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·31 January 2025
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Der Fussball kann gnadenlos sein: Eben noch gefeiert als Held und Hoffnungsträger, findet man sich im nächsten Moment auf dem Schleudersitz wieder. Genau das ist Nuri Sahin bei Borussia Dortmund widerfahren.
Seine Entlassung wirft Fragen auf, die die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund beantworten müssen. Was lief schief? Was muss sich ändern und wie geht es jetzt weiter? Dieser Artikel gibt einen Einblick hinter die Kulissen des grössten Sorgenkinds der Bundesliga.
Der Trainerwechsel ist vollzogen, doch was bedeutet das für die Mannschaft? Zunächst übernahm Mike Tullberg, bisheriger Trainer der U19, das Ruder, aber nur vorerst. Interimslösungen können Fluch oder Segen sein und die Aufgabe, eine verunsicherte Mannschaft wieder aufzubauen, ist alles andere als einfach. Jetzt wurde bekannt, dass Niko Kovac in Zukunft an der Seitenlinie stehen wird.
Das nächste Spiel gegen Heidenheim kommt zur richtigen Zeit für eine weitere Trotzreaktion. Ein Sieg wäre mehr als nur drei Punkte, er könnte ein Signal sein, dass die Mannschaft noch lebt. Die Wettquoten jedenfalls bestätigen weiterhin Vertrauen in Dortmund, denn die Chancen auf einen Sieg gegen Heidenheim sind niedrig, was ein Indikator dafür ist, dass Experten dem Kader einiges zutrauen. Bei aller Kritik der vergangenen Wochen muss gesagt werden, dass Spieler wie Gittens, Brandt, Beier oder Kobel immer noch die individuelle Klasse haben, um Spiele im Alleingang zu entscheiden. Jetzt gilt es, das auch auf den Platz zu bringen.
Eigentlich klang die Geschichte perfekt. Der ehemalige Publikumsliebling kehrt zurück, aber dieses Mal als Trainer und führt den Verein mit frischen Ideen zu neuen Höhen. So zumindest der Plan als Şahin im Sommer 2024 als Nachfolger von Edin Terzić verpflichtet und mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet wurde. Der Verein hatte grosse Hoffnungen in ihn gesetzt, nicht zuletzt aufgrund seiner tiefen Verbindung zu Dortmund und seiner Leidenschaft für den Fussball.
Doch der Start war sehr holprig und holprig ist im Fussball oft nur ein anderer Ausdruck für problematisch. Die ersten Wochen der Saison waren von knappen Ergebnissen geprägt, die mal gut, mal weniger gut ausfielen. Was dann folgte, war eine Serie von vier Niederlagen in Folge. Das Resultat war Platz zehn in der Bundesliga, 20 Punkte hinter den Bayern, was selbst für ein Umfeld, das in der Vergangenheit Geduld bewiesen hat, zu viel war.
Verletzungen von Schlüsselspielern über einen längeren Zeitraum, sodass zeitweise nur ein Innenverteidiger zur Verfügung stand, spielten sicherlich eine Rolle. Doch auch taktische Entscheidungen und eine zunehmend angespannte Stimmung innerhalb der Mannschaft ließen den Erfolg ausbleiben. Wenn Spieler das Gefühl haben, dass ihnen der Glaube an die gemeinsame Idee fehlt, wird selbst der talentierteste Kader zu einem Schatten seiner selbst.
Es gibt viele mögliche Gründe, warum Sahins Zeit in Dortmund so schnell endete. Eine davon ist seine starre taktische Herangehensweise. Der Fokus auf Ballbesitz war klar erkennbar, aber ein effektiver Zug zum Tor fehlte dabei zu oft. Es wirkte, als würde die Mannschaft versuchen, den Ball ins Netz zu tragen, statt den direkten Weg zu suchen. Gegen tief stehende Gegner hatte Dortmund schlicht keine Lösungen parat, und wenn die Defensive ins Wanken geriet, war das Spiel oft schon verloren.
Hinzu kamen Schwierigkeiten im Umgang mit der Mannschaft. Während ein Trainer wie Jürgen Klopp es schafft, seine Spieler durch puren Enthusiasmus mitzuziehen, wirkte Sahin in der Öffentlichkeit eher reserviert. Berichten zufolge fehlte es intern an klaren Ansagen und einer deutlich spürbaren Hierarchie. Manche Spieler fühlten sich überfordert, andere unterfordert, was dann zu einer explosiven Mischung führt, wenn es ohnehin nicht läuft.
Jede Saison hat ihre Tiefpunkte, doch Sahin fand offenbar keinen Weg, das Ruder herumzureissen. Wechsel kamen oft zu spät, manchmal schien es, als wolle er Risiken um jeden Preis vermeiden. Für eine Mannschaft wie Dortmund, die von ihrer Dynamik und Unberechenbarkeit lebt, war das Gift.
Die kurzfristige Priorität liegt auf Stabilität, weil ein neuer Trainer, egal ob interimistisch oder langfristig, auf kurze Sicht die Grundordnung wiederherstellen muss. Die defensive Anfälligkeit hat sich zuletzt wie ein roter Faden durch die Spiele gezogen und ohne eine solide Basis wird es schwer, wieder konkurrenzfähig zu werden.
Langfristig stehen strukturelle Änderungen auf dem Plan. Verletzungen haben die Saison immer wieder torpediert, was eine Überprüfung der medizinischen Abteilung nahelegt. Auch das Scouting könnte optimiert werden, um Spieler zu finden, die besser ins System passen.
Der Fokus auf Nachwuchsarbeit sollte verstärkt werden, denn Borussia Dortmund hat schließlich eine Tradition, Talente wie Erling Haaland oder Jude Bellingham zu Weltstars zu formen. Die Vereinsführung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Klarheit und Transparenz sind gefragt, sowohl gegenüber der Mannschaft als auch gegenüber den Fans. Es sollte eine klare Kommunikation stattfinden, um Ruhe ins Umfeld zu bringen.
Aktuell ist Dortmund weit von den Champions-League-Plätzen entfernt, doch die Saison ist noch nicht verloren. Sieben Punkte Rückstand auf Platz vier sind aufzuholen, aber dafür braucht es eine nahezu perfekte Rückrunde. Jedes Spiel wird ab jetzt zu einem kleinen Finale, besonders die direkten Duelle gegen Konkurrenten wie Leipzig oder Leverkusen.
Was zählt, ist Konstanz, weil die ewige Rotation in der Startelf der Mannschaft nicht gutgetan hat. Es gilt einen festen Kern zu definieren, der von Spielern wie Brandt, Can, Sabitzer und Kobel angeführt wird. Es geht darum, Stabilität zu schaffen und das Vertrauen zurückzugewinnen, sowohl innerhalb des Teams, als auch bei den Fans.
Nuri Sahins Entlassung markiert einen Tiefpunkt in Dortmunds Saison, doch sie bietet auch die Chance auf einen Neuanfang. Mit den richtigen Entscheidungen – sei es bei der Wahl des neuen Trainers, taktischen Anpassungen oder strukturellen Verbesserungen – kann der Verein die Wende schaffen. Der Weg ist steinig, aber Borussia Dortmund hat schon oft bewiesen, dass es Krisen überwinden kann.