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·15 June 2025
Was aus früheren Drittligisten geworden ist #15: Koblenz

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·15 June 2025
Insgesamt 68 Mannschaften spielten seit der Saison 2008/2009 in der 3. Liga. Während einige Klubs den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, sind andere Vereine vom Radar der breiten Öffentlichkeit verschwunden. liga3-online.de holt diese Klubs nun wieder hervor. Heute: Die TuS Koblenz, die aufgrund finanzieller Probleme bloß ein Jahr in der 3. Liga spielte und heute in der 5. Liga am Ball ist.
Freud und Leid liegen im Fußball oft sehr nah beieinander. So war es auch bei der TuS Koblenz, Ex-Zweitligist und heutiger Regionalligist. 2006 stiegen die Rheinland-Pfälzer in die 2. Bundesliga auf und feierten damit den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte. Vier Jahre spielte Koblenz im Unterhaus. Sportlich lief es die ersten drei Spielzeiten klasse, aber finanziell schien der Klub dem Profifußball nicht gewachsen zu sein. Wegen einer Täuschung im Lizensierungsverfahren bekam die TuS sowohl in der Saison 2007/08 als auch in der darauffolgenden Spielzeit 2008/09 Punktabzüge verpasst. Dennoch schaffte Koblenz jeweils den Klassenverbleib und blieb in der 2. Liga.
2010 war es dann aber soweit. Mit bloß 31 Zählern stieg die TuS auf Platz 17 in die 3. Liga ab. Der Anfang vom Absturz in den Amateurbereich. Zwar hielt Koblenz in der 3. Liga gut mit und landete am Ende im Tabellenmittelfeld auf Platz elf. Doch finanzielle Sorgen und die vergebliche Suche nach Investoren verhinderten eine weitere Drittliga-Saison. Trotz des sportlich souverän erreichten Klassenverbleibs beantragte Koblenz keine Lizenz für die 3. Liga. Innerhalb von zwei Jahren wurde die TuS damit von der 2. Liga in die damalige Regionalliga West durchgereicht.
Seitdem spielt die TuS Koblenz unterhalb der 3. Liga und pendelt mit immer wieder auftretenden wirtschaftlichen Sorgen zwischen der 4. und 5. Liga hin und her. In den ersten Jahren der fünfgleisigen Regionalliga kickten die Blau-Schwarzen von 2012 bis 2015 in der Regionalliga Südwest. Positiv war 2014, dass durch einen Schuldenschnitt die Verbindlichkeiten deutlich reduziert werden konnten und dadurch eine Insolvenz abgewendet wurde. Negativ: In der Saison 2014/15 musste Koblenz den nächsten Abstieg hinnehmen. Es ging runter in die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar.
Auch Ex-Bundesligatrainer Petrik Sander, der im Januar 2015 zur TuS zurückkehrte, nachdem er den Klub bereits von 2009 bis 2011 im Profibereich gecoacht hatte, konnte den erneuten Abstieg nicht verhindern. Sander ist vor allem durch seine Zeit bei Energie Cottbus in der 1. und 2. Bundesliga (2004 bis 2007) bekannt. Heute noch legendär: Die Gartenstühle, auf denen das Trainerteam des FC Energie während der Spiele Platz nahm. „Wenn ich mich richtig erinnere, war das vielmehr eine Notlösung, als dass da eine Idee hinter steckte“, erinnert sich der heute für die zweite Mannschaft des 1. FC Magdeburg in der Oberliga arbeitende Fußball-Lehrer grinsend. Mit Sander startete Koblenz im Sommer 2015 die Mission Regionalliga-Rückkehr.
In der Oberliga ging das Wechselbad der Gefühle bei den Koblenzern weiter. Während man im Juli 2015 Insolvenz beantragen musste und es finanziell einmal mehr schlecht um den Verein gestellt war, ging es sportlich bergauf. Schon zwei Spieltage vor Saisonende 2015/16 sicherte sich die TuS den Meistertitel und den sofortigen Wiederaufstieg in die Regionalliga Südwest. Das erste Jahr nach der Rückkehr lief dann ebenfalls erfolgreich. Platz acht und der damit einhergehende frühe Klassenverbleib ließen auf eine bessere Zukunft und eine Etablierung in der 4. Liga hoffen.
Doch daraus wurde nichts. Es war in der Saison 2017/18 mal wieder Abstiegskampf angesagt. Aufgrund der Erfolglosigkeit trennten sich im Februar 2018 die Wege von Koblenz und Coach Sander. Sein Nachfolger: Ex-Profi Anel Dzaka, der als Spieler siebeneinhalb Jahre für die TuS am Ball war und einige der erfolgreichen Jahre in der 2. Bundesliga miterlebt hat. Mit Dzaka an der Seitenlinie konnte sich Koblenz zwar stabilisieren, aber für den Klassenerhalt reichte es trotzdem nicht. Am Ende stand ein weiterer Abstieg in die 5. Liga zu Buche.
Dort spielte die TuS die folgenden fünf Jahre bis 2023. Während dieser Zeit gab es einen weiteren Wechsel auf dem Trainerposten: Michael Stahl beerbte im November 2021 Anel Dzaka – damit folgte eine Vereinslegende auf die andere. Stahl hatte nicht bloß den Großteil seiner Karriere für die TuS gespielt, sondern 2010 auch das legendäre Tor aus 61 Metern im DFB-Pokal gegen Hertha BSC geschossen, das damals sowohl zum Tor des Monats als auch zum Tor des Jahres gewählt wurde.
Unter der Regie von Stahl schaffte die TuS Koblenz 2023 den Wiederaufstieg in die Regionalliga Südwest. Nach einem zweiten Platz in der Oberliga setzte sich Koblenz im entscheidenden Aufstiegsspiel gegen die SG Sonnenhof Großaspach durch. Die lang ersehnte Rückkehr in die 4. Liga war perfekt.
Doch in der darauffolgenden Saison tat sich die TuS schwer. Mit einer weiterhin finanziell herausfordernden Situation landete Koblenz in der Regionalliga Südwest auf Rang 18. Das bedeutete: In der Spielzeit 2024/25 war die Mannschaft von Michael Stahl wieder fünftklassig am Ball – und der Traum von einer Etablierung in der 4. Liga damit vorerst geplatzt.
Nach einem vierten Platz laufen jetzt die Vorbereitungen auf die nächste Saison in der 5. Liga. Der Klub peilt an, sich sportlich wie wirtschaftlich zu stabilisieren – dafür gewann die TuS in den zurückliegenden Jahren unter anderem neue Sponsoren. Außerdem legt der Verein den Fokus auf talentierte Spieler aus der Region, um sich nachhaltig gut aufzustellen. Während der Sommervorbereitung testet die TuS unter anderem am 28. Juni gegen den langjährigen Drittligisten Fortuna Köln.