Woran Rüdiger Ziehl als Coach beim FCS gescheitert ist | OneFootball

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·22 April 2025

Woran Rüdiger Ziehl als Coach beim FCS gescheitert ist

Article image:Woran Rüdiger Ziehl als Coach beim FCS gescheitert ist

Rüdiger Ziehl ist nicht länger Trainer des 1. FC Saarbrücken. Mit einem durchaus überraschenden Rücktritt machte der 47-Jährige am Dienstag den Weg für einen neuen Impuls frei, für den Alois Schwartz sorgen soll. liga3-online.de analysiert, woran Ziehl als Coach gescheitert ist.

Erwartungen nicht erfüllt

Ein Punkteschnitt von 1,83, stets oben mitgespielt und den FCS in der letzten Saison sensationell bis ins DFB-Pokal-Halbfinale geführt: auf den ersten Blick liest sich Ziehls Bilanz als Trainer des 1. FC Saarbrücken überaus positiv, sodass man eigentlich nicht davon sprechen kann, dass er gescheitert ist. Allerdings: Vor Beginn der Rückrunde hatte der 47-Jährige den Aufstieg als klares Ziel ausgerufen und musste sich entsprechend auch daran messen lassen.


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Zwar ist der Aufstieg vor den letzten vier Spieltagen immer noch möglich – der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt nur zwei Punkte -, doch dass zu einem direkten Aufstiegsplatz bereits sechs Punkte fehlen und der FCS am Sonntag gegen Dresden vor allem in der zweiten Halbzeit regelrecht unterging, kann nicht der Anspruch sein. Das scheint auch Ziehl erkannt zu haben und hat mit dem Rücktritt die Konsequenzen daraus gezogen, dass er die selbst auferlegten Erwartungen nicht erfüllt und es zudem nicht geschafft hat, die Spieler ans Maximum zu bringen.

Spielweise

Möglicherweise stünde der FCS vor den letzten vier Spieltagen besser da, hätte Ziehl mehr auf Offensivfußball gesetzt, anstatt den Fokus eher auf die Stärkung der Abwehr zu legen. Im Umfeld der Blau-Schwarzen ist oft von einer destruktiven Spielweise die Rede. Zwar bedeuten nur 39 Gegentore den viertbesten Wert der Liga, auf der anderen Seite befindet sich der FCS mit lediglich 48 Toren nur im Mittelfeld. Zum Vergleich: Tabellenführer Dynamo Dresden hat satte 17 Tore mehr erzielt.

Dass der FCS durchaus auch Offensivfußball spielen kann, stellten die Saarländer etwa beim 4:0 zum Auftakt der Rückrunde gegen 1860 unter Beweis. Umso erstaunlicher ist es, dass in den 14 Spielen danach nur noch 20 weitere Treffer gelangen – und das, obwohl der Sturm mit Kai Brünker, Florian Krüger, Stefan Feiertag, Patrick Schmidt und Simon Stehle für Drittliga-Verhältnisse überdurchschnittlich gut besetzt ist. Insgesamt erzielte der FCS nur in 18 der 105 Liga-Partien unter dem gebürtigen Zweibrücker mindestens drei Tore.

Chancenverwertung & kein Feuer

Dass der FCS bis auf wenige Ausnahmen nicht für ein Torspektakel steht, liegt aber auch an der schwachen Chancenverwertung. Von den 573 Torschüssen (Platz 10 im Liga-Vergleich) landeten gerade mal 8,9 Prozent auch tatsächlich im Kasten. Nur acht Teams sind noch schwächer. Im Hinblick auf die vergebenen Großchancen belegt der 1. FC Saarbrücken im Vergleich aller 20 Drittligisten gar den letzten Platz – und das sogar mit Abstand.

Zeitgleich fehlte dem Team oftmals das Feuer – so zuletzt auch gegen Dresden. "Dynamo war bissiger in den Zweikämpfen und hat uns den Schneid abgekauft. Das darf einfach nicht passieren", sagte Ziehl nach der Partie. Man müsse erwarten, "dass wir da einfach noch mal galliger sind, um das Spiel auch drehen zu wollen". Zumal Torhüter Philipp Menzel im Vorfeld noch angekündigt hatte, ein Feuerwerk abbrennen zu wollen. Doch davon war nichts zu sehen.

Unruhe im Umfeld

Ein Faktor für die aktuelle Situation, die Ziehl letztlich zum Rücktritt bewegt hat, ist aber auch die Unruhe im Umfeld. Zu Saisonbeginn waren nach jedem nicht gewonnen Spiel "Ziehl raus"-Rufe zu hören, auch nach der Niederlage gegen den VfL Osnabrück forderten zahlreiche Fans – weniger aus der Fankurve, sondern vor allem auf der Haupttribüne -, den Rauswurf des 47-Jährigen. Sogar derart lautstark, dass VfL-Coach Marco Antwerpen eine Lanze für Ziehl brach und es überhaupt nicht nachvollziehen konnte, wie es trotz der Möglichkeit auf den Aufstieg zu derartigen Rufen kommen kann.

Es war vor allem die Doppelfunktion als Trainer und Manager, die bei vielen Fans immer wieder für Kritik sorgte. Schließlich war der 47-Jährige sein eigener Chef. Dennoch muss festgehalten werden, dass Ziehl mit dem Rücktritt Größe beweist, in Alois Schwartz sofort einen Nachfolger gefunden hat und den Verein trotz der – wie er selbst sagte – "schwierigen Situation" – nicht einfach verlässt. Das ist ihm trotz aller zum Teil berechtigten Kritik hoch anzurechnen!

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