbstreflexion.

Womit wir wieder bei Cunhas Rabona sind. Ein Kunststück, so harmlos und doch so vielsagend: Über die mangelnde Ernsthaftigkeit in diesem Verein.

Denn die Bereitschaft, die Mannschaft von Grund auf zu sanieren und ihr dabei eine neue, klare Identität zu verpassen, gab es bislang nicht. Der einzige, der das forderte, war Ralf Rangnick. Und der wurde schneller abgesägt als Jimmy Kimmel von Donald Trump. Nur ohne Rückkehr-Option.

Und so steht mit Amorim nun der nächste einst hoch angesehene Trainer bei Manchester United vor dem Aus. Isoliert betrachtet ist das nur folgerichtig. Die Entscheidungen des sturen Portugiesen sind suspekt, seine Ausbeute verheerend (34 Punkte in 33 Spielen – nur die Absteiger holten in diesem Zeitraum weniger).

Ob nach Amorims Abschied allerdings Besserung einkehrt, darf stark bezweifelt werden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Probleme bleiben werden. Einzig die Namen der Trainer und der Spieler werden sich ändern.

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