FC Bayern München
·27 December 2024
In partnership with
Yahoo sportsFC Bayern München
·27 December 2024
Wie tickt Michael Olise? Bei einer Partie Schach kommen wir unserem Sommer-Neuzugang mit dem feinen linken Fuß Zug um Zug näher. Im großen Interview spricht er über Kalkül und Instinkt, Druck und „Mia san mia“ – und eine Herausforderung namens „Knödel“.
Michael, es ist dein erstes großes Interview als Bayern-Spieler – du lässt lieber deine Füße sprechen, oder? Michael Olise: „Ja, ich bin der Meinung, als Fußballer muss man die Antworten als Allererstes auf dem Platz geben. Dort will ich zeigen, was ich kann und wer ich bin. Dazu kommt, dass ich die Dinge gern in erster Linie mit mir selbst und unserem Trainerteam ausmache. Aber ich verstehe, dass es ein gewisses Interesse an uns Spielern gibt, das ist ja auch schön. Das Ziel ist, künftig auch Interviews nach einem Spiel zu geben. Ich arbeite daran.“
Nach dem 5:0 in Bremen, bei dem du zwei Tore geschossen und zwei weitere vorbereitet hast, bist du schon mal zum Interview gekommen. Jamal Musiala hat dich begleitet. „Und er hat alle Fragen beantwortet. Das hat es mir sehr leicht gemacht (lacht).“
Michael Olise greift nicht nur auf dem Platz gerne an, er setzt seinen Gegner auch am Schachbrett unter Druck.
Für unser Cover haben wir dich mit einem Schachbrett fotografiert. Wie passt das zu dir? „Ich spiele tatsächlich gern und auch regelmäßig Schach. Deswegen war das eine schöne Idee, über die ich mich sehr gefreut habe. Es zeigt auch eine Facette von mir, die die Leute da draußen nicht so kennen, das finde ich gut. Fußball dominiert mein Leben total, aber Schach hilft, den Fokus auch mal auf etwas anderes zu lenken.“
Spielst du gegen ein paar Kollegen aus dem Team? „Ja, zum Beispiel gegen Kingsley Coman. Wir spielen sehr oft online. Aber um ehrlich zu sein: Gegen ihn habe ich kaum eine Chance. Er ist einfach viel zu gut. Gegen Joshua Kimmich sind meine Chancen besser (grinst).“
Es gab mal einen Bayern-Trainer, Felix Magath, der gesagt hat: „Im Schach können Sie mit jedem Zug dem Gegner drohen, und er muss reagieren. Darum geht es auch im Fußball.“ Wie findest du den Vergleich? „Zu mir persönlich passt die Aussage sehr gut. Ich bin sowohl am Schachbrett als auch auf dem Platz ein Spieler, der gern angreift, den Gegner attackiert und unter Druck setzt. Im Schach bin ich nur leider manchmal zu sehr aufs Angreifen fixiert und vergesse dabei, dass ich auch defensiv denken muss. Kingsley nutzt das gern aus (lacht).“
Das Schachspielen lernte Michael Olise von seiner Mutter.
Und Kingsley? Agiert er auf dem Schachbrett auch so wie auf dem Rasen? „Er spielt auf jeden Fall sehr schnell Schach, als Fußballer ist er ja auch sehr schnell unterwegs. Da besteht schon eine Ähnlichkeit. Aber grundsätzlich würde ich sagen, dass Schach etwas ganz anderes ist als Fußball. Im Schach geht es darum, seine Züge zu planen, genau zu berechnen, welche Figur wann und wo stehen muss. Auf dem Rasen verlasse ich mich dagegen häufig auf meinen Instinkt und mache das, was sich richtig anfühlt. Natürlich hat man als Mannschaft einen Plan, den der Trainer vorgibt, aber die einzelnen Schritte liegen dann in der Verantwortung jedes einzelnen Spielers. Und manchmal ist es ein Moment, in dem man nicht nachdenkt, sondern einfach nur instinktiv handelt, der ein Spiel entscheidet.“
Vincent Kompanys Plan hat sehr viel damit zu tun, den Gegner früh zu pressen und so zu Ballverlusten zu zwingen. Wie gefällt dir das? „Hohe Intensität bin ich aus der Premier League gewohnt. Der spezielle Stil von Vincent Kompany war dennoch noch einmal eine Umstellung zu Beginn, vor allem für den Kopf. Es ist sehr anspruchsvoll, ich mag das. Man muss immer auf Angriff bleiben, darf sich nicht mal für einen kurzen Moment zurücklehnen. Diese Art, den Gegner unter Druck zu setzen, liegt mir sehr – so spiele ich ja auch Schach.“
Wie ist insgesamt dein Eindruck von der Bundesliga nach deinen ersten Monaten? „Was mich wirklich beeindruckt, sind die Fans. Sie folgen uns überallhin, zum Hotel, zu den Spielen, zum Training. Die Leidenschaft, die sie mitbringen, überträgt sich auch auf uns Spieler. Sie macht uns stärker. Diese Verbindung zwischen unseren Fans und uns Spielern beflügelt mich sehr.“
Sommerneuzugang Michael Olise ist zufrieden mit seinen ersten Monaten beim FC Bayern, blickt aber bereits nach vorne: „Ich will in den großen Momenten Leistung zeigen."
Du wurdest später beim FC Reading Profi, hast dann drei Jahre lang bei Crystal Palace Premier League gespielt. Jetzt bist du in München. Was wusstest du vom FC Bayern vor deinem Wechsel? „Dass es ein Club mit einer großen Tradition, vielen Erfolgen und großen Zielen ist. Als ich erfahren habe, dass der FC Bayern ernsthaft an mir interessiert ist, war das ein unglaublicher Moment. Und jetzt bin ich seit ein paar Monaten hier und nehme den Spirit des Clubs noch viel mehr wahr. Diese Mentalität, immer gewinnen zu wollen. Das ist schon beeindruckend. Und das ist auch der größte Unterschied zu meinem vorigen Club Crystal Palace. Dort waren wir öfter auch mal in der Rolle des Underdogs – das ist mit Bayern nie der Fall! Der Druck hier ist sehr hoch, weil wir wirklich jedes Spiel gewinnen wollen und müssen. Aber mir gefällt das. Ich habe den Eindruck: Der Druck macht mich als Spieler noch besser.“
Das Bayern-Trikot zu tragen, fühlt sich für dich also nicht schwer an? „Überhaupt nicht. Es fühlt sich sehr gut an! Jedes Mal, wenn ich das Bayern-Logo auf dem Trikot sehe, fühle ich mich als Teil von etwas Großem. Und mit meinen ersten Monaten kann ich auch zufrieden sein, denke ich. Ich will mich aber noch weiter verbessern, noch konstanter Leistungen auf höchstem Level bringen. Ich habe das Gefühl: Da geht noch viel mehr. Daran arbeite ich jeden Tag sehr hart. Denn ich will beim FC Bayern nicht nur so viele Titel wie möglich gewinnen – ich will in den großen Momenten Leistung zeigen, mit dieser Mannschaft Geschichte schreiben, etwas hinterlassen. Wenn das nicht meine Ambition wäre, wäre ich am falschen Ort.“
Viele Fans vergleichen dein Spiel mit dem der Vereinslegenden Franck Ribéry und Arjen Robben. Haben sie recht? „Franck und Arjen waren zwei herausragende Typen, absolute Top-Spieler. Als ich klein war, habe ich beiden gern zugesehen. Und ich denke, ich habe von beiden etwas mitgenommen. Wenn ich zum Beispiel von rechts nach innen ziehe und dann aufs Tor schieße, hat das vielleicht etwas Ähnlichkeit mit der Finte von Arjen Robben. Aber ich vergleiche mich nicht gern mit anderen. Ich bin nicht Arjen oder Franck, sondern Michael.“
Dieser Inhalt kann hier leider nicht dargestellt werden. Zum Anschauen kannst du die Website des FC Bayern München besuchen: Artikel auf fcbayern.com
Hast du ein direktes Vorbild? „Als Kind war Neymar mein Lieblingsspieler. Ich mochte sein trickreiches Spiel. Aber man schaut sich von vielen Spielern etwas ab, nur so wird man komplett.“
Vielfalt ist überhaupt ein Thema in deinem Leben. Deine Mutter hat einen algerisch-französischen Hintergrund, dein Vater kommt aus Nigeria, du bist in London geboren. Was bedeutet Nationalität für dich? „Nationalität sagt, woher man kommt. Und ich komme eben aus vier Ländern: Frankreich, Algerien, Nigeria und Großbritannien. Ich schätze mich sehr glücklich, diese vier Teile zu besitzen, die mich alle bereichern. Ich spüre jeden einzelnen Teil in mir, habe Bindungen in alle meine Länder entwickelt, war immer wieder in Algerien, Nigeria und in Frankreich zu Besuch, während ich in London aufgewachsen bin. Mein Dad hat zu Hause immer Englisch mit mir gesprochen, meine Mum Französisch – und ich habe beiden immer auf Englisch geantwortet. Ich fühle mich aber auch im Französischen sehr wohl.“
Michael Olise ist in London geboren und aufgewachsen.
Jetzt lernst du mit München und Deutschland noch eine weitere Kultur kennen. Wie geht es dir damit? „München ist eine sehr schöne Stadt, die Menschen sind alle sehr herzlich. Das hat es mir leicht gemacht, mich hier sehr schnell wohlzufühlen. Nur leider hat mir der Spielplan bisher kaum Zeit gelassen, mich richtig umzusehen.“
Das Oktoberfest hast du schon kennengelernt. „Oh ja, das war sehr schön, ein unvergessliches Erlebnis. So etwas kannte ich nicht. Ich habe dort auch zum ersten Mal Schnitzel gegessen – super! Nur an diese runden Kartoffeldinger habe ich mich noch nicht rangetraut.“
Du meinst Knödel? „Genau! Aber versprochen, die werde ich auch noch probieren. Und ich werde mir auch das Umland anschauen. Vom Tegernsee habe ich schon gehört. Aber all das war für mich erst mal zweitrangig. Ich wollte mich in meinen ersten Monaten auf den Fußball konzentrieren, in der Mannschaft ankommen, mich einbringen. Und ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.“
Das ganze Interview lest Ihr in unserem Mitgliedermagazin. Hier geht es zur Januar-Ausgabe: