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·6 July 2025
Musiala-Schock und Müller-Aus: Was nun, FC Bayern?

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·6 July 2025
Nach der Horror-Verletzung von Jamal Musiala beging Thomas Müller die finalen Minuten als Spieler „seines“ FC Bayern mit leerem Blick. Beim Festival der negativen Emotionen war für Wehmut kein Platz. Schock, Enttäuschung, Wut – dies alles hatte beim deutschen Rekordmeister nach dem bitteren Aus von Jungstar Musiala die Kontrolle übernommen, dies alles war auch auf der Rückreise aus den USA am Sonntag präsent. Der unglückliche K.o. im Viertelfinale der Klub-WM? Verkam zur Nebensache.
„Es ist nicht das Ergebnis, das mein Blut zum Kochen bringt“, sagte ein „wütender“ Vincent Kompany nach dem in vielerlei Hinsicht bitteren 0:2 (0:0) gegen Paris Saint-Germain, „sondern die Tatsache, dass so etwas jemandem passiert, der das Spiel so liebt und der für uns so wichtig ist“. Die erneute Verletzung von Musiala, noch dazu bei dessen erstem Startelfeinsatz seit über drei Monaten, hatte die Bayern schwer erschüttert. Mehrere Medien schrieben von einem Wadenbeinbruch. Und so stand schon vor dem Auszug aus dem Quartier in Orlando über allem die Frage: Was nun?
Mit dem Abschied des wichtigsten Spielers der vergangenen 15 Jahre, Müller, und dem aller Voraussicht nach langfristigen Ausfall seines designierten Nachfolgers, Musiala, klafft beim Rekordmeister eine gigantische Lücke. Eine, die spätestens bis zum Saisonstart am 16. August im Supercup gegen Pokalsieger VfB Stuttgart geschlossen werden muss. „Die Mannschaft“, sagte Sportvorstand Max Eberl mit Blick auf die kommenden Wochen, „wird in den Urlaub gehen, und ich werde arbeiten“.
Genug zu tun gibt es allemal. Ein linker Flügel etwa wird seit Wochen gesucht, zudem dürfte der Poker um Nick Woltemade an Fahrt aufnehmen. Aber viel mehr? Braucht es zu den bereits verpflichteten Jonathan Tah und Tom Bischof nicht. Das glaubten die Bayern zumindest vor Musialas Verletzung.
„Wir haben das Gefühl bei der Kaderplanung, dass wir nicht so viel machen müssen“, sagte Eberl: „Wir wollen Dinge anpassen, definitiv.“ Ansonsten sei der Kader aber stark genug besetzt, um die wie immer hohen Ziele des Vereins erreichen zu können. Das Spiel gegen PSG dürfte dafür als Bestätigung gelten.
Man habe „gegen eine der besten Mannschaften der Welt, wenn nicht gegen die beste, auf Augenhöhe in einer unglaublich attraktiven Art und Weise gezeigt, was dieser Verein kann“, sagte Eberl stolz. Tatsächlich waren die Bayern dem Champions-League-Sieger über weite Phasen der Partie überlegen gewesen. „Mit dem FC Bayern“, betonte Manuel Neuer dementsprechend, „kann man rechnen“.
In der kommenden Spielzeit, sagte Kompany, wolle und müsse die Mannschaft nun den „nächsten Schritt“ machen – zunächst aber wohl ohne Spielmacher Musiala, ganz sicher ohne Ikone Müller. „Gedankenspiele“, wonach der 35-Jährige als Ersatz für seinen „Erben“ noch einmal einen Vertrag in München unterzeichnen könnte, hätten „nichts mit der Realität zu tun“, betonte Müller. Stattdessen solle man „die Gedanken erstmal an Jamal richten“.
Die Mannschaft müsse „als Gruppe Stärke daraus ziehen“, sagte Kompany über den Ausfall des Zauberfußes. Man werde, betonte Eberl, „als Familie“ für Musiala da sein. Der 22-Jährige droht monatelang auszufallen, die Bilder seines verdrehten Knöchels hatten Mit- und Gegenspieler in einen Schockzustand versetzt.
Noch ein Grund mehr für die Bayern, nach einer langen Saison den Kopf frei zu bekommen. Drei Wochen Pause versprach Kompany seinen Spielern, Ende Juli soll die Vorbereitung auf die neue Saison starten. Es sei nun wichtig, „dass die Jungs auch mental abschalten können“, sagte der Belgier: „Und dass wir dann Kraft ziehen aus dem, was wir erlebt haben.“