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·9 October 2025
Werder-Torjägerin Mühlhaus vor Nordderby: "Dankbar für die große Bühne"

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·9 October 2025
Die gebürtige Hamburgerin Larissa Mühlhaus trifft am Samstag (ab 17.45 Uhr, live bei MagentaSport, DAZN und in der ARD) mit dem SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf ihren langjährigen Klub Hamburger SV. Im DFB.de-Interview spricht die 22 Jahre alte Offensivspielerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Nordderby, das im Weserstadion vor großer Kulisse stattfinden wird.
DFB.de: Wie viele Karten mussten Sie für Verwandte und Freunde für das Nordderby im Weserstadion gegen Aufsteiger Hamburger SV organisieren, Frau Mühlhaus?
Larissa Mühlhaus: Sehr, sehr viele. Es müssten so um die 40 Tickets sein. Sie sind zwar eigentlich alle HSV-Fans, diesmal aber sind sie für mich. (lacht)
DFB.de: Es ist nach dem Halbfinale im DFB-Pokal, das der SV Werder im März im ausverkauften Volksparkstadion 3:1 nach Verlängerung gewann, für Sie das zweite Pflichtspielduell mit Ihrem langjährigen Verein. Wird das jemals Normalität sein?
Mühlhaus: Nein, ganz sicher nicht. Es wird immer etwas Besonderes bleiben. Deshalb habe ich dem HSV den Aufstieg auch sehr gegönnt. Dazu finden unsere Duelle direkt vor großer Kulisse statt. Ich liebe es einfach, in großen Stadien zu spielen. Entsprechend riesig ist die Vorfreude.
DFB.de: Das Nordderby weckt auf beiden Seiten viele Emotionen. Wie macht sich das innerhalb des Teams und in Ihrem persönlichen Umfeld bemerkbar?
Mühlhaus: Es wird sehr viel darüber geredet, in den Tagen vor dem Spiel gibt es kaum ein anderes Thema. Das Medieninteresse ist auch noch einmal deutlich größer als bei anderen Bundesligapartien. Die Aufmerksamkeit freut uns alle sehr.
DFB.de: Zum insgesamt vierten Mal bestreiten die Werder-Frauen ein Ligaspiel im Weserstadion. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrem ersten Auftritt dort?
Mühlhaus: Die Fans haben uns beim 1:1 gegen Bayer 04 Leverkusen herausragend unterstützt und gepusht. Weil uns dabei erst spät der Ausgleich gelungen ist, hat es sich angefühlt wie ein Sieg.
DFB.de: Es werden diesmal sogar mehr als 30.000 Zuschauer*innen erwartet, womit ein neuer Vereinsrekord aufgestellt wird. Wie lauten Ihre Erwartungen?
Mühlhaus: Wir wollen unbedingt die drei Punkte in Bremen behalten.
DFB.de: Nach fünf Spieltagen stehen für den SV Werder sieben Punkte zu Buche. Zufrieden?
Mühlhaus: Unter dem Strich schon, auch wenn wir zuletzt gegen den VfL Wolfsburg und den FC Bayern verloren haben. Das sind aber auch die beiden besten Mannschaften in Deutschland. Wir haben alles gegeben und auch viel gelernt.
DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?
Mühlhaus: Wir müssen noch mehr Intensität über die kompletten 90 Minuten auf den Platz bringen, nicht nur phasenweise. Dazu können wir uns auf jeden Fall auch im Spiel mit dem Ball verbessern. Wir müssen lernen, auch mal länger in Ballbesitz zu bleiben. Daran haben wir zuletzt im Training intensiv gearbeitet.
DFB.de: Drei Treffer nach fünf Partien können sich sehen lassen, zumal Sie aktuell nicht mehr in der Sturmspitze spielen. Ist es dennoch ein kleiner Makel, dass es bislang "nur" Strafstoßtore waren?
Mühlhaus: Als Offensivspielerin nimmt man jedes Tor gerne mit. (lacht) Allerdings ist es schon so, dass ich sehr gerne auch mal wieder aus dem Spiel heraus treffen würde. Ich hätte nichts dagegen, wenn es schon gegen den HSV klappen könnte.
DFB.de: Ihre Elfmeter verwandeln Sie regelmäßig sehr souverän. Wie lautet Ihr Rezept?
Mühlhaus: Ich habe schon früher viele Elfmeter geschossen, vertraue da ganz auf mich selbst. Ich übe das oft im Training, habe für mich einen eigenen Rhythmus entwickelt, bin aber nicht auf eine bestimmte Taktik festgelegt. Mal suche ich mir schon vorher eine Ecke aus, mal warte ich etwas länger und schaue, wie die Torhüterin reagiert.
DFB.de: Wie gefällt Ihnen grundsätzlich Ihre neue Rolle im Team?
Mühlhaus: Es bereitet mir viel Freude, nicht mehr ganz vorne, sondern hinter den Spitzen zu spielen. Auf der Zehnerposition kann ich meiner Kreativität eher freien Lauf lassen und meine Mitspielerinnen in Szene setzen. Das ist mir auch schon ganz gut gelungen.
DFB.de: Welche weiteren Veränderungen hat die neue Cheftrainerin Friederike Kromp sonst noch eingearbeitet?
Mühlhaus: Wir haben vor allem taktisch sehr viel gearbeitet, um einen offensiven Spielstil bestmöglich auf den Platz bringen zu können. Das war jede Menge Inhalt, doch das Team setzt Fritzys Prinzipien schon gut um, würde ich sagen.
DFB.de: Wie würden Sie den Austausch beschreiben?
Mühlhaus: Es ist noch neu für mich, in der Liga eine Trainerin zu haben. Das war zuvor nur mal bei der Hamburger Auswahl und beim DFB mit Kathrin Peter der Fall. Ich muss aber sagen, dass ich in der Arbeitsweise keine wesentlichen Unterschiede zu meinen vorherigen Trainern feststellen kann. Es macht viel Spaß, mit Fritzy und dem kompletten neuen Trainerteam zu arbeiten.
DFB.de: Sie haben selbstbewusst das Ziel ausgegeben, den Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft schaffen zu wollen. Wie weit sehen Sie sich schon auf diesem Weg?
Mühlhaus: Jede Fußballerin hat den Traum, Nationalspielerin zu werden. Das gilt für mich auch. Aktuell ist das für mich aber eine Nebensache, mit der ich mich nicht dauernd beschäftige. Ich fokussiere mich darauf, beim SV Werder konstant gute Leistungen zu bringen. Wenn mir das gelingt, kommt alles andere von alleine.
DFB.de: Zurück zum Derby: Aktuell trennen beide Teams nur zwei Zähler und ein Tabellenplatz. Geht der SV Werder dennoch als Favorit ins Spiel?
Mühlhaus: Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen, so viel ist klar. Wir werden aber sicherlich nicht den Fehler machen, den HSV zu unterschätzen. Wer gegen den VfL Wolfsburg punktet und in Leipzig gewinnt, hat definitiv Qualität.
DFB.de: Worauf wird es ankommen?
Mühlhaus: Es werden viele Emotionen im Spiel sein, daher müssen wir möglichst ruhig und geduldig spielen. Ich gehe davon aus, dass wir mehr Ballbesitz haben werden. Der HSV wird es uns aber nicht leichtmachen, zu Torchancen zu kommen. Ich denke, es ist alles drin.
DFB.de: Wird es eine besondere Vorbereitung geben?
Mühlhaus: Abgesehen davon, dass wir im Weserstadion spielen, wird sich an unseren Abläufen nichts ändern. Wir treffen uns vor dem Spiel, essen noch etwas zusammen und werden dann alles in die Waagschale werfen, um den Fans einen Heimsieg zu schenken.
DFB.de: Die ARD überträgt die Partie auch im Free-TV. Was bedeutet Ihnen das?
Mühlhaus: Wir sind dankbar dafür, dass wir diese große Bühne geboten bekommen. Dass unser Spiel im Free-TV übertragen wird, obwohl am gleichen Tag auch der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München im Spitzenspiel aufeinandertreffen, ist außergewöhnlich.