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Justus Pludra·20 October 2024

Wie Conte das passieren? Ex-Meister ist nach Kernschmelze wieder spitze

Article image:Wie Conte das passieren? Ex-Meister ist nach Kernschmelze wieder spitze

Gleich zum Start musste sich Antonio Conte erstmal entschuldigen: "Wir haben uns wie Schnee in der Sonne aufgelöst", gab der neue Napoli-Coach nach der 0:3-Auftaktpleite am ersten Ligaspieltag gegen Hellas Verona zu. Nach einem katastrophalen 10. Platz in der Vorsaison sah die 'Gazzetta dello Sport' den Meister von 2022/23 schon wieder in "einer dunklen Nacht" versinken. Zwei Monate später grüßt die SSC stattdessen von der sonnigen Tabellenspitze.

Nach der großen Scudetto-Party vor etwas über einem Jahr war in Neapel der noch größere Kater gefolgt. Ein würdiger Nachfolger für den abgedankten Meistertrainer Luciano Spalletti wurde nicht gefunden. Erfolglos versuchten mit Rudi García, Walter Mazzarri und Francesco Calzona gleich drei Übungsleiter ihr Glück. Die Kampanier schlingerten durch die Spielzeit und verpassten am Ende zum ersten Mal seit 14 Jahren das internationale Geschäft. Eine fußballerische Kernschmelze für die stolzen Süditaliener. Der folgte nun die Rückkehr auf Platz eins und wir fragen uns natürlich: Wie Conte das passieren?


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📸 Francesco Pecoraro - 2024 Getty Images

Den ersten Grundstein für sein bis dato erfolgreiches Handeln legte der Italiener noch bevor er seinen Vertrag am Vesuv unterschrieb. Er ließ sich von Präsident Aurelio De Laurentiis Sicherheiten bei zwei Personalien geben. Der von PSG umworbene Publikumsliebling Kvicha Kvaratskehlia und der unzufriedene Kapitän Giovanni Di Lorenzo sollten bleiben. Stürmer-Star Victor Osimhen hatte wenige Tage zuvor seinen Abgang schon öffentlich verkündet - Conte hatte einen alten Bekannten als Ersatz aber eh schon im Sinn.

Zum Erstaunen vieler Beobachter ging der exzentrische Eigentümer De Laurentiis, der in der Krise gerne auch mal in die Aufstellung reinredet, auf die Forderung rein. Ein wichtiger Punktsieg für den ebenfalls ziemlich selbstbewussten Neu-Coach. Mit der Einigkeit war es zwischen den Alphatieren dann aber auch schnell dahin. Neuzugänge blieben aus. Conte bezichtigte De Laurentiis öffentlich der Untätigkeit. Dann folgte die Auftakt-Blamage in Verona.

Während der erwähnte Abgesang in der italienischen Presse begann, öffnete der schwerreiche Klubbesitzer doch seinen Geldbeutel. Bis zum Transferschluss Ende August gab die SSC noch über 100 Millionen Euro für die Transfers von Scott McTominay, Billy Gilmour, David Neres und Romelu Lukaku aus. Störenfried Osimhen wurde zu Galatasaray Istanbul verliehen. Die Personal-Rochade fruchtete.

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Vor allem Ziehsohn Lukaku blüht an Contes Seite wieder auf. Unter keinem Trainer gelangen Big Rom so viele Tore, wie unter seinem Ex-Inter-Coach. Den Lauf setzte er in seinen ersten fünf Ligaspielen in hellblau nahtlos fort. Drei Tore und vier Assists - Top-Scorer bei der SSC. Doch auch Mittelfeldmotor McTominay und Joker Neres sind die erhofften Verstärkungen und fügen sich direkt mit starken Leistungen ein. Allesamt Wunschspieler für das System ihres Übungsleiters.

Qua seiner italienischen Herkunft vom defensiv-orientierten Catenaccio geprägt, lässt Conte im 3-5-2 oder 3-4-2-1-System spielen, situativ auch wechselnd innerhalb eines Spiels. Abgesichert durch die drei Verteidiger stehen die Außenverteidiger hoch, machen das Spiel im Angriff breit und öffnen damit Räume in der Mitte. So sind dann auch die Wege für das Gegenpressing kurz, dass immer wieder erfolgreich zuschnappt.

Alles graue Theorie. Aber die Auszeichnung zum Trainer des Monats September und die Ergebnisse geben Conte Recht. 3:0, 2:1, 4:0, 0:0 (gegen Juve), 2:0 und 3:1 lauteten die Endstände aus Napolis Sicht im Ligabetrieb seit dem Fauxpas in Verona. Platz eins vor dem achten Spieltag sind der verdiente Lohn, den sich die Spieler im wahrsten Sinne hart erarbeitet haben. Über seine Ansprüche an die Spielerfitness sagte Chelseas Meistertrainer von 2016/17 einst, die Kicker müssten "Gras fressen" und "Blut schwitzen".

Knapp 111 Kilometer laufen die Süditaliener in dieser Saison im Schnitt. Am drittmeisten in der Liga und im Durchschnitt gut drei Kilometer mehr als in der vorherigen Spielzeit. Fleiß, der sich bis dato auszahlt. Ganz der Trainerfuchs tritt Conte aber trotzdem kräftig auf die Euphoriebremse. Das Team befinde sich weiterhin im Umbau. "Anders kann es nach drei Monaten auch gar nicht sein", stellte der 55-Jährige vor dem heutigen Spiel gegen Empoli klar.

Denn statt Titel hatte der Mann aus dem süditalienischen Lecce beim Amtsantritt vor allem eines versprochen: "Meine SSC wird ein sauwütendes Gesicht haben." Denn zum dahinschmelzen soll in Zukunft wieder der erfolgreiche neapolitanische Fußball sein - und nicht die Überlegenheit der Gegner.