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·24 December 2025
Zeki Celik über WM-Traum 2026, Montella und Rom: „Dybala ist der beste Spieler, mit dem ich je gespielt habe“

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Zeki Celik blickt im großen Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi mit Zuversicht auf die Qualifikation zur FIFA-Weltmeisterschaft 2026. Der Nationalspieler von AS Rom glaubt an den Weg über die Playoffs, spricht über den Teamgeist im Lager des türkischen Nationalteams und erklärt, warum die ersten Spiele in Turnieren oft über die gesamte Dynamik entscheiden. Dazu gewährt der 28-Jährige in Rom tiefe Einblicke in seine Karriere, seine Routinen – und in den Spieler, der ihn im Alltag und auf dem Platz am meisten beeindruckt: Paulo Dybala.
Im Rahmen eines Projekts, das die Nationalspieler näher an die Fans bringen soll, sprach Celik über die entscheidenden Stationen Richtung WM. Für ihn ist klar, dass die Playoffs im März eine echte Herausforderung werden, aber auch eine Chance. „Rumänien ist für uns ein sehr kritisches Spiel. Wir müssen unbedingt das Rumänien-Spiel gewinnen und dem Traum von der Weltmeisterschaft einen Schritt näher kommen“, sagte er. Anschließend werde nach seiner Einschätzung „die Slowakei oder der Kosovo“ warten – und Celik fügte hinzu: „Ich glaube, dass wir auch dieses Spiel gewinnen werden. Unser Ziel ist auf jeden Fall, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen.“
Zugleich warnte er vor der Qualität des Gegners und verwies auf den Trainer an Rumäniens Spitze. „Lucescu ist ein Trainer von sehr hoher Qualität und vor allem zu Beginn müssen wir gegen Rumänien vorsichtig agieren“, betonte Celik. Seine Kernaussage: Die Mannschaft darf den Schritt zur WM nicht als Wunschdenken behandeln, sondern als präzise Aufgabe, die über Konzentration und Stabilität entscheidet.
Mit besonderer Wärme erinnerte sich Celik an den Tag, an dem er erstmals in die A-Nationalmannschaft berufen wurde. „Ich kann nicht sagen, wie viele Nachrichten ich von meiner Familie und meinen Freunden bekommen habe“, erklärte er. Sein Debüt blieb ihm als emotionaler Meilenstein im Gedächtnis: In einem Russland-Spiel kam er in den letzten Minuten zum Einsatz. „Es war ein unvergesslicher Moment für mich. Ich war so aufgeregt“, sagte Celik.
Er verband diesen Moment mit seinem späteren Karriereweg und machte deutlich, wie sehr solche Spiele Türen öffnen können. Das Nationalteam führte ihn in eine internationale Wahrnehmung, die den Schritt nach Europa erleichterte. Celik beschreibt das als Kette aus Chancen und Entscheidungen – und als Entwicklung, die er bis heute in Rom fortsetzt.
Celik zeichnete ein Bild des Nationalteams, das intern vor allem über Energie und Nähe funktioniert. „Ich sehe immer eine sehr fröhliche Mannschaft, wenn ich zur Nationalmannschaft komme„, sagte er. Niemand ziehe sich nach dem Essen sofort zurück, stattdessen bleibe das Team zusammen: Einige spielen Tischtennis, Billard oder PlayStation, viele reden miteinander, alle seien im Kontakt.
Diese Atmosphäre ist für ihn kein Nebenthema, sondern ein Leistungsfaktor. Celik betonte, dass die Spieler den Wert des Trikots spüren und das Lager dadurch eine eigene Dynamik bekommt: „Wir haben ein Team, das sowohl jung als auch energisch ist.“ Genau daraus speist sich sein Optimismus für die kommenden Entscheidungsspiele.
Der Nationalspieler ging auch auf das Gefühl ein, dass die Türkei seit vielen Jahren nicht bei einer WM war. „Wir wollen diese Dürre auf jeden Fall beenden““ sagte Celik und beschrieb, wie er als Kind die WM nur über Zusammenfassungen erlebt habe. Besonders präsent blieb ihm ein Moment aus der Türkei-Geschichte: „Ich erinnere mich an Ilhan Mansiz’ Tor gegen Senegal„, erklärte er.
Seine Fußball-Erinnerungen reichen aber auch über das eigene Land hinaus. Celik sprach über Bilder, die sich eingebrannt haben – etwa das 7:1 im WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien. Und er nannte die Namen, die seine Kindheit geprägt hätten: „Als Kind habe ich immer Ronaldinho gesehen. Mir gefiel sein Spielstil. Ich habe „Il Fenomeno“ Ronaldo oft gesehen. Über Messi und Ronaldo muss man nicht sprechen. Die besten Fußballer der Welt.“
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Aus seiner Sicht hat die Nationalmannschaft in jüngerer Vergangenheit gelernt, wie brutal Turniere verlaufen können, wenn der Start misslingt. Celik erinnerte an EURO 2020, als das Team ohne Punkte blieb, und zog daraus eine klare Schlussfolgerung: „Wir haben verstanden, dass die ersten Spiele immer sehr kritisch sind.“ Er sprach von einer „enttäuschenden Niederlage“ gegen Italien, nach der die Moral stark gefallen sei.
Dem stellte er die Dynamik bei EURO 2024 gegenüber, als ein Sieg gegen Georgien eine völlig andere Atmosphäre erzeugt habe. Celiks Fazit: Ein guter Auftakt schiebt ein Team mental nach oben – und kann ein komplettes Turnier tragen. Diese Logik nimmt er nun auch in die WM-Qualifikation mit.
Auf die Frage, ob es vor schweren Partien Zweifel gebe, antwortete Celik mit einem Grundsatz. „Das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen, ist immer etwas ganz Besonderes. Wir hatten noch nie Verzweiflung“, erklärte er. Selbst wenn Spieler fehlen, seien andere bereit, das Training zeige die Bereitschaft – und entscheidend sei, dass nicht nur elf, sondern 23 Spieler gebraucht werden.
Für Celik ist das auch ein Qualitätsmerkmal dieses Kaders: „Wir haben ein Team, in dem alle Spieler immer bereit sind.“ Und er brachte es in einem Satz auf den Punkt: „Wenn Sie das Trikot der türkischen Nationalmannschaft tragen, gibt es nie Raum für Verzweiflung.“
Celik lobte zudem den Nationaltrainer Vincenzo Montella und beschrieb die Zusammenarbeit als klar und strukturiert. „Montella ist ein sehr ruhiger und fairer Mensch„, sagte er. Jeder im Team spüre das, die taktische Disziplin werde dadurch auf dem Platz sichtbar. Die Spieler fühlten sich wohler, weil sie genau wissen, was zu tun ist – und daraus entstehe Erfolg.
Auch im persönlichen Umgang zeichnete Celik ein Bild von Nähe und Respekt. Montella schreibe ihm gelegentlich vor Spielen, wünsche Glück, die Kommunikation bleibe stabil. Gleichzeitig räumte Celik ein, dass längere Gespräche manchmal über einen Dolmetscher einfacher seien, weil es um präzises Verständnis geht.
Celik erzählte ausführlich von seiner Entwicklung – vom Straßenfußball über die Ausbildung bei Bursaspor und die Stationen Bursa Niluferspor und Istanbulspor bis nach Lille und schließlich Rom. Er beschrieb, wie Scouts ihn entdeckten, wie der Transfer nach Frankreich zustande kam und warum Lille für ihn ein echter Sprung nach Europa war.
Besonders eindrücklich waren seine Erinnerungen an die Meisterschaft in Frankreich. Celik betonte, wie schwierig es sei, vor Paris Saint-Germain Meister zu werden, und nannte die Qualität der Pariser Stars. Trotzdem gelang Lille der Titelgewinn – „eine unvergessliche Sache„. Später, so Celik, habe auch Jose Mourinho großen Einfluss auf seinen Wechsel nach Rom gehabt: Mourinho habe ihn unbedingt gewollt, dann sei der Deal zustande gekommen. Heute sieht Celik Rom als eine der besten Adressen der Fußballwelt und sagt klar: „Ich bin so stolz, in Rom zu spielen.“
Über den „Roma“-Alltag sprach Celik mit sichtbarem Respekt. Er lobte Trainer Gian Piero Gasperini und erklärte, dessen Trainingssystem sei „sehr effektiv“. Nach den ersten zehn Trainingstagen sei ihm „das Gehen wirklich schwer“ gefallen – ein Hinweis auf Intensität und Detailarbeit, die er als Grund für den hohen Fußballstandard sieht.
Auch die Fans in Rom beeindruckten ihn nachhaltig. Celik sagte: „Roma hat die besten Fans, die ich in Europa gesehen habe.“ Jedes Spiel sei mit rund 60.000 Zuschauern besetzt, die Unterstützung sei überall spürbar. Gleichzeitig hob er hervor, dass die Menschen seinen persönlichen Raum respektieren – Autogramme und Fotos ja, aber ohne Übergriffigkeit. „Das ist für Fußballspieler sehr wichtig„, sagte er.
Eine besondere Geschichte erzählte Celik über seinen Spitznamen in Rom. Fans vergleichen ihn mit der Klub-Legende Cafu, dessen Spitzname „Il Pendolino“ war. Genau so nennen sie inzwischen auch Celik – „Zug“, ein Spieler, der kommt und geht, mit Tempo und Rhythmus. Celik sagte, es sei für ihn sehr wertvoll, mit Cafu in Verbindung gebracht zu werden.
Den stärksten Satz des Interviews lieferte er aber bei der Frage nach dem besten Spieler, mit dem er je zusammengespielt hat. Celik erklärte, Paulo Dybala habe ihn vom ersten Tag an überrascht, weil er „ein ganz besonderer Spieler“ sei. „Im Training, im Match spürt man immer die Qualität“, sagte Celik – und legte sich fest: „Dybala ist der beste Spieler, mit dem ich je gespielt habe.“
Zum Schluss blieb Celik bei seinem Kernziel. Auf Fragen nach Karriereplanung und nächsten Träumen antwortete er bodenständig: Er schaue nicht zu weit, genieße das Spiel, konzentriere sich auf Training und Leistung. „Die Ziele steigen ständig“, sagte er, aber aktuell gebe es nur eine Priorität: „Im Moment denke ich nur daran, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen.“
Genau in dieser Haltung liegt seine Botschaft an die Fans: Konzentration auf den nächsten Schritt, keine Ausreden, keine Verzweiflung. Wenn Rumänien und die möglichen Folgegegner in den Playoffs geschlagen werden, soll der lange WM-Weg der Türkei endlich enden – und ein Team, das „jung und energisch“ ist, seinen Platz auf der größten Bühne zurückholen.









































